Krisentraining in Stadtschlaining

Der Raum rund um Stadtschlaining (Bezirk Oberwart) ist derzeit Schauplatz eines Trainingsprogramms der EU für Volontärinnen und Volontäre. Junge Menschen trainieren für den Einsatz im Zuge einer internationalen Hilfsmission.

Im fiktiven Staat Zamavia gab es ein verheerendes Erdbeben. Das Land befindet sich im Bürgerkrieg und eine Choleraepidemie ist ausgebrochen. Wie man als Mitarbeiter oder Mitarbeiterin nicht staatlicher Hilfsorganisationen (NGOs), mit diesem Szenario umgeht, lernen derzeit acht Gruppen mit insgesamt etwa 70 Personen aus ganz Europa. Finanziert wird das EU-Trainingsprogramm im Burgenland von der Europäischen Union.

Erstes Szenario: Verletzter in einem Minenfeld

Im ersten Szenario stößt die Einsatztruppe auf dem Weg zu einem Treffpunkt auf andere NGO-Mitarbeiter. Eine Person wurde in einem Minenfeld schwer verletzt. Die Teilnehmer helfen dem Verletzten, was für ihn gut ist, die Helfer aber in große Gefahr bringt. Sie haben das Minenfeld betreten und hätten sich dabei selbst in die Luft gesprengt.

Krisenübung Krisencamp Burg Schlaining

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Die Teilnehmer betreten das Minenfeld, um einem Kollegen zu helfen

Zofiya Pitcz aus Ungarn ist eine der Teilnehmerinnen: „Das war eine sehr schwierige Situation. Wir mussten schnell und effizient, aber strikt nach den Regeln handeln.“ Pierre Richard Pergolotti aus Italien hat das Szenario sehr mitgenommen: „Am Anfang war das ein Schock und nicht leicht, mit der Situation umzugehen und zu wissen, was man jetzt machen soll.“ Das Training gefällt ihm aber gut: „Es ist die perfekte Mischung zwischen Theorie und praktischer Simulation.“

Krisenübung Krisencamp Burg Schlaining

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Die Teilnehmer müssen mit einem korrupten Bürgermeister verhandeln

Zweites Szenario: Korrupter Bürgermeister

Im zweiten Szenario treffen die NGO-Mitarbeiter im Rathaus der fiktiven Stadt Svenia auf den korrupten Bürgermeister, der noch dazu ein religiöser Fanatiker ist. Die Teilnehmer müssen mit diesen Bedingungen umgehen und gleichzeitig in Erfahrung bringen, was gebraucht wird, ohne Handlanger des Politikers zu werden.

Richtiges Helfen lernen

Ausgedacht und koordiniert werden diese Szenarien auf der Burg Schlaining, im Österreichischen Studienzentrum für Frieden und Konfliktlösung. Seit April ist Gudrun Kramer, ehemalige OSZE-Mitarbeiterin, die Direktorin: „Man muss auch komplexe Situationen analysieren können. Man muss beurteilen können, ob es in den Gebieten sicher ist, Hilfe zu leisten.“

Die Teilnehmer bekommen das theoretische Rüstzeug für die Aufgaben. Die Kurse werden auf Englisch gehalten. „Wir bieten sehr unterschiedliche Trainingsprogramme an. Im Rahmen des EU-Aid-Volunteers-Trainings sind es Personen aus der EU, die bereit sind, Freiwilligendienst zu leisten im Bereich der humanitären Hilfe, und das auch als Berufseinstieg wahrnehmen möchten“, so Kramer.

Krisenübung Krisencamp Burg Schlaining

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Die Teilnehmer müssen jeden Tag einen Bericht abgeben

Korrektes Verhalten in Krisengebieten

Mit dabei ist auch die Österreicherin Pia Ferner, die in den Niederlanden lebt. „Ich habe ein Praktikum im Bereich Desaster-Management in Indonesien gemacht. Die Lebensbedingungen sind immer anders und oft auch eine spezielle Herausforderung. Aber wenn man der Typ dafür ist und man sich mit der Idee anfreunden kann, dann ist es auf jeden Fall machbar. Wenn ich helfen kann, möchte ich Hilfe leisten. Ich denke, dass jeder ein Anrecht darauf hat.“

Die jungen Menschen lernen acht Tage lang in verschiedenen Szenarien, wie man sich in Krisengebieten richtig verhält und wie man effektiv helfen kann. Die rund 70 EU-Volontärinnen und -Volontäre sind noch bis Samstag in Stadtschlaining.

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