Regelkatalog für Bauen am Neusiedler See?

Was soll am Neusiedler See gebaut werden und wer kann mitreden? Die hauptsächlich von Unternehmern getragene „Initiative Neusiedler See“ will dafür einen Regelkatalog erstellen. Bei einer Info-Veranstaltung wurde darüber heftig diskutiert.

Der Neusiedler See steht als Nationalpark-Region unter Naturschutz. Bauprojekte, sofern sie überhaupt gestattet werden, treffen bei Anrainern und Naturschützern oft auf Widerstand. Die Initiative will jetzt Spielregeln aufstellen, an die sich Projektbetreiber am See halten sollen.

Zellmann: „Grundlage für Masterplan“

Das Interesse an der Info-Veranstaltung in Winden war groß. Beinahe 200 Menschen kamen, um sich die Pläne der „Initiative Neusiedler See“ anzuhören und darüber zu diskutieren. Die Veranstalter hatten sich prominente Unterstützung geholt: Die Moderatoren des Abends waren Fernseh-Talkmasterin Barbara Karlich und der Freizeit-Forscher Peter Zellmann. Er legte einen Plan vor, der als Entscheidungsgrundlage für die Bevölkerung am Neusiedler See dienen soll.

Projektpräsentation

ORF/Hannes Auer

Projektpräsentation in Winden

„Oft gibt es ja Projekte: Die Bevölkerung ist kaum informiert, Lobbys setzen sich durch, andere kleine Interessensgruppen fühlen sich benachteiligt - um das für die Zukunft in der Region Neusiedler See auszuschalten haben wir eine Grundlage für einen Masterplan geschaffen“, so Zellmann. Diese solle jetzt der Bevölkerung vorgelegt werden.

Kritik aus dem Publikum

Die ersten Reaktionen aus dem Publikum fielen ablehnend aus. Das Papier von Professor Zellmann sieht etwa vor, dass wirtschaftliche Interessen und der Naturschutz in einem ausgewogenen Verhältnis stehen, und dass die Lebensqualität der See-Bewohner erhöht wird.

Neusiedler See

ORF

Bauprojekte im Nationalpark-Gebiet sind ein heikles Thema

Doch im Publikum schwang die Sorge mit, dass die Initiative zuallererst Interessen von Tourismusunternehmen, Baufirmen oder dem Grundstückseigentümer Esterhazy vertritt. Damit man dann sagen könne, dass die Bevölkerung informiert und eingebunden gewesen sei, sagte zum Beispiel Petra Schwarz aus Winden: „Es werden irgendwelche Projekte irgendwann umgesetzt und der Bevölkerung wird jetzt vorgegaukelt: Ihr wart ja dabei, ihr habt es ja gemeinsam mitbestimmt“.

Zellmann: Konzept dient keinen Einzelinteressen

Freizeitforscher Peter Zellmann sagte, dass sein Konzept keinen Einzelinteressen diene. Für ihn habe am Anfang geprüft werden müssen, ob es versteckte Lobbyinteressen oder Projekte, die man schön verpackt durchdrücken wolle, gebe. „Erst als ich sicher war, dass das nicht der Fall ist, habe ich mich wirklich gerne dazu bereit erklärt, einen solchen Prozess in die Wege zu leiten“, so Zellmann.

Im Lauf der Veranstaltung meldeten sich doch noch einige Menschen, die an den Leitlinien mitwirken wollen. Sie forderten etwa mehr Stellen mit öffentlichem Seezugang und dass sich bereits laufende Projekte den Regeln unterwerfen sollten.

Grüne: Landesregierung säumig

Seitens der Landespolitik hätten nur die Grünen Interesse an diesem Thema gezeigt, kritisierte der Abgeordnete der Grünen, Wolfgang Spitzmüller. Der Neusiedler See und seine Verbauung sei ein politisch heikles Thema, bei dem alle zusammenarbeiten müssten. Die Grünen hätten wiederholt die Erarbeitung eines neuen Entwicklungskonzeptes für den Neusiedler See gefordert. Die Landesregierung sei da säumig, ein bisschen Bürgerbefragung anzukündigen, löse das Problem der zunehmenden Verbauung nicht - mehr dazu Masterplan: Zukunft des Neusiedler Sees.