Kontrollen: Fünf Schlepper gestoppt

Seit Sonntag wird im Burgenland schwerpunktmäßig kontrolliert, eine Konsequenz aus dem Flüchtlingsdrama auf der A4 bei Parndorf. In Nickelsdorf verzeichnet die Polizei erste Erfolge. Fünf Schlepper wurden festgenommen.

Fünf Schlepper und 61 Flüchtlinge hat die Polizei direkt an der österreichisch-ungarischen Grenze bei Nickelsdorf (Bezirk Neusiedl am See) von Sonntagabend, 19.00 Uhr, bis Montagfrüh, 7.00 Uhr, aufgegriffen. In der gesamten Nacht sind der Polizei insgesamt 200 Flüchtlinge - Männer, Frauen und Kinder, meist aus Syrien und dem Irak - ins Netz gegangen.

Kontrollen bei Nickelsdorf

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Vor allem Klein-Lkw und Transporter stehen im Fokus

Verdächtige Fahrzeuge im Visier

Der Schwerpunkt der Kontrollen liege auf verdächtigen Fahrzeugen, sagt Gerald Pangl von der Landespolizeidirektion Burgenland. „In erster Linie werden Kastenwägen oder solche Fahrzeuge, mit denen zuletzt Schleppungen durchgeführt wurden, geöffnet. Der Laderaum wird gesichtet“, so Pangl. In der Nacht seien insgesamt 400 Lkws kontrolliert worden.

Es werde rund um die Uhr Kontrollen geben, heißt es. „Es wird in den kommenden Tagen kontrolliert. Wir haben dazu auch Verstärkung aus Wien bekommen, es sind 20 Kolleginnen und Kollegen von der Polizei Wien im Einsatz. Es wird auch an anderen Standorten, nicht nur im Bezirk Neusiedl am See, sondern auch in den Bezirken Oberpullendorf, Mattersburg und Eisenstadt-Umgebung kontrolliert“, sagt Pangl.

Mikl-Leitner: „Keine Grenzkontrollen“

Innenministerin Johann Mikl Leitner betonte am Montagvormittag noch einmal, dass es sich bei diesen Maßnahmen um keine Grenzkontrollen handelt, sondern um gezielte polizeiliche Kontroll- und Fahndungsmaßnahmen, die auf unbestimmte Zeit durchgeführt werden - mehr dazu in Verschärfte Grenzkontrollen: Mikl-Leitner zieht erste Bilanz.-

Die Kontrollen wirkten sich jedenfalls auch auf den Verkehr aus. Am Vormittag kam es zu kilometerlangen Staus bis Györ zurück - mehr dazu in 50 Kilometer Stau wegen Kontrollen.

Bundesheer hilft mit

Die Situation in der Sammelstelle Nickelsdorf bei der Unterbringung und Versorgung der Flüchtlinge ist mittlerweile angespannt. Daher leisten Soldaten des Militärkommando Burgenland und des Truppenübungsplatzes Bruckneudorf Unterstützung bei der Arbeit.

Kontrollen bei Nickelsdorf

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Das Bundesheer hilft bei der Betreuung der Flüchtlinge

Kontrollen bei Nickelsdorf

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Die Situation in Nickelsdorf ist angespannt

Zwischen zwölf und 15 Soldaten leisten Dienst bei der Erstaufnahme-Stelle in Nickelsdorf. Zu ihren Aufgaben gehören Aufbauarbeiten, Essensverteilung und Organisatorisches. Aber auch beim Sortieren der Spenden hilft das Bundesheer dem Roten Kreuz.

„Für die jungen Kollegen ist es ganz schwer, zwei mussten wir schon ablösen, weil die das hier nicht verkraften. Wenn die die kleinen Kinder sehen, ist das schon hart“, sagt Josef Hatos vom Österreichischen Bundesheer.

Verdächtige sind amtsbekannt

Indes hat sich herausgestellt, dass zwei der vier Männer, über die von einem ungarischen Gericht die Untersuchungshaft verhängt wurde, offenbar amtsbekannt sind. Sie sollen bereits vor dem Fall im Burgenland wegen des Verdachts auf Schlepperei ins Visier der Polizei geraten sein, schreibt ein ungarisches Internetportal am Montag.

Die Männer, drei Bulgaren und ein Afghane, stehen unter Verdacht, für den grausigen Tod von 71 Flüchtlingen in einem Kühltransporter auf der Ostautobahn (A4) verantwortlich zu sein. Am Sonntag wurde ein weiterer verdächtigter Bulgare verhaftet - mehr dazu in Fünf Schlepper festgenommen.

Ermittlung wegen Menschenschmuggels

Laut dem ungarischen Nachrichtenportal wird gegen die fünf Verdächtigen nicht wegen Mordverdachts, sondern wegen organisierten Menschenschmuggel ermittelt. Dafür könnte in Ungarn eine Strafe von zwei bis 16 Jahren verhängt werden. Die Untersuchungshaft ist noch nicht rechtskräftig, da die Verdächtigen Berufung einlegten.

Gedenken an Opfer

Mit einem Gottesdienst im Wiener Stephansdom wird am Montagabend der 71 Menschen gedacht, die in dem Schlepper-Lkw ums Leben gekommen sind. Die Messe leitet Kardinal Christoph Schönborn, Beginn ist um 19.00 Uhr. Schönborn hat auch alle Kirchen gebeten zu diesem Zeitpunkt die Glocken läuten zu lassen. An dem Gottesdienst nimmt auch die Regierungsspitze teil.