Vergangene Epidemien im Burgenland

Einzelne Eltern wollen ihre Kinder nicht impfen lassen. Sie vergessen dabei aber oft, dass in Österreich massenhaft Menschen an Krankheiten starben, bis sie durch Impfungen ausgerottet wurden.

Im Jahr 1947 wurde das Wasser im Dorfbrunnen von Kleinhöflein durch Fäkalkeime verunreinigt. Schon bald erkrankten die ersten Dorfbewohner an Typhus, darunter auch die Brüder Josef und Wolfgang Lentsch.

Ansteckungsgefahr im Spital noch verstärkt

„Ich habe die leichteste Typhus-Art gehabt, den Paratyphus. Ich bin aber trotzdem in das Eisenstädter Spital gekommen. Ich kann mich erinnern, das waren noch die Baracken hinter dem Spital, die in der Kriegszeit aufgebaut wurden. Soweit ich mich erinnern kann, sind dort Männer, Frauen, Kinder und Greise und alle in einem Zimmer gelegen. Man kann sich also vorstellen, dass man da nicht vor einer weiteren Ansteckung gefeit war“, erzählte Wolfgang Lentsch.

Ehemaliger Dorfbrunnen in Kleinhöflein

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Ehemaliger Dorfbrunnen von Kleinhöflein

„Ich habe es überlebt“

Sein Bruder Josef ist damals als Zehnjähriger in Wien in die Schule gegangen. Ihn erwischte es schlimmer. Wegen seiner Bauchschmerzen wurde ihm der Blinddarm entfernt. Typhus wurde erst später diagnostiziert. Die Ärzte seien sofort erschrocken, weil eine Blinddarmoperation bei einer Bauchtyphuserkrankung ein Todesurteil war. „Sie haben mich dann in Quarantäne gelegt. Außer einem Mädchen, das später dazugekommen ist, war ich der einzige Patient und mir ist es sehr schlecht gegangen. Ich habe fantasiert und bin auch bei Tag schlafgewandelt. Daher wurde ich dann am Bett festgebunden und bin abgemagert. Nach 14 Tagen haben die Ärzte dann meinen Vater gerufen und ihm gesagt, dass ich in der Nacht sterben werde. Ich habe es überlebt"sagte Josef Lentsch.

Kleinhöflein wurde damals unter Quarantäne gestellt. Selbst Autobusse durften nicht anhalten. In Summe erkrankten an die 100 Menschen, 17 von ihnen sterben an Typhus. Aber auch andere Krankheiten, die epidemisch auftreten können, etwa Kinderlähmung oder Tuberkulose, sorgten in der Vergangenheit für hunderte Todesfälle. Erst durch große Impfkampagnen konnten sie ausgerottet werden.

"Wir haben vergessen, was diese Seuchen bedeuten“

Das sei leider das Traurige in Österreich, wo der Impfstoff hier wäre, würden manche Eltern den Impfungen kritisch oder skeptisch gegenüberstehen und sagen, dass das nur Geschäftemacherei sei oder es alles nichts bringe, sagte der Impfbeauftragte der Ärztekammer, Albrecht Prieler. Man habe oft vergessen, was diese Seuchen bedeuten würden, so Prieler. Wundstarrkrampf oder Tetanus ist seit jeher eine Geisel der Menschheit. Diese Krankheit kann zwar nicht ausgerottet werden. Doch durch konsequentes Impfen gibt es aber bei uns fast keine Tetanusfälle mehr.

Links:

Ärztekammer warnt: Impfskepsis steigt (burgenland.ORF.at;23.1.2019)