Gesund mit Spinat

Berühmt geworden ist der Spinat durch Popeye - den Seemann, der sich damit Superkräfte holen konnte, was auf den angeblich hohen Eisengehalt des Spinats hinweisen sollte. Eisen ist allerdings nicht viel im Spinat, aber andere gesunde Stoffe, weiß Expertin Miriam Wiegele.

Der Spinat kann keine „rostigen Flügel“ verleihen, denn sein legendärer Ruf als Eisenquelle beruht auf einem gar nicht so ungewollten Irrtum. Angeblich war es ein Tippfehler, der in einer der ersten Analysen über den Eisengehalt das Komma verrutschen ließ, wodurch sich der Gehalt verzehnfachte. Dieser Irrtum beruht nicht auf einem Kommafehler, wie immer behauptet wird. Der Schweizer Physiologe Gustav von Bunge hatte schon 1890 den Eisengehalt richtig berechnet, doch bezogen sich seine Angaben auf getrockneten Spinat, wurden aber später auf frischen übertragen.

Da Spinat zu ca. 90 Prozent aus Wasser besteht, enthalten 100 Gramm frischer Spinat durchschnittlich 3,5 Milligramm Eisen und nicht außergewöhnliche 35 Milligramm. Außerdem hat Spinat einen hohen Gehalt an Oxalsäure, was die Bioverfügbarkeit des Eisens stark reduziert.

Insektenhormone für starke Muskeln

Die Phytoecdysteroide sind pflanzliche Stoffe, die mit Steroidhormonen von Insekten vergleichbar sind. Bei vielen Insekten können diese Hormone die Häutung auslösen. Pflanzen enthalten ein großes Reservoir von Ecdysteroiden in hohen Quantitäten. Überlegungen von Wissenschaftlern gehen dahin, dass Ecdysteroide eine vielversprechende nebenwirkungsfreie Alternative zu analogen Steroiden sein könnten, Pflanzenstoffe also für Muskelwachstum und somit für Body-Builder.

Ein Forscherteam an der Rutgers University in New Jersey hat sich mit den Ecdysteroiden im Spinat beschäftigt. Sie stellten einen Spinatextrakt her und testeten die Auswirkungen auf Muskelzellen von Mäusen und Menschen, allerdings nur in Laborversuchen. Dabei konnten sie feststellen, dass das Muskelwachstum bis zu 20 Prozent gesteigert werden konnte. Um diesen Effekt aber tatsächlich beim Menschen erreichen zu können, müsste man mehr als einen Kilo Spinat pro Tag essen. Aber die Forscher der Rutgers University sind der Meinung, dass auch moderater Spinatkonsum dem Muskelaufbau gut tut, ohne dass Spinat auf Dopinglisten geführt werden muss.

Reich an Inhaltsstoffen

Trotz des Kommafehlers ist der Eisengehalt relativ hoch (5 Milligramm pro 100 Gramm), allerdings ist es organisch wegen des hohen Oxalsäuregehalts gebunden und die Bioverfügbarkeit nicht so optimal. Die Brennnessel ist zur Eisenversorgung viel besser, man könnte jetzt im Frühjahr Spinat mit Brennnessel gemischt verarbeiten. Vor allem aus gekochtem Spinat kann das Eisen schlecht aufgenommen werden, bei rohem Spinat wird die Eisenverwertung durch den hohen Vitamin C-Gehalt gefördert.

Gemüsegarten mit Spinat

Miriam Wiegele

Spinat im Gemüsegarten

Wie alle dunkelgrünen Gemüse enthält der Spinat viel Magnesium, Kalium (wirkt entwässernd), Natrium, Kalzium (das leider wegen der Oxalsäure schlecht resorbiert werden kann), Mangan, Zink und Kupfer. Reich ist der Spinat an Vitaminen, vor allem der B-Gruppe, weshalb er auch stressgeplagten Menschen zu empfehlen wäre. Der Vitamin C-Gehalt ist ebenfalls beträchtlich, kann aber je nach Sorte und Jahreszeit sehr schwanken.

Sendungshinweis

„Radio Burgenland Vormittag“, 26.3.2013

Besonders reich ist der Spinat an Folsäure, weshalb er in der Verbindung mit den anderen Inhaltsstoffen die Bildung der roten und weißen Blutkörperchen anregen kann. Da die Folsäure auch notwendig zur Zellbildung ist, sollten junge Frauen, die schwanger sind oder werden wollen und sich vor einer Fehlgeburt schützen wollen, öfter Spinat essen.

