Doskozil: Quartiere „Um und Auf“

In Nickelsdorf haben am Sonntagnachmittag weiterhin Tausende Flüchtlinge auf die Weiterreise gewartet. Genügend Busse seien auf Abruf da, aber die Quartiere fehlen, sagte Landespolizeidirektor Hans Peter Doskozil.

Am Sonntagnachmittag ließ Doskozil trotz fehlendem Ziel Flüchtlinge in die Busse steigen. „Ich habe jetzt Druck gemacht, dass wir Quartiere kriegen, das koordiniert die Verkehrsleitzentrale. Auf die sind wir angewiesen. Die Quartiere sind das Um und Auf. Das ist die größte Herausforderung“, so der Polizeichef. Im Bereich des Flugdachs standen am Sonntagnachmittag die Menschen in einer Reihe und warteten geduldig. Wer hier warte, habe derzeit die Aussicht, vielleicht in zehn Stunden in einen Bus für die Weiterfahrt in Österreich steigen zu können, so Doskozil im Gespräch mit der APA.

„Im Extremfall, wenn sich da nichts tut und keine Quartiere da sind, können sie auf die Autobahn auffahren und fahren eine Runde Sightseeingtour. So arg es klingt. Sie müssen einmal hier weg, damit die anderen merken, es tut sich etwas. Die Leute haben applaudiert und geschrien, als die Busse gekommen sind. Da merkt man gleich, da geht was weiter. Und wenn man da stundenlang steht und es geht nichts weiter, dann hältst du diese Menge nicht mehr“, so Doskozil.

Mehr Transportkapazitäten notwendig

Am Sonntag seien 8.500 Personen nach Nickelsdorf gekommen, lediglich 2.000 habe man in Bussen und Zügen weiterbringen können - mehr dazu in 8.500 Flüchtlinge in Nickelsdorf. Ein Zug soll am Sonntag noch nach Wien abfahren. „Aber das wird reichlich wenig sein bei der Menge. Vor allem auch weil man nie sicher sein kann, was noch kommt. Ich habe gehört in Ungarn sind 20.000 bis 25.000 Flüchtlinge aufhältig. Ich weiß nicht, ob das stimmt“, so Doskozil. Die Informationen aus Ungarn seien nach wie vor spärlich.

Dass die wartenden Menschen irgendwann Richtung Autobahn stürmen würden, glaube Doskozil nicht. Deshalb habe man eben Busse befüllt. Im schlimmsten Fall, das sei der angenehmere Worst Case, werde man aber ein geordnetes Abströmen über die Autobahn zulassen. „Das geordnete Abströmen über die Autobahn unter dem Aspekt, dass viele da sind, ist angenehmer und finde ich auch vertretbar, wenn es nicht anders geht“, so Doskozil. Dieser Abstrom würde unter Polizeibegleitung erfolgen. „Bevor es Szenen gibt, die wir nicht wollen, bevor sie in die Ortschaften ungeordnet abströmen, werden wir sie über die Autobahn abströmen lassen - in Richtung Wien, denn Richtung Ungarn gehen sie nicht“, so Doskozil.

Unterbringung eine Herausforderung

Zur Frage, ob es eine Prognose für die nächsten Stunden und Tage gebe, sagte Doskozil: "Die einzige Prognose ist, dass es nicht aufhören wird. Das Auslangen dürfte man hier in Nickelsdorf in Hinblick auf die Verpflegung bei 10.000 bis maximal 15.000 Personen gefunden habe. Zwar habe man auch schon mal 20.000 Leute hier gehabt, allerdings mit besseren Strukturen. Sollten Tausende weitere kommen, so sei die Verpflegung beziehungsweise der Aufenthalt hier nicht das Problem. Auch hier wäre die Unterbringung die große Herausforderung. „Wenn wir wollen, kriegen wir 60 bis 80 Busse auch her, dass wir wegfahren können“, so Doskozil.

Personell war die Polizei am Sonntag mit 100, das Bundesheer mit 70 Leuten in Nickelsdorf vor Ort. Kollegen aus Wien und Niederösterreich halfen aus. Aber es werde immer schwieriger, sagte der Polizeichef. „Es gibt auch auf der Führungsebene die ersten Krankenstände. Das ist für mich eine klare Entwicklung, was jetzt gar nicht negativ gemeint ist. Wir können nur hoffen, dass wir genug Ersatzkräfte bekommen, wenn es so weiter geht“, sagte Doskozil.

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