Milchbauern bangen um ihre Existenz

Unter den burgenländischen Milchbauern herrscht Krisenstimmung. Derzeit erhalten sie für einen Liter Rohmilch rund 27 Cent von den Molkereien. Sie können nicht mehr kostendeckend arbeiten, viele Bauern haben Existenzsorgen.

Schuld am Preistief sind die europaweite Milchüberproduktion sowie die wirtschaftlichen Sanktionen gegen Russland, das ein wichtiger Abnehmer für Milchprodukte war. Im Burgenland haben schon bereits hunderte bäuerliche Betriebe in den vergangenen Jahren die Milchwirtschaft aufgegeben. Einige sahen darin aber dennoch ihre Zukunft. Dazu gehörte auch Christian Bauer aus Gamischdorf (Bezirk Güssing). Er investierte rund eine Million Euro in seinen Kuhstall. „Vor zwei Jahren haben wir noch 43 Cent bekommen, jetzt sind wir bei 27 Cent. Für meinen Betrieb katastrophal.“ Er schreibe täglich Verluste, sagt Bauer.

Kuhstall

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Michael Pomper bei der Arbeit im Kuhstall

Ähnlich geht es Michael Pomper. Er betreibt in Bocksdorf (Bezirk Güssing) einen Rinderstall mit 150 Milchkühen. Pomper zählt damit zu den größten Milchbauern im Land. Der Verlust betrage derzeit 4.000 bis 5.000 Euro im Monat, auf Dauer werde das nicht zu verkraften sein.

Auch Biobauern haben Probleme

Das Preistief macht aber nicht nur den konventionellen Milchbauern zu schaffen, sondern auch den Biobetrieben. Franz Gasper hat 65 Kühe und erzeugt in Heiligenbrunn (Bezirk Güssing)Biomilch. Er bekomme zwar um elf Cent mehr pro Liter, allerdings seien die Produktionskosten deutlich höher. „Wir bräuchten 50 Cent, um durchzukommen“, sagt Gasper.

Vom Vorschlag, die Milchproduktion zu drosseln, halten die Milchbauern nicht viel. Denn im Burgenland würde in Summe sehr wenig Milch erzeugt und außerdem könne man den Kühen nicht einfach Kurzarbeit verordnen und sie nur jeden zweiten Tag melken, sagen die Bauern.

Mehr Bewusstsein schaffen

Die niedrigen Milchpreise nahmen auch Agrarlandesrätin Verena Dunst (SPÖ) und Landwirtschaftskammerpräsident Franz Stefan Hautzinger am Montag bei einem Pressegespräch in Eisenstadt zum Anlass, um mehr Bewusstsein für das Nahrungsmittel Milch zu schaffen. Maßnahmen wie Schulmilch und Aufklärung der Konsumenten sollen die Lage der Milchwirtschaft wieder verbessern.

Im Burgenland liegt der Pro-Kopf Verbrauch bei etwa 80 Liter im Jahr. Beim Einkauf von Milchprodukten die mit dem AMA-Gütesiegel oder dem AMA-Biozeichen gekennzeichnet sind, unterstützt der Konsument die Milchbauern.

Hautzinger: „Sein oder Nichtsein“

„Wenn man glaubt, man kann sich durch einen niedrigeren Milchpreis etwas ersparen, dann irrt man“, so Hautzinger. Bei zehn Cent weniger erspare sich der durchschnittliche Konsument acht Euro im Jahr. Umgekehrt bedeute das für einen milchwirtschaftlichen Betrieb mit einer Produktion von etwa 100.000 Litern jährlich einen Verlust von 10.000 Euro. Da gehe es um Sein oder Nichtsein, so Hautzinger.

Die Milchwirtschaft ist zudem auch für die Pflege der Landschaft im Burgenland wertvoll und eine gepflegte Landschaft sei auch für die Voraussetzung für den heimischen Tourismus, so Hautzinger.

Im Burgenland gibt es noch 140 Milchviehbetriebe. Mit 4.500 Milchkühen produzieren sie jährlich fast 30 Millionen Liter Milch. Diese wird zu einem kleinen Teil von den Bauern selbst vermarktet. Der Großteil geht an die Molkereien: Etwas mehr als die Hälfte an die Milchgenossenschaft Niederösterreich, der andere Teil an die Berglandmilch.