Schlaftypen: Eule oder Lerche?

Die Chronobiologie hat erkannt, dass es verschiedene Schlaftypen gibt. Eulen sind Nachtvögel, die morgens nicht aus den Federn kommen, Lerchen dagegen Morgenmenschen, die früh munter werden und dann sofort frisch und heiter sind, so Gesundheitsexpertin Miriam Wiegele.

Arm sind jetzt Eulenkinder, die – nach ihrer inneren Uhr – viel zu früh in die Schule müssen. Schuld daran ist ein Gen, das aus uns die unterschiedlichen Chronotypen macht.

Woran erkennt man den Typ?

Sind Sie sich nicht sicher, ob Sie zu den Eulen oder Lerchen zählen? Dann beantworten sie folgende Fragen:

  • 1. Wachen Sie morgens von alleine auf oder brauchen Sie einen Wecker?
  • 2. Waschen Sie sich morgens mit kaltem Wasser?
  • 3. Haben Sie in der Früh einen guten Appetit?
  • 4. Trinken Sie morgens lieber Tee oder Kaffee?
  • 5. Reden Sie gerne und viel beim Frühstück?
  • 6. Angenommen, Sie müssen zwischen 2.00 und 4.00 Uhr früh jemanden vom Bahnhof oder Flughafen abholen, würden Sie sich vorher ein paar Stunden hinlegen oder gleich durchmachen?
  • 7. Gehen Sie freiwillig vor Mitternacht schlafen?

Lerchen oder Morgenmenschen

Lerchen werden morgens meist von alleine wach, häufig auch noch zur selben Stunde. Es fällt ihnen nicht schwer, sich morgens kalt zu duschen, weil ihr Körper auf Kältereize nicht empfindlich reagiert. Sie sind in der Früh hungrig und brauchen etwas Ordentliches zum Essen, um Energie zu tanken.

Sie trinken lieber Tee, der langsam anregend wirkt. Lerchen lieben es, bereits am Frühstückstisch einen Plan für den Tag zu entwerfen und Probleme zu lösen. Dafür ist ihnen der Schlaf am Abend wichtig, jedes Gespräch nach 22.00 Uhr wird mit einem herzhaften Gähnen abgebrochen.

Eulen oder Morgenmuffel

Eulen sind morgens arme Menschen, der Spruch „Morgenstund’ hat Gold im Mund“ gilt für sie überhaupt nicht. Sie brauchen zum Aufwachen unbedingt einen Wecker, den sie meist vorstellen, damit sie noch einige Minuten im warmen Bett verbringen können. Nach dem Aufstehen „muffeln“ sie sich erst einmal durch den Morgen. Ein kühles Badezimmer ist ihnen ein Graus, kalt duschen ein Alptraum.

Beim Frühstück sind sie einsilbig und können höchstens knurren, wenn sie von redseligen Lerchen angesprochen werden. Sie brauchen Kaffee pur und das in größeren Mengen, was anderes bringen sie um diese Tageszeit nicht runter. Dafür sind sie am Abend umso aktiver und haben die besten Ideen, wenn die Lerchen längst Richtung Bett streben. Vor Mitternacht gehen sie eher nicht schlafen und durchzumachen, um jemand in der Nacht abzuholen, ist für Eulen kein Problem.

Der Normaltyp

Es gibt natürlich auch Menschen, die keine ausgeprägten Eulen oder Lerchen sind, eben „Normalmenschen“. Sie haben in der Regel weder am Morgen noch am Abend auffällige Schwierigkeiten. Wenn Sie sich nach dem Aufstehen frisch fühlen und am Abend, gleich zu welcher Zeit, schnell einschlafen, dann zählen Sie zu den glücklichen Menschen, die mit der Zeit keine Probleme haben.

Die genetische Uhr

Die wissenschaftliche Chronobiolgie, also die Lehre von den biologischen Rhythmen der Menschen, konnte schon längst feststellen, dass es Veranlagung ist, ob man ein Frühaufsteher oder Langschläfer ist. Englische Studien konnten ein Gen namens „Period 3“ dafür verantwortlich machen. Wenn es länger ist, zählt man zu den Menschen, die mit den Hühnern schlafen gehen. Diejenigen, bei denen es recht kurz ist, werden dann erst richtig munter.

Sendungshinweis:

„Radio Burgenland Vormittag“, 11.9.2012

In einem Zelllabor an der Berliner Charite ist es gelungen, die Aktivität jener Gene zu messen, welche die innere Uhr steuern. Bei diesem Test wurden freiwilligen Eulen und Lerchen kleine Hautplättchen entnommen und diese im Labor vermehrt. Das Ticken der darin enthaltenen „Uhrgene“ beobachteten die Chronobiologen mit Hilfe eines Glühwürmchenenzyms, das in die Zellkulturen eingeschleust wurde und immer dann für Leuchtreaktionen sorgte, wenn die genetische Uhr aktiv war.

Das Ergebnis: Bei Eulen tickt die Uhr deutlich langsamer als normal. Ihre Genaktivität ist oft erst nach 25 Stunden beendet, wie bei einer Uhr, die zu langsam geht. Bei Lerchen dagegen läuft die innere Uhr zu schnell, der Genrhythmus ist mitunter schon nach 23 Stunden abgeschlossen. Damit ist bewiesen, dass Lerchen und Eulen nicht anders können - selbst, wenn sie wollen und trotzdem müssen. Vor allem bei Eulen kann ein früher Arbeitsbeginn der Gesundheit schaden, sie sind viel anfälliger für organische Erkrankungen.

