Roma feiern 25 Jahre Anerkennung
Für den im Jahr 2016 verstorbenen Rudolf Sarközi, den ehemaligen Obmann des Kulturvereins österreichischer Roma, war die Anerkennung als Volksgruppe das Weihnachtsgeschenk seines Lebens und die wichtigste Weichenstellung in der Nachkriegsgeschichte der österreichischen Roma und Sinti - mehr dazu in Abschied von Rudolf Sarközi. „Es ist für mich der Tag in diesem Jahrhundert für die Volksgruppe der Roma und Sinti“, sagte Rudolf Sarközi.
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Ausgrenzung und Rassismus
Noch Jahrzehnte nach dem Holocaust hatten die Roma zurückgezogen am Rand der Dörfer und in der Anonymität der Städte gelebt. Erst Kinder und Enkelkinder der Überlebenden wollten die Ausgrenzung nicht länger hinnehmen und lehnten sich Mitte der 1980er Jahre gegen Rassismus und Diskriminierung auf. Im Sommer 1989 kam es zur Gründung des ersten Romavereins in Oberwart. Nur zwei Jahre später folgte Sarközis Kulturverein der österreichischen Roma in Wien.
Damit wurden die Roma vom Spielball zum Akteur. Das große Ziel war von Anfang an die Anerkennung als Volksgruppe mit Recht auf Schutz und Förderung. Als das 1993 Wirklichkeit wurde, war vielen die Bedeutung dieser Weichenstellung nicht bewusst. Und von der breiten österreichischen Öffentlichkeit wahrgenommen wurden die Roma erst nach dem Attentat von Oberwart 1995, bei dem vier Volksgruppenangehörige getötet wurden - Gedenkfeier: 20 Jahre nach dem Bombenattentat.
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Doch dann wurde rasch ein Volksgruppenbeirat eingerichtet, und seither verfügen die Vereine der etwa zehntausend autochthonen Roma über Mittel für die Volksgruppenarbeit, den Erhalt von Sprache und Kultur.
Matinee im Parlament
Anlässlich des 25-Jahr-Jubiläums fand am Sonntag eine Matinee im Plenarsaal des Parlaments statt. Eröffnet wurde der Festakt von der amtierenden Bundesratspräsidentin Inge Posch-Gruska (SPÖ). Den Festvortrag hielt der wissenschaftliche Leiter des Dokumentationsarchivs des Österreichischen Widerstandes, Gerhard Baumgartner, er führte durch die jüngere Geschichte der Volksgruppe.
Österreichisches Parlament
Nach Ansprachen von Emmerich Gärtner-Horvath, dem Vorsitzenden des Volksgruppenbeirats der Roma, und Christian Klippl, Obmann des Kulturvereins österreichischer Roma, hielt Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP) die Schlussworte. Vorurteile seien nachhaltig nur durch eine emotionale Herangehensweise zu bekämpfen, und dabei spiele die Kultur eine wesentliche Rolle, sagte Sobotka.
Links:
- Vergessen: Roma-Siedlungen im Seewinkel (burgenland.ORF.at; 26.11.2018)
- Gedenken an ermordete Roma und Sinti (burgenland.ORF.at; 17.11.2018)