Auf den Spuren der Roma in Holzschlag

In Holzschlag hat es vor dem Zweiten Weltkrieg eine der größten Romasiedlungen im Burgenland gegeben. Mehr als die Hälfte der Ortsbevölkerung - nämlich über 300 - waren Roma. Sie wurden deportiert und ermordet, nur 28 kamen zurück.

In Holzschlag im Naturpark Geschriebenstein leben heute rund 300 Einwohner. Zum Gedenken an die Deportation und Ermordung der Roma unter der Herrschaft der Nationalsozialisten wurde im Vorjahr beim Friedhof eine Gedenktafel aufgestellt.

Gedenktafel an Roma in Holzschlag

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Gedenktafel beim Friedhof

„Und dann waren sie weg“

Bereitwillig zeigten die Holzschlager ORF-Burgenland-Redakteurin Dorottya Kelemen die Gräber der Roma auf dem Friedhof. Die Älteren im Dorf wie Gustav Schmidt-Schranz erinnern sich noch an jene Nacht im Oktober 1941, als die Roma aus dem Dorf deportiert wurden. Er sei zwölf Jahre alt gewesen, als die Roma im Dorf überrascht und zuerst nach Weißenbachl gebracht worden seien, wo schon ein Lastwagen gewartet habe. „Und dann waren sie weg“, so Schmidt-Schranz.

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Zeitzeuge erinnert sich

Gustav Schmidt-Schranz erinnert sich noch an die Nacht, als die Roma deportiert wurden.

Die letzte Romni von Holzschlag

Heute lebt nur mehr eine Romni in Holzschlag. Die Eltern von Ingrid Klein überlebten das Anhaltelager Lackenbach und kehrten nach dem Krieg nach Holzschlag in ihre Heimat zurück, um sich wieder eine Existenz aufzubauen.

Ingrid Klein im Gespräch mit ORF-Redakteurin Dorottya Kelemen

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Ingrid Klein im Gespräch mit Dorottya Kelemen

Leicht hatte es die Familie dabei nicht. Es sei zum Beispiel nicht so einfach gewesen, jemanden zu finden, der ihnen ein Grundstück verkaufte, so Klein.

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Ingrid Klein erzählt aus ihrem Leben

Man könne nicht alle in einen Topf werfen, meint Ingrid Klein auf die Frage, wie man heute mit ihr in Holzschlag umgehe.

Johann Sauer erzählte Dorottya Kelemen von den drei Romasiedlungen von Holzschlag. Außen seien die Häuser mit einem ausgestochenen Rasen verkleidet gewesen. Heute ist von den Siedlungen im Ort nichts mehr zu sehen.

Bis jetzt kein Foto von Romasiedlungen bekannt

Im Burgenland gebe es eine gute Dokumentation von Romasiedlungen, die auf Polizeifotos zurückgingen, sagte der Historiker Gerhard Baumgartner bei einem Vortrag in Holzschlag. Doch interessanterweise sei Holzschlag nicht dabei. Er hofft daher jetzt auf die Lokalhistoriker, denn eigentlich gebe es im 20 Jahrhundert für alles ein Foto und er sei überzeugt, dass man auch in Holzschlag eines auftreiben werde.

Holzschlag

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In diesem Waldstück soll eine Romasiedlung gewesen sein

Internationaler Roma-Tag am 8. April

Die Bestrebungen die Geschichte der Roma aufzuarbeiten sieht man in Holzschlag durchaus positiv, das zeigte in der vergangenen Woche auch ein sehr gut besuchter Vortrag, der von der Volkshochschule der burgenländischen Roma organisiert worden war.

Emmerich Gärnter-Horvath im Interview

Der neue Vorsitzende des Volksgruppenbeirates der Roma Emmerich Gärtner-Horvath war am Samstag Gast in „Burgenland heute“.

Auch der Internationale Tag der Roma am 8. April ist jedes Jahr eine Gelegenheit, um auf die Geschichte und die aktuelle Lage der Roma aufmerksam zu machen. Im OHO in Oberwart findet diesen Samstag zum Beispiel eine Tagung der Volkshochschule der Burgenländischen Roma. Das Thema ist die Situation der Romafrauen, der Romnija.