Buch über burgenländischen Nazi-Verbrecher

Er war einer der ärgsten Nazi-Kriegsverbrecher: Der aus Rohrbrunn stammende Alois Brunner hat als Mitarbeiter Adolf Eichmanns mehr als 100.000 Juden in die Vernichtungslager deportiert. Der Münchner Kabarettist Christian Springer hat jetzt ein Buch über den Rohrbrunner geschrieben.

Der Kabarettist Christian Springer hat sich in Wien auf Spurensuche begeben. Wo heute die Arbeiterkammer ist, hat im Zweiten Weltkrieg jener Mann sein Unwesen getrieben, für den sich Springer seit Jahrzehnten brennend interessiert. Alois Brunner, Leiter der Zentralstelle für jüdische Auswanderung.

Alois Brunner

ORF

Alois Brunner

Unerkannt in Syrien

Hier wurden die Deportationen in die Vernichtungslager organisiert. Nach dem Krieg floh Brunner nach Syrien. Christian Springer hat versucht, ihn dort aufzuspüren. „Seit meiner Kinderzeit interessiere ich mich für Arabien. Ich habe später auch Arabisch studiert. Und deswegen bin ich nach Syrien gefahren. In einer Zeitungsnotiz habe ich entdeckt, dass sich Alois Brunner angeblich in Syrien unter einem falschen Namen aufhält. Die syrischen Präsidenten haben bis jetzt gesagt, dass Brunner sich nicht dort aufhalten würde, sie würden ihn gar nicht kennen. Das hat mich dann sehr interessiert“, erzählt Springer.

Alois Brunner

ORF

Gefährliche Recherche

Noch Mitte der 80er-Jahre gab Brunner Zeitungsinterviews in Damaskus. Christian Springer heftete sich auf seine Spur, traf Leute, die Brunner kannten. Er ging dabei ein hohes Risiko ein. Schließlich wurde Brunner vom syrischen Geheimdienst geschützt.

„Ich habe versucht, mich in diesem Viertel rumzutreiben, wo Brunner angeblich gelebt hat. Ich habe viel recherchiert, mit vielen Leuten Kontakt gehabt - auch mit Simon Wiesenthal. Ich habe meine Gesprächspartner heimlich dabei aufgenommen. Dazu habe ich einen Mini-Rekorder unter dem Sakko versteckt. Das Problem war, dass es im Sommer in Syrien schon sehr heiß war, doch ich konnte mein Sakko nie ausziehen“, erzählt Springer.

Christian Springer liest in seinem Buch

ORF

Christian Springer

Besessen vom Thema Brunner

Getroffen hat Springer Brunner nie. Er fand aber interessante Details über das Leben Brunners in Syrien heraus. So war dieser eine Zeit lang Sauerkraut-Produzent. „Die Hauptgeschichte habe ich nie belegen können, nämlich dass er nach dem zweiten Weltkrieg fast übergangslos für den Deutschen Bundesnachrichtendienst gearbeitet hat. Das darf ich öffentlich nicht behaupten, aber das glaube ich“, so Springer.

Sendungshinweis

„Burgenland Heute“, 3.1.2013

Die Spurensuche wurde im Lauf der Jahre zur Sucht, zur Obsession. „Den Namen Brunner konnte in meinem Umfeld kaum mehr jemand hören. Es hat kaum jemanden gegeben, dem ich ich nicht von meinen Recherchen erzählt habe“, zitiert Springer aus seinem Buch.