Wohlstandskrankheit Gicht

„Das Podagra und Zipperlein mag nit bei Armut kehren ein“, sagte ein altes Sprichwort. Zipperlein ist ebenso eine veraltete Bezeichnung für Gicht wie Podagra. Podagra bedeutet eigentlich Steigbügel.

Ein von Gicht betroffener kommt nicht mehr ohne Schmerzen in einen Steigbügel hinein. Die Gicht kann man tatsächlich als Wohlstandskrankheit bezeichnen, da sie stark nahrungsabhängig ist. Die Medizin sieht die Gicht als eine Stoffwechselerkrankung, bei der eine Störung des Purin- Stoffwechsels besteht. Dadurch kommt es zu einer erhöhten Bildung von Harnsäure, die nicht ausreichend über die Niere ausgeschieden werden kann und sich aus diesem Grund in der Niere oder den Gelenken ablagert.

Kaum eine andere Gelenkserkrankung ist so schmerzhaft wie Gicht. Ein Gichtanfall kommt fast immer überraschend, meistens nachts mit sehr starken Schmerzen, sodass nicht einmal die Bettdecke am betroffenen Gelenk, das rot, heiß und angeschwollen ist, vertragen wird. Betroffen sind vorwiegend die Großzehengrundgelenke, aber ein Gichtanfall kann sich auch an anderen Gelenken wie z. B. Knie, Daumengrundgelenk oder an Fingergelenken zeigen. Die Schmerzen werden durch Harnsäurekristalle, die sich in den Gelenken ablagern, ausgelöst. Bleibt die Gicht unbehandelt, kommt es in immer kürzeren Abständen zu Anfällen und es entstehen irreversible Gelenksschäden.

Die Ursachen der Gicht

Harnsäure ist eine Substanz, die durch den Abbau von sogenannten Purinen im Körper anfällt. Purine werden vom Körper selber gebildet, sie sind Bestandteil jeder Zelle und sind für die Erbsubstanz und den Aufbau neuer Zellen notwendig. Aber auch in den Zellkernen von tierischen und pflanzlichen Zellen kommen Purine vor. Wenn nun die tägliche Ausscheidung der Harnsäure gestört ist, kommt es zu einem Ansteigen des Harnsäurespiegels im Blut, was in der Folge bei manchen Menschen zu einem Gichtanfall führen kann.

Natürlich sollte man die Gicht medizinisch behandeln lassen, um Spätfolgen in den Gelenken, aber auch in den Nieren zu vermeiden. Zur Vorbeugung bei Neigung zu Gicht wäre es sinnvoll, purinarme Nahrung zu sich zu nehmen und Heilpflanzen anzuwenden, die den Stoffwechsel aktivieren und die Nierentätigkeit unterstützen.

Richtige Ernährung bei Gicht

Besonders purinreich sind Innereien oder Knochenmark (z. B. Rindsknochen). Bei Fisch gibt es große Unterschiede. Hering und Forelle sind purinreich, Scholle und Heilbutt haben wesentlich weniger Purine. Einen hohen Puringehalt findet man in Hefeprodukten. Biergenuss ist daher Gichtkranken nicht zu empfehlen. Auch Hülsenfrüchte und manche Gemüsesorten wie Spargel, Sellerie, Schwarzwurzel und auch Pilze sind purinreich. Gichtpatienten sollten sich daher genau informieren, welche Nahrungsmittel sie meiden sollten.

Auch durch eine fettreiche Ernährung wird die Harnsäureausschwemmung gehemmt. Fleisch kann ebenfalls purinreich sein. Beim Kochen gehen die Purine ins Kochwasser- ein Tafelspitz ist daher viel weniger problematisch als die Rindsuppe, die sozusagen ein Purinkonzentrat ist. Das gilt übrigens auch für Suppenwürfel aus Fleischkonzentrat (nicht für Suppenwürfel aus Gemüse). Alkohol sollte man meiden, da er die Harnsäureausscheidung hemmt.

