Die nicht gebaute Brücke über den Neusiedler See
Von Mörbisch bis nach Illmitz muss man rund eine Stunde Fahrtzeit einberechnen. Diese Fahrtzeit wollte man vor mehr als 40 Jahren verkürzen, denn hier wäre fast eine Brücke gebaut worden, die Pläne dafür lagen bereits vor. 1971 wurde ein entsprechender Beschluss im Burgenländischen Landtag gefasst.

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Hellmuth Vogl
„Die Leute im Seewinkel haben nichts von der blauen Blume der Romantik und von den strohbedeckten Häusern, die die Fremden bewundern. Sie wollen leben, sie wollen besser leben“, sagte der damalige Landesrat Hellmuth Vogl.
Die Brücke wäre damals eine der längsten Europas gewesen. Angeblich 100 Millionen Schilling hätte das Projekt gekostet. Sogar eine Fahrbahnheizung war geplant. „Es wurde angedacht, doch bei einer Länge von 3,6 Kilometern wäre es finanziell ins Ungewisse gegangen“, erzählt Karl Ofner, der damals die Pläne entwarf.

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Der Bau wurde 1971 im Burgenländischen Landtag beschlossen

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Noten des Protestliedes
Erste große Bürgerinitiative
Naturschützer hatten etwas gegen den Bau der Brücke. Sie fürchteten, dass das Gleichgewicht des Sees massiv leiden würde. Namhafte Forscher machten sich für das Projekt stark, darunter auch der Verhaltensforscher Otto König. Der Österreichische Naturschutzbund startete eine Unterschriften-Aktion. Sogar ein eigenes Protest-Lied wurde komponiert.
Das Protestlied, gesungen und gespielt von Thomas May:
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„Es war die erste große Bürgerinitiative. Man muss sich vorstellen, dass der Naturschutzbund mehr als 20.000 Stimmen gesammelt hat, das ist mehr, als es Einwohner im Seewinkel gibt“, erzählt Alois Herzig, ehemaliger Leiter der Biologischen Station in Illmitz. Er protestierte damals selbst gegen den Bau der Brücke. „Ich war gegen den Bau, ich habe meine Dissertation über den Neusiedler See geschrieben“, so Herzig.
Otto König erklärte, warum der Bau der Brücke nicht gut wäre:
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Umweltbewusstsein hat sich weiter entwickelt
„Ich war es nicht gewohnt, dass man im Fachbereich so diskutiert. Denn die Fakten liegen auf dem Tisch, es wird beurteilt und dann entschieden. Aber bei dieser Debatte mit den Grünen, das war manchmal sehr hinterhältig“, so Ofner.
Die Naturschützer gewannen schließlich, die Brücke wurde - wie heute allseits bekannt - nicht gebaut. „Unser Umweltbewusstsein hat sich wesentlich weiter entwickelt. Ob die Brücke aus heutiger Sicht noch notwendig ist? Ich wage zu behaupten ‚Nein‘. Natürlich: Der Seewinkel ist nach wie vor etwas abgeschieden. Doch ob dieser große finanzielle Aufwand das rechtfertigt? Ich bin Techniker, ich weiß es nicht“, sagt Ofner heute. (Sendungshinweis: „Burgenland Heute“, 26.6.2014).