Vermeintliche Entführung: Ottrubay-Mutter aufgetaucht

Die 88-jährige Mutter von Esterhazy-Generaldirektor Stefan Ottrubay, die Dienstagnachmittag in Eisenstadt von der Straße weg in eine schwarze Limousine verfrachtet worden war, ist am Mittwochvormittag in Kitzbühel wieder aufgetaucht.

Wie bereits am Dienstagabend gemutmaßt wurde, handelt es sich bei der Frau tatsächlich um die Mutter von Esterhazy-Chef Stefan Ottrubay. Die Frau war laut einer ersten Befragung aller beteiligten Personen - inklusive der Frau selbst - freiwillig in das Auto eingestiegen, hieß es in einer Aussendung der Polizei am Mittwochvormittag. Hintergrund soll eine familieninterne Auseinandersetzung sein. Die Mutter von Ottrubay war erst vor wenigen Wochen ins Burgenland übersiedelt, und das - wie man hört - trotz des Widerstands der restlichen Familie.

Patricia Spieß und Roland Koch

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Roland Koch im Gespräch mit ORF-Burgenland-Redakteurin Patricia Spieß

Zunächst war man davon ausgegangen, dass die 88-Jährige entführt worden war. In der Nacht auf Mittwoch folgte dann die Wende: „In den späten Abendstunden hat sich die Schwester von Stefan Ottrubay bei der Polizei in Tirol gemeldet und angegeben, dass sie mit ihrer Mutter in Tirol ist und die Mutter freiwillig bei ihr sei“, so Roland Koch von der Staatsanwaltschaft Eisenstadt.

Ottrubay hält sich bedeckt

Diese Darstellung bestätigte auch die Mutter bei einer Befragung. Die Ermittlungen dauern aber an. „Es kann zum jetzigen Zeitpunkt nicht gesagt werden, ob die Tatbestände Freiheitsentziehung und Nötigung tatsächlich erfüllt sind - oder ob es sich um einen familieninternen Zwist handelt“, so Koch. Die beteiligten Personen wurden am Mittwochnachmittag weiter vom Landeskriminalamt Burgenland einvernommen.

Update Entführung Frau

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Die vermeintliche Entführung ist in der Esterhazystraße passiert

Stefan Ottrubay gab zu dem Vorfall keine Stellungnahme ab. Familiensprecher Josef Kalina bat darum, die Privatsphäre der Familie zu wahren. „Es sind jetzt im Burgenland die Polizeibehörden am Zug. Die müssen ermitteln, in welcher Causa hier jetzt vorgegangen wird. Das muss man auf jeden Fall mal abwarten, bevor man was dazu sagen kann“, so Kalina.

Alarmfahndung Entführung Stefan Ottrubay

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Die Fahndung am Dienstagabend

Ottrubay und die Esterhazys

Stefan Ottrubay ist der Verwalter des Milliardenvermögens der Esterhazys. Er ist der Neffe der letzten Fürstin Melinda Esterhazy, die eine gebürtige Ottrubay war. Sie setzte ihren Neffen Stefan im Dezember 2000 trotz des Widerstands der Familie Esterhazy für die Verwaltung des Vermögens ein. Das Vermögen der Esterhazy-Stiftungen beträgt mehr als 800 Millionen Euro.

Umfassende Fahndung

In Eisenstadt war man zunächst von einer Entführung ausgegangen: Die 88-jährige Frau war am Dienstagnachmittag gegen 15.30 Uhr in der Esterhazystraße mit ihrer Pflegerin unterwegs, als plötzlich zwei schwarze Limousinen anhielten. Eine Frau habe dann die Pflegerin weggeschubst. Die 88-Jährige sei in eines der Autos verfrachtet worden, die dann mit hoher Geschwindigkeit in Richtung Bergkirche davongefahren seien. Erst am Mittwoch wurde klar, dass die Frau freiwillig ins Auto eingestiegen war - das gab sie in einer ersten Befragung am Mittwoch selbst an. Neben jener Frau, die die Pflegerin geschubst haben soll, waren auch noch ein Mann und eine weitere Frau an dem Vorfall beteiligt.

Die Polizei leitete nach dem Notruf der Pflegerin eine umfassende Fahndung im gesamten Burgenland ein. Mehr als 100 Polizisten waren ab Dienstagnachmittag im Einsatz, auch internationale Fahndungsmaßnahmen liefen an. Über die eingespielten Systeme trat die Exekutive in Kontakt mit den Polizeibehörden der Nachbarländer. Die Ermittlungsansätze hätten sich schließlich auch aufgrund von Hinweisen, zu denen man jedoch keine nähere Auskunft geben könne, verdichtet. Mittwochvormittag wurde dann von der Polizei bestätigt, dass es sich bei der 88-Jährigen um die Mutter von Stefan Ottrubay handelt.

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