Land kauft Synagoge Kobersdorf

Die Synagoge in Kobersdorf ist eines der wenigen erhaltenen Zeugnisse des jüdischen Lebens im Burgenland. Das Land kauft sie jetzt und will sie zu einem Raum für Auseinandersetzung mit dem jüdischen Erbe machen.

Die Synagoge Kobersdorf ist die letzte erhalten gebliebene Gemeindesynagoge der „Sieben Jüdischen Gemeinden“ des Burgenlandes. Sie wurde am 11. April 1860 eingeweiht. Im Zuge des Anschlusses Österreichs an Hitler-Deutschland wurde die Synagoge geplündert. Dass sie nicht gesprengt wurde sei wohl daran gelegen, dass die Gemeinde sie 1940 - in der Absicht sie später gewinnbringend weiterzuverkaufen - erworben habe, sagte der Kobersdorfer Altbürgermeister Erwin Hausensteiner.

Veranstaltungsstätte und Mahnmal

Nach dem Krieg verfiel die Synagoge, bis in den 1970er-Jahren mit der Restaurierung begonnen wurde. Seit 1994 war sie im Besitz eines Vereins zur Erhaltung und kulturellen Nutzung der Synagoge. Nun kaufte das Land Burgenland die Synagoge und will sie sanieren, um sie zu einer Veranstaltungsstätte - zum Beispiel für Lesungen, Konzerte und Symposien - und gleichzeitig zu einem Mahnmal zu machen.

Man habe die Synagoge gekauft, da nicht sichergestellt gewesen sei, dass sie sonst erhalten werden könne, erklärte Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ). Der Verein habe natürlich versucht, den Bau zu renovieren, das habe aber über die Jahre nicht funktioniert. Er sei überzeugt, dass die Synagoge einen zeitgeschichtlichen, kulturhistorischen Wert habe, die Geschichte des Burgenland erzähle und zur Geschichte des Burgenlandes gehöre. Über den Kaufpreis sei Stillschweigen vereinbart worden, so Doskozil. Auch die Kosten für die Renovierung ließen sich noch nicht abschätzen.

Sichtbares Zeichen für jüdische Tradition

Die Synagoge von Kobersdorf soll ein sichtbares Zeichen dafür sein, dass das Land Burgenland sich seiner jüdischen Wurzeln, seiner jüdischen Traditionen und seiner Verantwortung für die jüdischen Opfer aus der Zeit des NS-Terrors bewusst ist. Man habe die Israelische Kultusgemeinde (IKG) in Wien davon überzeugen können, auf ihr Vorkaufsrecht zu verzichten, so Doskozil.

Synagoge Kobersdorf

ORF

Innenraum der Synagoge

Man begrüße den Kauf der Synagoge durch das Land, sagte IKG-Präsident Oskar Deutsch. Es werde damit nicht nur ein wichtiger Beitrag zur Erinnerungskultur geleistet, sondern gerade in Zeiten eines steigenden Antisemitismus auch durch die geplante kulturelle Verwendung das wichtige und richtige Zeichen gesetzt.

Ursprungszustand so gut es geht wiederherstellen

Die Sanierung werde mehrere Jahre dauern und von der BELIG in Absprache mit dem Bundesdenkmalamt stattfinden, so Doskozil. Die Originalsubstanz des Baus soll so weit wie möglich erhalten bleiben, um den ursprünglichen Zustand so gut es geht wiederherzustellen. Einen ersten Blick auf die Synagoge können Interessierte bereits in der Zeit der Schlossspiele Kobersdorf werfen. Zumindest der Außenbereich des Gebäudes wird ab 3. Juli eine Stunde vor Vorstellungsbeginn den Besuchern der Schlossspiele zugänglich gemacht.