Kobersdorf: Mahnmal gegen das Vergessen

Kobersdorf erinnert sich seiner jüdischen Vergangenheit. Ein im Vorjahr gegründeter Verein, angeführt vom ehemaligen Bürgermeister Erwin Hausensteiner, hat sich die Errichtung eines Mahnmals zum Ziel gesetzt.

Die Realisierung des Projektes wird einige Jahre dauern. Inzwischen will man die heutige Kobersdorfer Bevölkerung mit der Geschichte der Kobersdorfer Juden vertraut machen. Kobersdorf war einst eine der weithin bekannten jüdischen Siebengemeinden des Burgenlandes. Daran erinnern heutzutage nur noch die bröckelnde Synagoge, ein abgelegener Waldfriedhof und einige jüdische Hausnamen.

„Die Deutschbrücke, zum Beispiel, wurde nach der jüdische Familie, die bei dem Schloss wohnte, benannt“, erzählte der ehemalige Bürgermeister und Hobbyhistoriker Erwin Hausensteiner. Eine der jüdischen Familien von Kobersdorf waren die Grünwalds, mit einem Haus in der Neugasse.

Oskar Grünwald, Kobersdorf

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Spurensuche in Kobersdorf

Die Grünwalds lebten und arbeiteten in Wien und hatten Heimatrecht in Kobersdorf, so der 1937 geborene und heute 78-jährige Oskar Grünwald. Er war vor kurzem auf Spurensuche seiner Familiengeschichte in Kobersdorf. Grünwald überlebte die Zeit des Nationalsozialismus als Halbjude an der Seite seiner katholischen Mutter mit viel Glück.

Großvater, Vater und Tante wurden ermordet. „Irgendwann hat man das alles akzeptiert, verarbeitet oder als unabänderlich empfunden - bis zu einem gewissen Grad hat man es auch verdrängt“, so Grünwald.

Oskar Grünwald, Kobersdorf

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Oskar Grünwald begab sich in Kobersdorf auf Spurensuche seiner Familiengeschichte

Erinnerungsprozess im Gange

Der Abkömmling einer jüdischen Familie aus Kobersdorf machte in den siebziger und achtziger Jahren als Manager und ÖIAG-Chef Karriere. Nach Jahrzehnten der Verdrängung kommt allmählich Bewegung in den Erinnerungsprozess. Die Errichtung eines Mahnmals soll dazu beitragen, dieses Stück der Kobersdorfer Vergangenheit dem Vergessen zu entreißen.

„Die meisten sagen nichts, denen ist es egal, die haben andere Sorgen. Aber ich weiß, dass die überwältigende Mehrheit der Kobersdorfer das begrüßt“, sagte Erwin Hausensteiner - Autor des Buches über die jüdische Gemeinde von Kobersdorf.