Juwelierraub: Angeklagter bestreitet Mord

In Eisenstadt hat beim Mordprozess um den im November 2005 verübten Überfall auf den Juwelier Hohensteiner der Angeklagte bestritten, damals einem Uhrmacher in den Mund geschossen zu haben. Der Mann gab den Raub zu, den Schuss soll ein vierter, bereits toter Täter abgegeben haben.

Am 28. November 2005 hatten laut Anklage drei Täter das Juweliergeschäft am Rande der Fußgängerzone in Eisenstadt überfallen. Während zwei Räuber Vitrinen einschlugen und gezielt teure Uhren im Wert von knapp 450.000 Euro in mitgebrachte Taschen packten, bedrohte ein Komplize die Geschäftsinhaberin mit einer Waffe.

Die Tochter der Frau, die sich in einem Nebenraum aufhielt, löste den stillen Alarm aus. Als der damals 22-jährige Uhrmacher den Disput zwischen der Geschäftsinhaberin und einem der Täter hörte, betätigte er den akustischen Alarm, daraufhin ergriffen die Täter die Flucht.

Belastende Blutspuren im Fluchtwagen

Der junge Mitarbeiter eilte ihnen mit einem Regenschirm in der Hand nach. Als er einen der Räuber erreicht habe, habe dieser ihm „ohne zu zögern und aus kürzester Entfernung“ ins Gesicht geschossen, so der Staatsanwalt. Aufgrund einer Blutspur und eines Glassplitters, die man auf der Rückbank des Wagens gefunden habe und durch Zeugenaussagen, dass der Täter, der rückwärts eingestiegen sei, gefeuert habe, sei der heute 27-jährige angeklagte Serbe als der Schütze zu überführen, führte Staatsanwalt Christian Petö aus.

Prozess

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Der Uhrmacher habe durch die Schussverletzung im oberen Halsbereich ein schweres, penetrierendes Schädel Hirn-Trauma mit Blutungen im Schädelinneren und in den Rückenmarkskanal erlitten. Weiters kam es zum Bruch des zweiten Halswirbels mit einer nachfolgenden Zerstörung des Halsmarkes sowie zur Durchtrennung einer Wirbelarterie mit nachfolgendem Hirninfarkt, so der Staatsanwalt. Schließlich seien auch noch knöcherne Zahnfächer am rechten Oberkiefer zerstört worden. Der Niederösterreicher, der durch den Schuss zum Pflegefall wurde, starb am 20. März 2013.

Vierter Mann soll geschossen haben

Am Mittwoch vor Gericht bekannte sich der Angeklagte des schweren Raubs schuldig, aber nicht des Mordes. Er sei damals der jüngste im Team gewesen und sollte beim Überfall die Uhren einsammeln. Dass eine echte Waffe im Spiel war, habe er nicht gewusst. Außerdem seien sie entgegen anderen Aussagen vier Täter gewesen. Namen wolle er aus Angst keine nennen, außer den des Mannes der geschossen habe. Der könne dazu aber nicht mehr Stellung nehmen, weil er im Jahr 2011 bei einem Motorradunfall ums Leben gekommen sei.

Alle Zeugen - insgesamt sind es 15 - erinnerten sich am Mittwoche nur mehr vage und beriefen sich auf ihren ersten Aussagen vor der Polizei. Da ist sowohl von drei als auch von vier Tätern die Rede. Drei seien im Geschäft gewesen, einer könnte im mit laufendem Motor parkenden Fluchtfahrzeug gewartet haben. Als Schütze wird ein Mann genannt, der hinten auf der Fahrerseite eingestiegen sein soll.

Angeklagter gehört zur „Pink Panther"-Bande

Der Angeklagte gehöre zu einer international tätigen Bande, die auf Blitzraubüberfälle spezialisiert sei. „Diese Blitzraubüberfälle dauern nicht einmal eine Minute“, bei einem Coup im deutschen Coburg im März 2005, der der Gruppe ebenfalls zur Last gelegt wird, seien es gar nur 34 Sekunden gewesen, sagte Staatsanwalt Petö.

Den Überfällen, darunter auch der Coup beim Juwelier Hohensteiner, sei eine wochenlange Planungs- und Vorbereitungsphase vorausgegangen. Schon im Oktober 2005 sei einer der Täter nach Österreich eingereist, um den Tatort auszukundschaften und Fluchtfahrzeuge zu organisieren. Die PS-starken Autos wurden mit einer Vorrichtung versehen, womit Eisenkrallen abgeworfen werden konnten, um allfällige Verfolger zu stoppen.

Auch beim Überfall in Eisenstadt sei davon auszugehen, dass die Tat einschließlich der Flucht „bis ins letzte Detail“ geplant gewesen sei, meinte Petö: „Alle drei Täter haben gewusst, dass eine Waffe im Spiel war“ und dass es möglich wäre, dass sie auch zum Einsatz komme.

Er selbst sei mit 15 Jahren in ein Erziehungsheim gekommen und von dort geflohen, sagte der Angeklagte. „Die Drahtzieher der Gruppe wussten, dass ich von der Polizei gesucht werde“, erzählte der Serbe über seinen Einstieg in die Bande. „Die haben sich dann immer so gegeben als Beschützer und Helfer“, schilderte er und fügte hinzu: „Ich habe das auch angenommen.“

Zeuge zu früh aus Gefängnis entlassen

Der Angeklagte wurde aus Madrid ausgeliefert, wo er bereits wegen Raubes zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt worden war. Der Prozess gegen den Serben ist für zwei Tage anberaumt. Im droht eine Haftstrafe von fünf bis 20 Jahren. Da der Serbe zum Zeitpunkt der Tat erst 18 Jahre alt war, gilt das Jugendstrafrecht.

Ein Komplize, der bei dem Prozess in Eisenstadt gegen den 27-Jährigen aussagen sollte, ist verschwunden: Der Serbe war in Eisenstadt vor zwei Jahren verurteilt worden und in Oberösterreich nach einem Behördenfehler zu früh aus dem Gefängnis entlassen worden - mehr dazu Nach Irrtum: Zeuge fehlt bei Mordprozess und Hohensteiner-Räuber zu früh entlassen.