Forschung: Die Kelten rund um Oberpullendorf

Die Kelten prägten vor mehr als 2.000 Jahren die Gegend rund um das heutige Oberpullendorf. Es gab tausende Gruben, in denen Eisenerz gefördert wurde. Forscher erfassten in den vergangenen Jahren die bisher ungeahnten Dimensionen dieses Gebietes.

Seit rund 25 Jahren erforschen Wissenschaftler des Ludwig Boltzmann Instituts für Archäologische Prospektion und Virtuelle Archäologie (LBI ArchPro) und der Universität Wien die Gegend im heutigen Grenzgebiet zwischen Niederösterreich und dem Burgenland rund um das keltische Freilichtmuseum am Burgberg in Schwarzenbach in der Buckligen Welt (Bezirk Wiener Neustadt-Land).

Die Lage auf dem Burgberg ließ die dort ansässigen Keltenfürsten das Umland überblicken. Seine Blütezeit hatte der Ort im Zeitraum zwischen ungefähr 250 bis 15 vor Christus, heißt es am Dienstag in einer Aussendung des LBI ArchPro.

Keltendorf

S. LOCHAU

Eine Keltensiedlung (Rekonstruktion) im Raum Schwarzenbach-Burgberg

Eisenproduktion und Eisenhandel

Der Schlüssel zum einstigen wirtschaftlichen Erfolg lag in der Eisenproduktion und dem Eisenhandel. Über die Qualität des „ferrum noricum“ berichteten bereits antike Geschichtsschreiber. In welchem Ausmaß dieses gewonnen und verarbeitet wurde, analysierte das Forschungsteam nun mittels digitaler Modelle des Geländes und anhand neuer Luftbilder. Zur Überraschung der Wissenschaftler zeigte sich, dass es einst in der Gegend Tausende sogenannte Pingen - also Eisenerzgruben - gab.

3.500 bis 6.000 Tonnen Eisenerz

Laut Schätzungen des Teams um den Leiter des Boltzmann-Instituts, Wolfgang Neubauer, wurden in einem Zeitraum von rund 150 Jahren zwischen 35.000 bis 60.000 Tonnen Eisenerz gefördert. Das entsprach wiederum rund 3.500 bis 6.000 Tonnen Eisen, die in und um diese wohl zu den wichtigsten Zentren des Königreichs Noricum gehörende Ortschaft erzeugt wurden.

Rekonstruktion eines Keltendorfs

S. LOCHAU

Rekonstruktionen keltischer Häuser im Freilichtmuseum Schwarzenbach

Auswirkungen auf die Umwelt

Eine Produktion dieses Ausmaßes hatte demnach auch enorme Auswirkungen auf die Umwelt, da es dazu großer Mengen an Holzkohle bedurfte. Es sei davon auszugehen, dass die Kelten in der Gegend 2.200 bis 4.000 Hektar Wald abgeholzt haben. Das derart entwaldete, mit Pingen durchlöcherte, verwüstete Gebiet bezeichneten römische Historiker als „Deserta Boiorum“.