Naturheilmittel bei Gicht:

  • Kalte Umschläge (z. B. Topfenwickel) tragen zur Linderung bei
  • Eine Saftkur mit Karotten und Obstsäften, vor allem Apfelsaft sollte man immer wieder durchführen.
  • Vor allem sollte man Kräutersäfte regelmäßig nutzen, also Löwenzahnsaft etc.
Gierschblatt

ORF

Giersch hilft bei Gicht

Wildkräuter bei Gicht

Giersch: Der botanische Name von Giersch ist Aegopodium podagraria, also Podagrakraut. Wer ihn im Garten hat, wird vielleicht wenig Freude mit der Pflanze und ihrem Drang sich auszubreiten haben. Man kann ihn auch noch im Herbst ernten. Nicht nur Gichtkranken, sondern insgesamt zur Anregung des Stoffwechsels könnte man empfehlen, den Giersch als Saft zu verarbeiten (mit einem üblichen Entsafter) oder regelmäßig zu Wildkräutergerichten dazu mischen. Eine Kur, die in Naturheilmedizinerkreisen empfohlen wird, wäre Gierschsaft mit Buttermilch verdünnt anzuwenden: 1- 10 EL in 1- 10 Tagen. Diese ansteigende Dosierung ist sinnvoll, um eine Erstverschlimmerung zu vermeiden.

Heilpflanzen bei Gicht

Heilpflanzen können unter Umständen in den Frühstadien in Verbindung mit Diät den Harnsäurewert in Grenzen halten. Ist die Gicht schon als Krankheit evident, dann können sie unterstützend zu einer medikamentösen Therapie eingesetzt werden. Unter den Heilpflanzen sind vor allem jene zu empfehlen, die als „Aquaretika“ die Harnausscheidung anregen können oder die insgesamt stoffwechselaktivierend wirken. Diese Heilpflanzen können regelmäßig angewendet werden oder von Zeit zu Zeit kurmäßig.

Löwenzahn: Entweder als Tee aus der Wurzel oder als Frischpflanzensaft hat der Löwenzahn nicht nur eine sehr starke harntreibende Wirkung, sondern seine Wirkung erstreckt sich bis in das Zellstoffwechselgeschehen hinein. Löwenzahn ist daher die wichtigste Heilpflanze bei rheumatischen Erkrankungen und auch bei Gicht.

Anwendung: 2 Tassen Tee täglich ca. 3 Wochen lang: 1 TL Wurzeldroge im Aufguss zubereiten, 10 Minuten ziehen lassen. Frischpflanzensäfte gibt es in der Apotheke. Im Frühjahr sollte man die jungen Löwenzahnblätter auch noch als Salat (z. B. mit Erdäpfeln) zubereiten.

Sendungshinweis

„Radio Burgenland Vormittag“, 6.10.15

Brennnessel: Die Wirkung der Brennnessel ist auch eine harntreibende, aber nicht so stark wie die des Löwenzahns. Die Brennnessel hilft dagegen, die Flüssigkeit im Gewebe zu mobilisieren, was helfen kann, die Harnsäureausscheidung anzuregen. Brennnessel sollte daher von Gichtkranken regelmäßig angewendet werden. Vor allem haben neuere Untersuchungen gezeigt, dass die Brennnessel auch entzündungshemmende Eigenschaften hat, indem sie die Produktion von Zytokinen, körpereigenen Stoffen, die für Entzündungen vor allem auch in Gelenken verantwortlich sind, bremsen kann.

Dazu muss man allerdings auf Fertigprodukte mit Brennnesselextrakten in hochdosierter Form, die in der Apotheke erhältlich sind, zurückgreifen. Dosierung je nach Angabe im Beipackzettel. Brennnessel kann man natürlich auch als Tee ( 1 TL Droge im Aufguss, 10 Minuten ziehen lassen) anwenden. Auch hier empfiehlt sich eine 3 wöchige Kur. Auch als Frischpflanzensaft oder in Form von geschmackvollen Suppen im Frühjahr ist die Anwendung anzuraten.

Weitere Heilpflanzen:

Birkenblättertee mobilisiert nicht nur den Stoffwechsel, sondern mobilisiert Flüssigkeit im Gewebe, was auch zu einer verbesserten Harnsäureausscheidung führt.

Pappelknospen, Eschenblätter und Goldrute gibt es in Form von einem Fertigpräparat in der Apotheke. Diese Kombination wirkt schmerzlindernd, da sie die Bildung von Entzündungsstoffen im Körper hemmt. Das kann unterstützend in akuten Phasen der Gicht helfen.

Wacholder: Als Tee wirkt er sehr stark harntreibend, weshalb er traditionell immer schon als Heilpflanze bei rheumatischen Erkrankungen und Gicht eingesetzt wurde. Achtung: Nicht bei Nierenerkrankungen und in der Schwangerschaft. Wacholder kann auch äußerlich auf betroffene Gelenke angewendet werden, z. B. in Form einer Tinktur.