Bezirk Güssing: Baby schwer misshandelt

Ein Fall von Kindesmisshandlung ist im Bezirk Güssing aufgeflogen: Ein zwei Monate altes Mädchen soll von den Eltern über Wochen hinweg brutal geschlagen worden sein. Vater und Mutter sitzen in Untersuchungshaft.

„Kaum ein Knochen, der nicht gebrochen ist - nur der Oberschenkel der Kleinen ist heil.“ Das sagen ermittelnde Beamte, die sich wie auch Mediziner über die Schwere der Verletzungen des Säuglings erschüttert zeigen. Das zwei Monate alte Mädchen dürfte von den Eltern wochenlang in einem Haus in Limbach auf grausame Art misshandelt worden sein.

Baby auf Intensivstation

Das Baby habe frische und alte Verletzungen, darunter Serienrippenbrüche, sagte die Pressesprecherin der Kinderklinik Graz am Mittwoch. Das Kind liege auf der Intensivstation, es gehe ihm aber den Umständen entsprechend gut. Vater und Mutter des Babys wurden festgenommen.

Bevor das Baby nach Graz ins Spital kam, waren die Eltern ins Krankenhaus Oberwart gekommen, um eine Zyste am Ohr des Mädchens behandeln zu lassen. Das Baby war äußerlich auch untersucht worden, Misshandlungen wurden aber nicht entdeckt, sagte der ärztliche Leiter in Oberwart, Heinrich Kiss: „Da sind keinerlei äußere Verletzungen gesichtet worden, das ist dokumentiert, da ist keinerlei Bluterguss - alt oder frisch - zu sehen gewesen.“ In der Kinderklinik Graz entdeckten Ärzte dann bei einem Schädelröntgen die schweren Misshandlungen des Mädchens.

Staatsanwältin Magdalena Wehofer im Interview:

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Eltern bestreiten Vorwürfe

Der Vater des Babys wurde vergangenen Mittwoch, die Mutter am Donnerstag festgenommen. Er wurde in die Justizanstalt Eisenstadt, sie nach Wiener Neustadt gebracht. In beiden Fällen lautet der Verdacht auf Quälen unmündiger Personen und absichtlich schwere Körperverletzung. Die beiden bestritten die Vorwürfe, sagte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft, Magdalena Wehofer, im ORF-Burgenland-Interview.

Fürsorge: „Alles in Ordnung“

Die jungen Eltern - die Mutter ist 22 Jahre, der Vater 25 Jahre alt - waren erst im vergangenen März von der Steiermark nach Limbach gezogen. Die beide sind aber getrennt und haben nicht ständig zusammengelebt. Die Eltern hätten mit niemandem im Ort Kontakt gehabt, sagte der Ortsvorsteher Willibald Fandl.

Probleme habe es in der Vergangenheit mit dem 15 Monate alten Buben der Familie gegeben, sagte Fandl: „Dieses Kind ist von den Anrainern den ganzen Tag nicht zu sehen - und das schon seit Wochen. Und ich habe mich dann sofort in Verbindung gesetzt und die Fürsorge kontaktiert und auch das zuständige Bezirksgericht. Darauf hat mir die Fürsorge mitgeteilt, dass eh alles in Ordnung ist. Über das Mädchen weiß man überhaupt nichts, also das ist überhaupt nicht irgendwelchen Menschen hier aufgefallen. Aufgefallen ist uns eigentlich hier nur der Bub.“

„Anzeichen von Vernachlässigung“

Das Jugendamt der Bezirkshauptmannschaft Güssing habe die Familie schon seit ihrem Umzug von der Steiermark ins Burgenland betreut, heißt es von den verantwortlichen Stellen. Es habe Anzeichen von Vernachlässigung gegeben, sagte die Leiterin der Sozialabteilung des Landes, Elvira Waniek-Kain, aber: „Es hat nie Probleme hinsichtlich tatsächlicher Vernachlässigung gegeben und nie hinsichtlich körperlicher Misshandlungen.“

Sozialarbeiter mehrmals wöchentlich bei Familie

Die Sozialarbeiterinnen waren mehrmals wöchentlich bei der Familie. Wie es dennoch zu solch schweren Misshandlungen kommen konnte, kann sich die leitende Sozialarbeiterin Bettina Horvath nicht erklären: „Sie haben diese mögliche Kindesvernachlässigung sehr ernst genommen, haben entsprechend reagiert: Es ist eine sehr dichte, engmaschige Betreuung installiert worden.“ Misshandlungen seien bis zur Entdeckung jetzt im Spital in Graz kein Thema gewesen.

Das kleine Mädchen liegt weiter in der Kinderklinik Graz, der 15 Monate alte Bruder ist bei einer Krisenpflegefamilie im Burgenland untergebracht.