Klatsch und Tratsch am Arbeitsplatz

Geklatscht und gelästert wird ab und zu in jedem Unternehmen. Das muss sich nicht unbedingt schlecht auf das Betriebsklima auswirken, denn auch Lästereien erfüllen bestimmte Funktionen, meint Beziehungscoach Veronika Pinter.

Zum Problem kann Tratsch werden, wenn absichtlich Gerüchte oder Unwahrheiten verstreut werden. Wenn bewusst Informationen weitergegeben werden, die dem Ansehen einer Person Schaden zufügen könnten, handelt es sich um Mobbing und dies sollte unter keinen Umständen von Vorgesetzten geduldet werden. Diese haben die Pflicht darauf zu achten, dass alle Mitarbeiter fair behandelt werden und dass über Abwesende nicht abwertend gesprochen wird.

Chefs sollten neutral sein

Manchmal ist es von Vorteil, wenn Vorgesetzte darüber informiert werden, dass es zwischen bestimmten Kollegen Spannungen gibt oder dass sie erfahren, wo bei anderen der Schuh drückt. Vorgesetzte sollten aber immer bedenken, dass sie in ihrer Position eine gewisse Vorbildfunktion haben, was das eigene Verhalten und den Umgang mit Kollegen betrifft. Deshalb sollten sie Kritik ausschließlich nur gegenüber dem Betroffenen und nicht hinter dessen Rücken äußern.

Auf keinen Fall sollten Führungskräfte mit ihren Mitarbeitern über andere Angestellte negativ reden oder gar über diese herziehen und lästern. Dies zeugt von Führungsschwäche. Vorgesetzte dürfen sich nicht mit Mitarbeitern anderen gegenüber verbünden, es ist deren Aufgabe alle gleich und gerecht zu behandeln bzw. umgehend Mitarbeitergespräche zu führen, um weitere Entgleisungen zu verhindern.

Dampf ablassen

Viele Berufe sind sehr fordernd. Da hilft es manchmal aus Gründen der Psychohygiene mit Kollegen über gewisse Vorfälle zu lästern. Dadurch wird angestauter Frust und Druck abgebaut. Offen über seine Probleme sprechen zu können, hilft bei der Suche nach Lösungen, fördert auch das Gemeinschaftsgefühl und trägt dazu bei, bestimmte Belastungen zu verarbeiten.

Der informelle Austausch beim Kaffee oder in der Kantine erfüllt außerdem den Zweck, dass Informationen über das Unternehmen oder die Unternehmenskultur weitergegeben werden.

Unterschiede zwischen Frauen und Männern

Kommunikation ist eine Stärke der Frauen, besonders was den Austausch von privaten Neuigkeiten betrifft. Hinsichtlich Büroklatsch sind Männer aber angeblich gleichermaßen daran interessiert und beteiligt. Wurde früher eher im vertrauten Kreis oder am Telefon gelästert, so werden durch das Internet neue Varianten von Klatsch und Tratsch ermöglicht.

Sendungshinweis

„Radio Burgenland Vormittag“, 11.1.2012

Teilnehmer in Chatrooms oder in Bloggs können anonym und weltweit über andere ihre Meinung kundtun. In vielen Schulklassen ist inzwischen Facebook der Platz, wo Mitschüler ungeniert ausgegrenzt oder beleidigt werden. Das Problem wird durch die Anzahl der Beteiligten verstärkt. Wir neigen dazu, den Wahrheitsgehalt von Gerüchten und Tratsch weniger zu hinterfragen, wenn uns die Gerüchte von mehreren Seiten zugetragen werden.

Tratschen zeigt eigene Unsicherheit auf

Klatsch und Tratsch sind keine neuen Erfindungen. Wahrscheinlich wurden Ärger und Aufregung schon immer verarbeitet, indem darüber geredet wurde, denn durch die (überzogene) Darstellung einer Sache erwartet man eine Rückmeldung und eine Bestätigung der eigenen Wertvorstellungen und Normen. Die Aufregung über ein bestimmtes Verhalten mit anderen Personen zu teilen, etwa über den Fehltritt einer Kollegin, hat auch die Funktion, dass man ohne Gefahr darüber reden kann, wie ein möglicher eigener Fehltritt von anderen beurteilt werden würde. Dieser Charakterzug begründet auch den Erfolg vieler Zeitschriften und Doku-Soaps.

Auf Negatives reagieren

Unser Ansehen stellt in der Gesellschaft einen gewissen Wert dar und üble Nachrede kann beruflichen Schaden bedeuten und die Karriere bzw. Kreditwürdigkeit beschädigen. Man sollte daher abwertende Bemerkungen nicht ignorieren oder bagatellisieren, sondern sofort angemessen darauf reagieren. Bitten Sie die betreffende Person um einen Termin und sagen Sie mit wenigen Worten, was Sie gehört haben und wie sehr Sie das belastet. Sagen Sie auch klar, was Sie sich erwarten und wie die Zusammenarbeit in Zukunft aussehen sollte.

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