Farbstoffe für gesunde Augen

Eine besondere Gesundheitswirkung kann dem Spinat auf Grund seiner Farbstoffe zugesprochen werden. Alpha- und Betacarotin sind Vorstufen des Vitamin A und helfen die Bildung des Sehpurpurs im Auge anzuregen. Nach neuesten Studien kann regelmäßiger Spinatgenuss vorbeugend gegen Macula- Degeneration wirken, bei der der zentrale Netzhautbereich im Auge zerfällt. Auch gegen das Austrocknen der Horn- und Bindehaut des Auges hilft Spinat und gegen Nachtblindheit. Spinat kann also vielleicht helfen, einen besseren „Durchblick“ zu bekommen.

Die Carotinoide, dazu der Vitamin C-Gehalt und Vitamin E, das sich auch im Spinat findet, machen aus dem Spinat einen guten Radikalenfänger. Neben Tomaten und Karotten gilt der Spinat als wichtigstes Gemüse, das Erkrankungen, die durch die freien Radikalen ausgelöst werden können wie Krebs oder Herz- Kreislauf-Erkrankungen, vorbeugen helfen kann.

Spinat enthält das Enzym Sekretin, ist daher gut für die Bauchspeicheldrüse, Galle und Magenschleimhaut. Laut neuesten japanischen Studien kann er den Cholesterinspiegel senken und da er auch relativ viel Jod enthält, sollten Menschen mit Schilddrüsenproblemen auch öfter Spinat essen.

Dennoch ist Vorsicht geboten

Spinatgenuss ist dennoch nicht unproblematisch und jedem zu empfehlen. Spinat enthält beträchtliche Mengen an Oxalsäure. Das bewirkt, dass sein Eisen- und Kalziumgehalt nur bedingt genutzt werden kann. Außerdem verbindet sich die Oxalsäure mit dem körpereigenen Kalzium und Magnesium, wodurch es bei Überkonsum zu einer „Entkalkung“ der Knochen und Zähne kommen kann. Kinder reagieren vielleicht instinktiv, wenn sie gar nicht begeistert über Spinatgerichte sind. Oxalsäure kann auch zur Bildung von Calciumoxalaten in der Niere führen, deshalb sollten nierensteingefährdete Menschen besser auf Spinat verzichten.

Nicht aufwärmen

Ein weiteres Problem mit Spinat ist, dass er sehr viel Nitrat aufnimmt und anreichert Übermäßige Stickstoffdüngung, die den Spinat satt grün und saftig erscheinen lässt, trägt dazu bei, dass er sehr nitrathältig ist. Nitrat hemmt die Bildung von Vitamin A im Körper. Problematisch wird es, wenn nitrifizierende Bakterien das Nitrat in Nitrit umwandeln, was man allerdings vermeiden kann, indem man Spinatgerichte sofort in den Kühlschrank gibt. Nitrite behindern die Zellatmung, da sie den Sauerstoffstransport im Blut behindern. In Verbindung mit Aminen, die in eiweißhältiger Nahrung vorkommen, können sich die absolut gesundheitsschädlichen Nitrosamine bilden.

Tipps:

  • Spinat aus biologischem Anbau ist nicht so nitratreich
  • Spinat aus dem eigenen Garten sollte besser am Nachmittag gepflückt werden, da dann der Nitratgehalt in den Blättern niedriger ist.
  • Kurz blanchiert verliert der Spinat viel von der Oxalsäure.
  • Besonders gesund ist roher Spinat, als Salat mit Nüssen und harten Eiern ist er eine „Folsäure-Bombe.“
  • Es ist schade, Spinat immer nur in pürierter Form mit viel Einbrenn eingedickt zu essen. Es gibt so herrliche Rezepte, vor allem aus der italienischen Küche wie Lasagne mit Spinat oder griechischen Spinatstrudel.

Für Kinder ist der Spinat nicht so wichtig, daher sollte respektiert werden, wenn sie ihn nicht mögen. Doch je älter wir werden, desto häufiger sollte Spinat wegen all seiner Wirkungen auf dem Speisezettel stehen.

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