Flüchtlingsdrama in Parndorf: Der Schmerz des Vaters
71 Asylsuchende sind Ende August 2015 in einem Kühl-Lkw auf der Fahrt von Ungarn nach Österreich erstickt. Ihre Leichen wurden am Tag darauf in einem Kühl-Lkw an der Ostautobahn bei Parndorf entdeckt. So auch die Leiche der 14-jährigen Elin Kuli und ihres 16-jährigen Bruders.
T. Seifert, Wiener Zeitung
Ö1-Reporter Bernt Koschuh konnte mit dem Vater der beiden Verstorbenen sprechen. Hazim Kuli ist irakischer Jeside und hat die verhängnisvolle Entscheidung getroffen, seine Kinder um 8.500 Euro mit Schleppern Richtung Deutschland zu schicken: „Dis IS-Kämpfer waren im Jahr 2014 ganz nahe an unserem Dorf - auf der anderen Seite des Flusses, des Tigris. Wir konnten sie hören und sie konnten uns sehen“, so Kuli.
Gebrochene Herzen
Anfang 2015 konnten kurdische Peshmerga-Kämpfer, denen auch Hazim Kuli angehörte, den IS zurückschlagen. Ein Verwandter im Sindschar-Gebirge wurde vom IS ermordet, seine Frau wurde gefangen genommen. Erst gegen die Bezahlung von Lösegeld wurde sie freigelassen. Kuli hätte seine Kinder gerne rückblickend lieber nicht fortgeschickt. „Meine Frau trägt nur noch Schwarz, seit sie die Kinder verloren hat. Ihr Herz ist gebrochen. Und meine Mutter ist damals aus Gram gestorben“, erzählt Kuli.
ORF
Hazim Kuli erfuhr erst 20 Tage nach dem Tod seiner Kinder davon. Denn als der Kontakt zu Sohn und Tochter abgebrochen war, hatte ein Schlepper Hazim Kuli immer wieder beruhigt, die Kinder seien wohl im Gefängnis gelandet und nur deshalb nicht erreichbar. „Nach 20 Tagen hat mich ein anderer Vater angerufen und gesagt: Ich habe gehört, Sie hatten auch Kinder in dem Schlepper-Lkw mit den Toten“, so Kuli.
„Die Familie ist gebrochen“
Die Leichen der Kinder und des Bruders wurden in den Irak überstellt und begraben. Die Trauerarbeit ist auch dreieinhalb Jahre später noch nicht abgeschlossen, konstatierte der scheidende sozialdemokratische EU-Abgeordnete Josef Weidenholzer, der den Kontakt zu der Familie hergestellt hat: „Die Familie ist gebrochen, die bereuen, dass das passiert ist und meinen, dass sie die Kinder nie hätten wegschicken sollen“, so Weidenholzer.
T. Seifert, Wiener Zeitung
Inzwischen hat die Familie wieder eine kleine Tochter, sie trägt den Namen der verstorbenen Schwester Elin. Hazim Kuli aber hat den großen Wunsch, in Ungarn und Österreich die Orte zu besuchen, wo zwei seiner Kinder ihr Leben lassen mussten. Vielleicht wird ihm das zu einem Jahrestag der Tragödie von Parndorf ermöglicht, so die Hoffnung des Vaters.
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- Beitrag von Bernt Koschuh, inkl. Radiomitschnitt (oe1.ORF.at, 05.06.2019)