„Marinas letzte Briefe“ der Verzweiflung
Tchsistopol in der russischen Pampa im Jahr 1941: Katharina Tiwald setzt ihr Solostück dort an, wo Marina Zwetajewas Leben nach der Evakuierung aus Moskau, das gerade unter Bombenhagel stand, ein Ende nimmt. In Briefform lässt sie hier ihr Leben Revue passieren.
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„Es kommen Gedichte vor, die ich übersetzt habe. Das war viel Arbeit, weil sie reimt und ich diese Reime auch wiedergeben wollte. Von der Form her war es das Leichteste für eine Schauspielerin, weil man damit auch eine Geschichte erzählen kann, die für das Publikum greifbar ist“, erklärt Katharina Tiwald.
Ein Leben geprägt von Verzweiflung und Entbehrung
Um Bürgerkrieg und Hunger zu entkommen, hat sich Marina Zwetajewa dazu entschlossen, die junge Sowjetunion zu verlassen. Kurz davor starb ihre dreijährige Tochter an Unterernährung. Nach ihrer Rückkehr ins stalinistische Russland wurde ihre zweite Tochter und ihr Mann verhaftet. Das Leben der Dichterin war geprägt von Entbehrung, Verzweiflung, und der Suche nach einem richtigen Zufluchtsort.
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Neben lyrischen Werken schrieb Marina Zwetajewa auch Prosa, Tagebücher, Protokolle mit ihren Kindern und vor allem Briefe, z.b. an Rainer Maria Rilke und Boris Paternak - dem Autor von „Doktor Schiwago“. Ihre Stimme ist schroff, überschwänglich und unverkennbar. „Ich habe sie für mich entdeckt, weil sie eine irrsinnig feine Sprachkünstlerin ist und ein ganz feines Ohr hat für die Klangbeziehungen. Sie entdeckt die Verwandtschaft von Wörtern, die gleich oder ähnlich klingen, aber was anderes bedeuten“, so Tiwald.
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Nach ihrer Evakuierung aus Moskau sah die Sprachkünstlerin keinen Ausweg mehr. Isoliert von den Schriftstellerkollegen bleibt ihr selbst eine Anstellung als Tellerwäscherin verwehrt. Kurz vor ihrem 49. Geburtstag hat sich Marina Zwetajewa das Leben genommen.
(Sendungshinweis: „Burgenland heute“, 30.04.2019)