Streit: Bauen neben Schweinestall und Autobahn
In Wulkaprodersdorf ist Baugrund begehrt aber knapp. Freie Grundstücke in den Siedlungen werden von den Eigentümern kaum verkauft. Für neue Siedlungen ist wenig Platz. Wulkaprodersdorf ist im Nord-Westen durch die B50 und die Bahnstrecke begrenzt. Im Süden fließt die Wulka und bestehen Hochwasserschutzmaßnahmen. Im Nord-Osten verläuft der Zubringer zur Autobahn A3. Am dortigen Ortsrand steht auch ein Aussiedlerhof mit Schweinen - inklusive Pufferzone zum bebauten Gebiet.
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Frühere Pufferzone würde wegfallen
Die Fläche zwischen bestehender Siedlung und dem Aussiedlerhof bzw. dem Autobahnzubringer wurde schon vor Jahren umgewidmet und soll nun aufgeschlossen werden. Es handelt sich dabei um circa 27.000 Quadratmeter und rund 29 Bauplätze. Das bereitet der „Unabhängigen Dorfliste Wulkaprodersdorf“ (UDW) und der SPÖ Sorgen, denn die neuen Baugrundstücke würden damit näher an den Autobahnzubringer und den Aussiedlerhof mit Schweinen rücken. Damit würde die Lärm- und Geruchsbelästigung dementsprechend steigen.
Anrainer merken es, leben aber damit
Dass diese jetzt schon vorhanden ist, bestätigen einige Anrainer: „Man merkt es schon zeitweise, wie der Wind halt auch kommt. Die Autobahn auch, je nach dem ist der Lärm mehr oder weniger. Nicht jeden Tag, aber wenn die die Türen oder Fenster öffnen, dann kommt schon eine ‚Duftwolke‘ raus.“ Eine andere Anrainerin stört der Autobahnzubringer mehr als der Schweinezuchtbetrieb: „Die Autobahn würde mich bei Weitem mehr stören. Mit dem Schweinezuchtbetrieb können wir ganz gut leben. Man riecht es allerdings schon.“
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Geruchs- und Lärmgutachten gefordert
Die Unabhängige Dorfliste und die SPÖ fordern ein Geruchs- und ein Lärmgutachten. „Es ist in vorherigen Sitzungen gefordert worden, ein Geruchs- und Lärmgutachten vorzulegen. Der Bürgermeister hat jetzt nur ein Geruchsgutachten beauftragt, das jetzt vorliegt, aber die Lärmbelastung geht aus diesem Gutachten nicht hervor", so Sabine Szuppin von der UDW. Laut SPÖ-Vizebürgermeister Rene Pint will man mit den Gutachten Rechtssicherheit schaffen: " Wir wollen jetzt ganz einfach die Fakten auf den Tisch haben, für die künftigen Häuslbauer, aber auch für den Landwirt, der natürlich Existenzängste hat, wie es dann weitergeht - ob die zukünftigen Häuslbauer dann doch sagen, das ist mir zu viel Geruch, oder zu viel Lärm.“
Landwirt würde Betrieb auch verändern
Der Landwirt selbst will kein Interview geben. Laut Gemeinderat würde dieser seinen Betrieb am bestehenden Grundstück entsprechend der Gutachten auch verlegen - an den Kosten würde sich die Gemeinde beteiligen.
Bürgermeister will Lärmgutachten nun nachreichen
Bürgermeister Friedrich Zarits (ÖVP) versteht die Aufregung nicht. Er verweist auf bereits vorliegende Lärmmessungen, ist nun aber bereit, ein Gutachten nachzureichen: „Die Lärmwerte sind 2017 gemessen worden. Ich habe jetzt nachgeschaut: Am 1. Juni 2017 habe ich auch für das Gebiet die Lärmwerte dem Gemeinderat bekanntgegeben. Sie liegen weit unter den Planungsrichtwerten der burgenländischen Raumplanung. Wenn man die Situation noch weiter entschärft und die Stallanlage noch weiter verlegt, kann es ja nur besser werden. Die Messwerte, die es schon gibt, werden jetzt in ein Gutachten verpackt.“ Sorgen um mögliche Beschwerden der zukünftigen Anrainer macht sich Zarits keine: „Die Bauplatzwerber, die inzwischen ja auch schon Schlange stehen, werden sich sehr wohl fühlen.“
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Baugründe müssen geschaffen werden, darüber sind sich die Parteien einig. Die Gutachten sollen nun klären, ob die diskutierte Fläche im Sinne aller aufgeschlossen werden kann. Wenn alle Gutachten vorliegen, wird im Gemeinderat dann erneut über die Aufschließeung abgestimmt. Die laut Zarits „zahlreichen“ Bauinteressenten müssen bis dahin noch abwarten. UDW und SPÖ sprechen sich zusätzlich für ein gesamtheitliches Konzept der Raumplanung aus.