Bunter Bühnenzauber in Mörbisch

Nach mehr als 40 Jahren hatte Paul Abrahams Operette „Viktoria und ihr Husar“ am Donnerstagabend auf der Seebühne Mörbisch wieder Premiere. Das Publikum erlebte dabei eine Materialschlacht der Extraklasse.

Die Premierengäste begaben sich mit „Viktoria und ihr Husar“ auf Zeitreise zurück ins Jahr 1930. Regisseur Andreas Gergen lässt die Operette im Entstehungsjahr spielen und setzt somit auf eine geradlinige Inszenierung ohne Brüche und Überhöhungen mit Charme und Witz. Geboten wird klassische Revueoperette, unterstrichen von einer Showtreppe und einer umfassenden Ausstattung mit 832 glamourösen Kostümen.

Im Jahr 1930 feierte „Viktoria und ihr Husar“ Premiere. Aus dieser Zeit gibt es noch Ohrenzeugen, wie etwa Schauspielerin Lotte Tobisch. Sie erinnere sich noch daran, als sie diese Lieder als Fünf- oder Sechsjährige gesungen habe, so Tobisch. Dagmar Schellenberger verstand es einige dieser Lieder gekonnt in Szene zu setzen. Sie bezauberte das Premierenpublikum als Viktoria.

Hervorragende Stimmen, glamouröse Kostüme

Auch Andreas Steppan konnte seine Unerfahrenheit als Sänger durch seine große Bühnenpräsenz wettmachen. Auch der wunderbare Tenor Michael Heim konnte überzeugen, jedoch hätte er etwas mehr schneidiger Husarenrittmeister sein können. Die beiden Buffopaare, Katrin Fuchs und Adreas Sauerzapf sowie Verena Barth-Jurca und Peter Lesiak sind nicht nur stimmlich hervorragend disponiert, sondern sorgen auch für schauspielerisches und leichtfüssiges Amüsement. Das Publikum erlebte bei „Viktoria und ihr Husar“ eine wahre Materialschlacht: Glamouröse Kostüme, opulente Bühne und dazu natürlich Melodien die ins Ohr gehen veranlassten die Premierengäste zu minutenlangem Schlussapplaus.

Nicht alle Besucher begeistert

Jedoch waren nicht alle Besucher von der Inszenierung überzeugt. Opernexperte Peter Dusek fand, dass es zuviel Disneyland, zuviel Klischee und zu wenig stille Momente gegeben habe. Das Musikalische sei fast Nebensache gewesen, so Dusek. Anders sah das Life-Ball-Erfinder Gery Keszler. Er war von der Inszenierung angetan. Es sei großes Revuetheater weswegen die Leute auch nach Mörbisch kommen würden, so Keszler. Es habe wirklich einen Pfiff und er finde es sehr gut.

Kritik zu „Viktoria und ihr Husar“

Im vergangenen Jahr verzauberten die Seefestspiele Mörbisch Publikum und Kritik mit ihrer Inszenierung der Johann Strauss Operette „Eine Nacht in Venedig“. An diese Leistungsschau eines gut inszenierten Sommerspektakels kann die heurige Produktion nicht anschließen, das meint ORF-Burgenland-Kulturredakteurin Michaela Frühstück in ihrer Kritik zur Premiere auf der Seebühne:

"Der Applaus des Premierenpublikums ist nicht nur verhalten, sondern auch enden wollend und braust erst nach dem unvermeidlichen Feuerwerk auf. Feuerwerk hat es davor auch schon gegeben, allerdings war es ein Feuerwerk an Klischees, Klischees und Klischees. Dabei könnte man ja durchaus auch mit Klischees kreativ arbeiten und sie zumindest augenzwinkernd in Frage stellen. Das ist bei dieser Mörbisch-Inszenierung von Paul Abrahams Operette „Viktoria und ihr Husar" nicht passiert“, so Frühstück.

"Auch stimmlich ist noch Luft nach oben. Zum Beispiel bei Dagmar Schellenberger als Viktoria. Bühnenbild und Kostüme erinnern an die Ausstattung von Sissi-Filmen aus den 1950er-Jahren, ein Hauch von „Ich denke oft an Piroska“ weht in guten Momenten über die Seebühne. Ein wenig fühlt man sich an Kindermaskenbälle erinnert, als es noch „in" war sich als Japaner, Ungarin oder Charleston-Girl" zu kostümieren. 50 Tänzerinnen und Tänzer hatten Gelegenheit die Bühne zu dominieren. Doch Schwung ist keiner in die Liebesgeschichte gekommen. Schade auch, dass selbst bei den an sich anrührenden Passagen kein Funke übergesprungen ist. Womit wir wieder beim Feuerwerk wären“, so Frühstück.