„Ötzi“: Pfeil als Todesursache?

Thomas Bonfert, Regisseur im ORF Burgenland, hat sich in seiner Doktorarbeit mit der Todesursache der Gletschermumie „Ötzi“ auseinander gesetzt. Was eigentlich die längste Zeit vermutet wird, konnte er nun anhand eines 3D-Modells belegen.

Im Jahr 1991 entdeckten Wanderer in den Ötztaler Alpen in Südtirol eine Gletschermumie. Heute zählt Ötzi, der „Mann aus dem Eis“, zu den am besten untersuchten Toten. Doch längst ist nicht alles erforscht. Fast ebenso geheimnisvoll wie das Leben, ist noch immer die Todesursache.

Seit 26 Jahren wird die Gletschermumie von Wissenschaftlern erforscht. Über die Jahre gewann man immer wieder neue Erkenntnisse. Der Mann aus dem Eis birgt aber weiterhin viele Geheimnisse. Etwa wenn es um die genaue Todesursache geht.

Ötzi, Bildbearbeitung, Todesursache

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Seit 26 Jahren wird die Gletschermumie von Wissenschaftlern untersucht

Pfeilschuss-Hypothese visuell dargestellt

Den Fragen wie Ötzi wirklich starb und ob er durch eine Pfeilspitze ums Leben kam, ging Thomas Bonfert in seiner wissenschaftlichen Arbeit für seine Dissertation nach. „Für mich war aufgrund meiner theoretischen Vorbildung - einerseits Radiologie-Technologe und andererseits Anthropologe - interessant, dieses Thema in einer bildbearbeitenden Arbeit aufzugreifen und darzustellen, ob diese Hypothese plausibel ist, oder nicht. Denn das wurde zuvor noch nie gemacht“, so Bonfert.

Für die Wissenschaftler war damals schnell klar, dass Ötzi in der Grube wo er gefunden wurde, erschossen worden war. Nur passte der Einschusswinkel des tödlichen Pfeils nicht mit dem bislang vermuteten Tatort zusammen. Grün zeigt nun einen flacheren Einschuss-Winkel. Dafür musste das Schulterblatt am Computer in die anatomisch korrekte Position gebracht werden.

Ötzi, Bildbearbeitung, Todesursache

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Via 3D-Bildbearbeitung wurde die Einschussrichtung des Pfeiles nachgestellt

Ötzi, Bildbearbeitung, Todesursache

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„Die Hypothese, dass ihn der tödliche Schuss in der Grube ereilt hat, wo er gefunden wurde, ist hiermit wahrscheinlicher als jene, dass der Schuss von schräg unten gekommen ist. Durch die Lage der Pfeilspitze im Gewebe ist anzunehmen, das große Gefäße getroffen wurden - die Unter-Schlüsselbein-Vene. Begleitend dazu wurde auch der Nervenstrang, der die Schulter versorgt, verletzt und der Arm dürfte nach Abgabe des Schusses auch gelähmt gewesen sein“, so Bonfert.

Ötzi, Bildbearbeitung, Todesursache

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Bildmeister Thomas Bonfert bei der Arbeit

Strukturiert studieren im Alter

Neben seinem Full-Time-Job als Bildmeister und Regisseur beim ORF Burgenland hat der 53-jährige Niederösterreicher seine Doktorarbeit geschrieben. „Der große Unterschied im Alter ist, dass man im Vergleich zur Jugend vielleicht besser strukturiert ist, zielstrebiger ist und mit der vorhandenen Zeit ökonomisch ist“, so Bonfert. Das große Thema Todesursache vom Gletschermann wird wohl nach 5.300 Jahren nie restlos geklärt sein, aber diese Pfeilschuss-Hypothese ist durch diese visuelle Darstellung jetzt sehr wahrscheinlich geworden.