Eineinhalb Jahre Haft für Dieseldieb

Weil er aus Tanks von mehreren Pkw und Traktoren im Bezirk Neusiedl am See Diesel abgezapft haben soll, musste sich ein 38-Jähriger am Freitag im Landesgericht Eisenstadt verantworten. Das nicht rechtskräftige Urteil: 18 Monate Haft.

Der Staatsanwalt machte den Angeklagten für sieben vollendete und einen versuchten Treibstoffdiebstahl verantwortlich, die am 28. und 29. September des Vorjahres in Illmitz, Halbturn und Podersdorf verübt worden waren. Während der Schaden durch die Diebstähle selbst - meist wurden etwa zehn bis 30 Liter Diesel abgezapft - eher gering war, schlugen sich die kaputten Tanks mit jeweils 600 bis 800 Euro zu Buche.

Prozess Dieseldiebstahl

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Der Angeklagte vor Gericht

Ehemaliger Kriminalbeamter als Zeuge

Einige Tage vor den Diebstählen hatte ein Zeuge spätabends beim Spaziergang mit seinem Hund ein Fahrzeug bemerkt, das von der Halle seines Schwagers wegfuhr, ohne das Licht einzuschalten. Weil dem Mann das verdächtig vorkam, schaute er nach und fand bei einem Traktor, der dem Schwager gehörte, einen Kanister und Schläuche, erzählte der Zeuge, der 40 Jahre als Kriminalbeamter tätig war, vor Gericht.

DNA des Angeklagten gefunden

Darauf habe sich seine DNA befunden, hielt der Richter dem Angeklagten vor. Wie es dazu gekommen war, konnte der 38-Jährige dem Gericht nicht erklären. Richter Wolfgang Rauter erkundigte sich auch, ob es stimme, dass der Angeklagte bei einer Vernehmung durch die Polizei gemeint habe, das Sozialsystem in Österreich sei „sehr gut“ und dass er den Beamten gesagt habe: „Dafür sitze ich höchstens drei Monate, das ist mir egal“. Der 38-Jährige wies das entrüstet zurück und sagte, er habe das betreffende Protokoll auch nicht unterschrieben.

Prozess Dieseldiebstahl

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Richter Wolfgang Rauter

Geständig bei Urkundenfälschung

Einzig zum Vorwurf der Urkundenfälschung, weil er eine österreichische Kennzeichentafel entfremdet haben soll, war der Angeklagte von Beginn an geständig. Er habe das getan, weil er daheim in der Slowakei so oft kontrolliert worden sei, rechtfertigte sich der Mann, in dessen Auto bei seiner Festnahme ein nach Diesel riechender Bohrer, Handschuhe sowie ein Kanister und Schläuche gefunden worden waren.

Rauter: Zwei Jahre Freiheitsstrafe „at least“

Der Richter gab ihm zu verstehen, dass er sich angesichts der bisher nicht geständigen Verantwortung und der Vorgeschichte - zu Buche stand bei ihm gut ein halbes Dutzend Gerichtsverfahren wegen Diebstahls binnen knapp zweier Jahrzehnte - im Fall eines Schuldspruches bei zwei Jahren Freiheitsstrafe „at least“ bewege. Nach kurzer Beratung mit seinem Verteidiger zeigte sich der 38-Jährige daraufhin voll geständig.

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„Fleißig Erschwerungspunkte gesammelt“

Sein Anwalt wies darauf hin, dass sein Mandant bereit sei, den Schaden wiedergutzumachen und bat um ein „möglichst mildes und zum Teil bedingtes“ Urteil. „Wir haben einen Angeklagten, der außerordentlich fleißig Erschwerungspunkte gesammelt hat“, stellte der Richter in der Urteilsbegründung fest. Insgesamt betrachtet, könne mit der verhängten Haftstrafe „gerade noch das Auslangen gefunden“ werden. Der 38-Jährige nahm das Urteil an, der Staatsanwalt gab keine Erklärung ab.

Polizei: Immer wieder Dieseldiebstähle

Der am Freitag verurteilte Mann kann als vergleichsweise „kleiner Fisch“ bezeichnet werden, aber die Polizei im Burgenland kennt auch Dieseldiebstähle, die im großen Stil durchgeführt werden. Diesel werde im Sommer beispielsweise immer wieder aus landwirtschaftlichen Bewässerungsaggregaten gestohlen, sagt Polizeisprecher Helmut Greiner im Interview mit ORF-Burgenland-Redakteurin Patricia Spieß.

Prozess Dieseldiebstahl

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Helmut Greiner im Interview mit Patricia Spieß

Helmut Greiner: Die meisten Treibstoffdiebstähle passieren im Bezirk Neusiedl am See. Zum Einen, weil es dort große Flächen gibt, die in den Sommermonaten bewässert werden müssen, zum Anderen aber auch, weil es hier - im Vergleich zu anderen Teilen des Burgenlandes - relativ viele Großbaustellen gibt.

Patricia Spieß: Kann man davon ausgehen, dass diese Diebe organisiert sind?

Greiner: Der Diebstahl von Treibstoff aus Bewässerungsanlagen oder Baufahrzeugen ist eine logistische Herausforderung. Hier ist „Manpower“, also Personal, erforderlich. Denn zum Einen muss der Treibstoff aus dem Fahrzeug abgesaugt werden, man braucht Fässer zum Transport des abgezapften Treibstoffs und es werden Fahrzeuge benötigt, die diese schweren Fässer vom Tatort abtransportieren.

Spieß: Und die Diebe verkaufen den Treibstoff anschließend. Zahlt sich das denn aus?

Greiner: Der Aufwand ist sehr groß. Dennoch ist die Spanne sehr hoch und der Verdienst der Diebe entsprechend groß.

Spieß: Was kann denn die Polizei gegen diese Art von Diebstählen unternehmen?

Greiner: Die Grenzkontrollen, die zur Zeit im Burgenland stattfinden, zeigen erste Wirkung. Der Diebstahl von Treibstoffen konnten durch die verstärkten Streifen der Polizei und dem Einsatz des Bundesheeres minimiert werden.