Anhaltelager: Erinnern statt vergessen

Im Anhaltelager Frauenkirchen waren kurz nach dem Anschluss Österreichs an Hitler-Deutschland rund 400 Menschen inhaftiert. Das Lager war lange Zeit ein Tabuthema in Frauenkirchen, nun wurde es erstmals in einer Diplomarbeit aufgearbeitet.

Das Anhaltelager Frauenkirchen war im sogenannten „Schloss Frauenkirchen“ untergebracht, dem einstige Herrschaftstrakt eines Esterhazy’schen Meierhofes. Heute befinden sich in dem renovierten Barockschlössl die Handelsakademie und die Handelsschule.

Geschichte aufgearbeitet

Die Geschichte des Hauses beziehungsweise die des Lagers hat Autor und Historiker Matthias Lidy in seiner Diplomarbeit aufgearbeitet. „Ich habe selbst in diesem Gebäude meine Matura abgelegt. Es hat mich bestürzt, dass so wenig Wissen über dieses Lager, das eine irrsinnige Tragweite hatte, vorhanden ist“, so Lidy.

Präsentation der Diplomarbeit über Anhaltelager Frauenkirchen

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Das Interesse bei der Präsentation war groß

Matthias Lidy, Autor der Diplomarbeit über Anhaltelager Frauenkirchen

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Autor und Historiker Matthias Lidy

Brutale Foltermethoden

Im Anhaltelager waren politische Gefangene aus dem Bezirk Neusiedl am See und Juden - vorwiegend aus Frauenkirchen - inhaftiert. „Den Juden wollte man mit brutalen Methoden unter Folter ihr Vermögen abpressen, sie also zur Unterschrift unter eine Verzichtserklärung nötigen. Und den politischen Häftlingen - allen voran die Vertreter des Ständestaates - wollte man zeigen, woher nun der Wind weht“, sagt Lidy.

Diplomarbeit über Anhaltelager Frauenkirchen

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Die Diplomarbeit soll als Buch erscheinen

Erinnerung in Buchform

Die Diplomarbeit enthält Ausschnitte aus Polizeiakten und beklemmende Erinnerungen ehemaliger Inhaftierter. Zwei Monate nach der Einrichtung wurde das Anhaltelager Frauenkirchen geschlossen. Für die Nazis hatte es den Zweck erfüllt, das Burgenland war judenfrei, heißt es. Die Diplomarbeit über das Anhaltelager Frauenkirchen von Matthias Lidy soll als Buch erscheinen.