Burgenländerin lehrt Deutsche das Schimpfen

Isa Stirm aus St. Margarethen veranstaltet Schimpfworkshops in Frankfurt am Main. Dort können Deutsche lernen, wie man auf Österreichisch schimpft. Stirm will sich als „Botschafterin für österreichische Lebenskultur“ einen Namen machen.

„‚Scheiß di ned an!‘ - Nimms entspannt“ - so lautet der Titel für einen österreichischen „Schimpfwörkshop“ am Mittwoch in Frankfurt am Main. Ideen- und Gastgeberin ist die gebürtige Burgenländerin und in Deutschland lebende Isa Stirm aus St. Margarethen (Bezirk Eisenstadt-Umgebung). Sie lebt und arbeitet nach dem Motto „A bisserl Ö schadet nie“.

Isa Stirm

Isa Stirm

Isa Stirm organisiert „Schimpfwörkshops“ in Deutschland

Stirm ist 42 Jahre alt, verheiratet, Mutter zweier Kinder im Alter von sieben und zehn Jahren und stammt aus einer Großfamilie. Mit 25 Jahren zog es sie raus aus Österreich - zunächst nach Hamburg. Dort wurde sie zur „Ösa“ - ein Wortspiel aus Ösi - der gerne verwendeten Bezeichnung von Deutschen für Leute aus Österreich - und ihrem Vornamen Isa. Genau das soll nun ihr Markenname werden. „Ich will den österreichischen Spirit verbreiten, dieses ‚Scheiß di ned an‘-Gefühl vermitteln, das tolle Essen, den guten Wein - meine Eltern sind selbst Winzer - und die vielen coolen österreichischen Produkte, die es gibt, den Deutschen näher bringen“.

  • schiach: hässlich, abscheulich
  • Scheiß-di-ned-an-Manier: Lockerheit
  • Baba: Abschiedsgruß gegenüber Freunden, Kindern
  • deppert: dumm, blöd, gemein
  • plauschen: plaudern, quatschen
  • zwida: lästig, übellaunig, sauer
  • is a Schaas: ist Unsinn, Blödsinn
  • heuer: dieses Jahr
  • G’scheites: Gutes, qualitativ Hochwertiges

Burgenländischer Bohnensterz

Der „Schimpfwörkshop“ ist ein Teil dieser Idee. Für 59 Euro pro Person gibt es nicht nur die Möglichkeit, das Schimpfen - „Schimpfen ist ja auch ein Teil der österreichischen Lebenskultur“ - zu lernen oder einfach mal „Dampf abzulassen“. Es werden auch österreichische Schmankerl kredenzt: Ein klassischer burgenländischer Bohnensterz wird zum Beispiel als „A so a Schaas“ angekündigt. Damit sind zwei Fliegen mit einer Klappe gefangen: Denn die Flatulenzen, die die Bohnen häufig mit sich bringen, sind auf Österreichisch ja genau so ein „Schaas“ wie wenn etwas ein „Schaas“ - also Müll - ist. „Auch in Aussendungen verwende ich gerne österreichische Wörter, kennzeichne die dann mit einem Stern und erkläre die Begriffe“, so die Burgenländerin.

Das Burgenland als „Anker, Feld und Stein im Brett“

Das Burgenland spiele für die „Auswanderin“ noch immer eine „mega große Rolle“, auch wenn sie nun in Deutschland lebt. „Da sind noch meine ganze Familie und meine Freunde - auf die ich mich immer verlassen kann und die mir Halt geben. Das Burgenland ist sozusagen in meinem Herzen verankert. Ich bin durch die Leute, die Landschaft, das Essen und den Wein zu dem geworden, was ich jetzt gerne in die Welt tragen möchte. Und das ist ganz viel gutes und Tolles und einfach ur super geil. Das Burgenland ist mein emotionaler Anker, Fels, Stein im Brett“, beschreibt es Stirm doch ein wenig gerührt, wenn sie über ihre Heimat spricht.

Oida

Wort zur Satzverstärkung bei Bewunderung, Überraschung, Wut, Unglaube, Enttäuschung, … , als Anrede für einen Kumpel oder einfach nur als Füllwort: Oida, wie geil! Ich glaub’s nicht, Oida! Na Oida … Ooooooooiiiiiiiidaaa!

„Königin von einfach“

Wohin genau die Reise mit Ösa gehen soll, weiß sie noch nicht. „Ich möchte mit meiner Leidenschaft Geld verdienen und diese zum Beruf machen. Ich liebe gutes Essen, Trinken, bin gerne Gastgeberin. Ich habe zum Beispiel im September 2017 vor dem Gebäude der Bürogemeinschaft, der ich als Grafikdesignerin angehöre, einen Heurigen gemacht und ganz klassisch ‚ausg’steckt‘. 150 Leute sind gekommen, haben Wein und Frizzante getrunken, sind auf Bierbänken gesessen und haben Brot mit kaltem Schweinsbraten, Kren und Gurkerl oder Presswurst mit Kürbiskernöl gegessen und waren begeistert. Dieses Heurigenkonzept habe ich dann auch einem Restaurant verkauft und einen Heurigen dort ausgerichtet. Ich habe Weinverkostungen gemacht, Rezepte für Bohnen- und Krautstrudel, Liptauer und Co weitergegeben - einfach die Basics eben. Und das ist meine Kunst: Ich bin die Königin von einfach.“

Übrigens hören die Deutschen auch gerne Musik aus dem Burgenland, wie zum Beispiel Garish, so Stirm.