Erinnerung an Flucht aus Ungarn

Dieser Tage jährt sich Ungarn-Aufstand zum 60. Mal. Rund 180.000 Ungarn sind im November 1956 über das Burgenland in den Westen geflüchtet. Unter ihnen war auch Familie Littasy aus Budapest. Jetzt sind die damaligen Flüchtlingskinder erstmals an die Grenze zurückgekehrt.

Es war im November 1956 - das Land war bereits tief verschneit, tausende Ungarn waren auf der Flucht - auch das Ehepaar Littasy mit seinen sieben Kindern. Auf der Flucht in den Western wurde die Familie verhaftet, konnte aber freikommen und sich dann zu Fuß weiter Richtung Grenze durchkämpfen. In der Nacht von 24. November auf 25. November erreichte die Familie dann bei Deutsch Bieling-Heiligenbrunn den ersehnten Westen.

Sie seien sechs Tage unterwegs gewesen, es sei sehr kalt gewesen - tiefster Winter - und plötzlich hätten sie Lichter im Tal gesehen und gehofft, dass sie in Österreich angekommen sind, schilderte der heute 69 Jahre alte Akos Littasy die Ankunft im Burgenland.

Familie Littasy, Ungarn, Flucht

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Hier erreichte Familie Littasy das Burgenland

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Die fünf Geschwister besuchten Heiligenbrunn

Glücklich angekommen zu sein

„Es ist als wäre es heute. Ich kann mich gut daran erinnern, ich war damals zwölf Jahre alt. Wir kamen den Hügel herunter und haben die erste Nacht im Feuerwehrhaus verbracht. Ich lag unter der Bank und war ganz glücklich. Wir waren ausgehungert und haben ein großes Stück Schwarzbrot bekommen mit dick Butter drauf und Waldhonig und ein Tetrapack Milch. Das war für uns aus Ungarn wie aus dem Weltraum“, erzählte der 72-jährige Facharzt Gabor Littasy.

Familie Littasy, Ungarn, Flucht

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Die Familie schickte ein Foto und bedankte sich

Gastfreundschaftliche Heiligenbrunner

Die Gastfreundschaft der Heiligenbrunner vergaßen sie bis heute nicht. Jetzt sind fünf der sieben Kinder - die meisten wohnen heute in Wien - an jene Stelle zurückgekehrt, wo sie vor 60 Jahren erstmals österreichisches Staatsgebiet betreten haben.

„Ich bin tief bewegt. Ich weiß ja nichts mehr, denn ich war damals noch so jung - eineinhalb Jahre. Aus Erzählungen weiß ich, dass ich in den Schnee gefallen bin und nehme an, dass ist der Grund, warum ich mich heute noch so fit und frisch fühle“, sagte Agota Littasy, heute 61 Jahre alt.

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Das Buch „Ungarnaufstand 1956 - über die Flüchtlingshilfe in Güssing“ von Karl Heinz Gober

Im Internet gefunden

Durch Zufall wurde man auf die ungarische Flüchtlingsfamilie Littasy in Güssing jetzt aufmerksam. „Mein Vater war 1956 als Rot-Kreuz-Chauffeur sehr aktiv bei der Flüchlingsbetreuung im Einsatz und hat auch die Familie Littasy nach Güssing gebracht. Nach ungefähr fünf Jahren haben wir dann ein Foto bekommen mit einem Dankeschön und Namen drauf. Ich habe den Namen im Internet eingegeben und mir ist sofort die Familie Littasy ins Auge gestochen und seitdem sind wir in Kontakt“, sagte Christine Krtschal aus Güssing.

Das war vor wenigen Monaten. Die Flucht der Littasys ist nachzulesen in dem soeben erschienen Buch „Ungarnaufstand 1956 - über die Flüchtlingshilfe in Güssing“ von Karl Heinz Gober.