15 Prozent der Bevölkerung sind Morgenmuffel

Lerchen und Eulen haben auch unterschiedliche biologische Rhythmen. So ist auch der Verlauf der Kurve der Körpertemperatur verschieden. Während der Nacht ruht der Organismus und die Temperatur sinkt auf durchschnittlich 36,4°. Um für die Tagesarbeit in Schwung zu kommen, benötigt der Körper eine Betriebstemperatur von etwa 37°.

Bei einer Lerche ist dieser Wärmegrad rasch erreicht. Deshalb sind Morgenmenschen nach dem Wecken hellwach, springen gleich aus dem Bett und sind schon leistungsfähig. Bei einer Eule zieht sich diese Aufwärmphase des Körpers länger hin. Daher sind Abendmenschen Morgenmuffel, die nur allmählich aktiv werden und die Arbeit möglichst lange vor sich herschieben.

Angeblich sind Lerchen besser dran: Sie sind insgesamt fleißiger, leistungsorientierter und werden häufig leitende Angestellte. Eulen dagegen neigen eher dazu, selbständig zu arbeiten und kreativer zu sein.

Chronotypen verändern sich im Lebenslauf

Bei den „intermediären Chronotypen“, den Normalmenschen, kann sich die innere Uhr ja nach Alter verändern. Säuglinge und Kleinkinder sind meist Lerchen, ebenso alte Menschen: Ihre innere Uhr zwingt diese Menschen morgens früh aus dem Bett, dafür gehen sie abends früher schlafen.

Kinder im Schulalter neigen eher dazu, Eulen zu werden, was sich vor allem bei Jugendlichen sehr stark zeigt. Sie kommen morgens besonders schwer aus dem Bett, eine Nacht durchzufeiern ist kein Problem für sie. Chronobiologen sprechen sich daher für einen Schulbeginn ab 9.00 Uhr aus.

Tipps für Morgenmuffel

Wenn Sie zu diesen 15 Prozent armen Menschen zählen, denen das Morgengrauen grauenvoll ist und Sie aber trotzdem aufstehen und arbeiten müssen, helfen vielleicht folgende Tipps.

● Ein Schlafzimmer nach Osten, in dem die Morgensonne die Nase kitzeln kann, hilft die körpereigene Produktion des Schlafhormons Melatonin zu bremsen. Weg mit den Vorhängen, um das Licht rein zu lassen.

● Im Bad und möglichst auch in der Küche sollten die Farben Rot, Orange und Gelb dominieren. Sie aktivieren, bringen den Kreislauf in Schwung und wirken stimmungsaufhellend. Die Wirkung der Farben vermitteln auch Nahrungsmittel: Trinken Sie zum unvermeidlichen Kaffee Orangensaft - Orange ist die Mischung von Rot (körperlich tonisierend) und Gelb (geistig aktivierend).

● Heizen Sie Ihre Betriebstemperatur durch eine heiße Dusche auf und erhöhen Sie die Hauttemperatur, indem sie sich trocken rubbeln.

● Günstig ist es, ein Duschgel mit dem ätherischen Öl des Rosmarin zu verwenden oder schnüffeln Sie an einem Taschentuch mit einigen Tropfen Rosmarinöl. Rosmarin tonisiert die Gefäßwände, so dass der Blutdruck steigt und der Körper insgesamt besser durchblutet und somit angeregt wird.

● Ein Tipp aus der Chinesischen Medizin: Schon im Bett liegend oder stehend kann man folgende Energieübung- ganz ohne Anstrengung durchführen: Der wichtigste Energiepunkt Lg20 heißt Qui Hai, Meer der Energie und liegt knapp unter dem Nabel. Frauen legen die rechte Handfläche mit dem Mittelpunkt auf Lg20, die linke Hand darüber, die Daumen sind oberhalb des Nabels gekreuzt.

Bei Männern ist es umgekehrt: Erst die linke Handfläche über Lg20 und dann die rechte Hand darüber legen. Ruhig und tief durch die Nase einatmen, den Atem in den Bauch zum Nabel hin fließen lassen und dann laut durch den Mund ausatmen. Wir Europäer vernachlässigen die Bauchatmung viel zu sehr. Es reicht, nach drei tiefen Atemzügen diese Übung abzuschließen.

● Tipps für Akupressur: Le1 liegt auf der inneren Seite der Basis des Großzehennagels und MP1 auf der äußeren. Wenn Sie diese Punkte auf beiden Seiten drücken oder zart massieren, spürt man sofort ein Wärmegefühl im Gesicht und diese morgendliche Akupressur soll sogar dazu verhelfen, eine straffere Gesichtshaut zu bekommen.

Trost für alle Morgenmuffel

Durch die vermehrte Produktion des Schlafhormons Melatonin bleiben Eulen länger jung und schön, sind fröhlich und interessiert und haben ein besseres Immunsystem.

Tipps für Eulen-Schulkinder und deren Eltern:

● Für Eltern von Eulen- Kindern gibt es nur einen Grundsatz: Verständnis und Geduld!

● Vermeiden sie hektische Suchaktionen am frühen Morgen, indem Sie mit ihrem Kind bereits am Abend den nächsten Tag vorbereiten: Schultasche packen, Kleider herrichten, etc.

● Frühstückstee für Eulen-Kinder: Melisse, Pfefferminze und eine Prise Rosmarin mischen, einen Teelöfel mit einem Viertel Liter heißem Wasser übergießen und fünf Minuten ziehen lassen. Mit Honig süßen.