Burgenländischer Rückblick: 100 Jahre Republik

Am 12. November vor 100 Jahren ist die Republik Österreich gegründet worden. Das heutige Burgenland kam erst drei Jahre später dazu. Der wirtschaftliche Aufholprozess im jüngsten Bundesland dauerte lange.

Nach dem Ersten Weltkrieg waren Millionen Tote zu beklagen. Die Monarchie zerfiel in Einzelstaaten und die meisten Bewohner des heutigen Burgenlandes wünschten sich den Anschluss an die neu entstandene Republik Deutschösterreich. Erst nach zähem Ringen wurde bei den Friedensverträgen von St. Germain und Trianon das Burgenland Deutschösterreich zugeschlagen, allerdings ohne die geplante Hauptstadt Sopron/Ödenburg. Die Bewohner Soprons sprachen sich bei einer umstrittenen Volksabstimmung 1921 eindeutig für den Verbleib bei Ungarn aus. Österreich warf Ungarn vor, dass die Volksabstimmung massiv manipuliert worden war. Dazu sagt der Historiker Herbert Brettl: „Auch wenn diese Unregelmäßigkeiten vorgekommen sind, es wäre diese Volksabstimmung wahrscheinlich trotzdem für Ungarn ausgegangen.“

100 Jahre Republik Burgenland Zusammenfassung

ORF

Das burgenländische Dorf Mörbisch in der Zwischenkriegszeit

1938: Der Einmarsch der deutschen Truppen

Das Burgenland entwickelte sich in den 1920 Jahren wirtschaftlich schlecht. Es herrschte Massenarbeitslosigkeit. Tausende Bewohner kehrten dem Burgenland den Rücken und versuchten in Amerika ihr Glück. Anhaltende politische Spannungen entluden sich in Schattendorf. Bei Schüssen auf sozialdemokratische Schutzbündler kamen 1927 zwei Menschen ums Leben. Der im Anschluss geführte Prozess endete mit einem Freispruch für die Täter und führte zum Justizpalastbrand in Wien. Die politische Spannungen führten zur Ausschaltung des Parlamentarismus. 1934 war es dann vorbei mit der jungen Republik. Die Austrofaschisten unter Engelbert Dollfuss führten die Ständediktatur ein und beschwörten die Bevölkerung ihren Idealen zu folgen.

Viele Österreicher wendeten sich zu dieser Zeit aber längst dem Nationalsozialismus zu und so wurde der Einmarsch der deutschen Truppen 1938 frenetisch bejubelt. Dem Jubel folgte die schreckliche Ernüchterung. Von 1939 bis 1945 tobte der Zweite Weltkrieg. Millionen Menschen starben, tausende burgenländische Juden, Roma und politisch Andersdenkende wurden in Vernichtungslagern ermordet. Das Land war durch Bombenangriffe, durchziehende Truppen und den Südostwallbau verwüstet.

100 Jahre Republik Burgenland Zusammenfassung

ORF

Mörbisch in den 1930er-Jahren

Burgenland in der sowjetischen Besatzungszone

Österreich wurde 1945 in vier Besatzungszonen aufgeteilt. Das Burgenland lag im sowjetischen Einflussbereich. Das wirkte sich negativ auf den Wiederaufbau aus, denn internationale Aufbauhilfen flossen nur spärlich ins Burgenland. Erst mit der Unterzeichnung des Staatsvertrages 1955 setzte im Burgenland Aufbruchstimmung ein. Aber schon wenige Monate später drohte die nächste Krise einen Krieg hervorzurufen. Der Ungarn-Aufstand 1956 mit tausenden Flüchtlingen wurde zur Zerreißprobe.

Im Burgenland wurden in den 1950er und 1960er Jahren wichtige Infrastrukturmaßnahmen eingeleitet, wie etwa der Bau der Nord-Südverbindung, der heutigen B50, Wasserleitungsverbände wurden gegründet und Schulen gebaut. Bei den Landtagswahlen 1964 kam es zum politischen Wechsel im Burgenland. Die ÖVP verlor die Mehrheit an die SPÖ.

Der Weg ins Zentrum Europas

Investitionen in den 1970er und 1980er Jahren in Industrie und Fremdenverkehr wirkten sich positiv aus. Aber dennoch, das Burgenland lag wirtschaftlich und geopolitisch am Rand. Für viele unverhofft brach das politische System des Ostblocks 1989 binnen weniger Monate zusammen. Die Grenzbalken öffneten sich. Einen großen Investitionsschub brachte der EU-Beitritt Österreichs 1995. Ins Burgenland flossen Ziel-1-Mittel zur Strukturförderung. Als 2004 auch die Nachbarländer der Europäischen Union beitraten, war das ehemalige verarmte Grenzland Burgenland in eine prosperierende Region eingebettet. Das Burgenland rückte somit erst mit dem Fall es Eisernen Vorhangs 1989 und mit dem EU Beitritt der Nachbarländer 2004 politisch und wirtschaftlich ins Zentrum Europas.

Heinz Fischer

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Bundespräsident a.D. Heinz Fischer zu Gast in „Burgenland heute“

Heinz Fischer erinnert sich

Einer, der die Geschichte Österreichs so gut kennt, wie kaum ein anderer, ist der ehemalige Bundespräsident Heinz Fischer. Er koordiniert als Regierungsbeauftragter die Gedenkveranstaltungen im Jubiläumsjahr „100 Jahre Republik“. Das führte ihn auch mehrmals ins Burgenland - zu dem er eine ganz besondere Beziehung hat, wie er im Interview mit Walter Schneeberger verriet.

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Altbundespräsident Heinz Fischer im Interview

Heinz Fischer hat selbst vor Kriegsende im Burgenland gelebt. Mit Chefredakteur Walter Schneeberger spricht er über seine Erinnerungen.

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