„Sex-Tagebuch“: Opfer meldet sich zu Wort

Eine Liebschaft vor vier Jahren hat für eine Pädagogin nun schwerwiegende Konsequenzen. Nach der Trennung veröffentlichte ihr Ex unter ihrem Namen ein Sex-Tagebuch. Sie wurde suspendiert. Er beging vor kurzem Suizid.

Vor vier Wochen tauchte das Sex-Tagebuch plötzlich im Internet auf. Danach war es auch in diversen Onlinebuchshops erhältlich und frei zugänglich. Geschrieben soll es die Frau, eine Pädagogin aus dem Bezirk Oberpullendorf, selbst haben. Das Buch verbreitete sich wie ein Lauffeuer im Bezirk.

Stalkingopfer im Interview, Tagebuchaffäre, Sextagebuch

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Die Pädagogin aus dem Bezirk Oberpullendorf wollte unerkannt bleiben

„Ich sehe das auf jeden Fall als Racheakt“

Im Interview mit dem ORF Burgenland dementierte sie diese Gerüchte. „Es war mir von der ersten Sekunde an klar, wer das war. Der erste Gedanke war, dass der seine Drohung, die er vor über drei Jahren gemacht hat, wahr gemacht hat, nämlich mich zu vernichten“, sagte die Pädagogin im Interview mit ORF-Burgenland-Reporter Christian Hofmann.

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„Der hat jetzt seine Drohung wahr gemacht“

Die Pädagogin aus dem Bezirk Oberpullendorf im Gespräch mit ORF-Burgenland-Reporter Christian Hofmann.

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Das gesamte Interview mit dem Stalkingopfer

Buch unter fremdem Namen veröffentlicht

Ihr Ex-Lebensgefährte, ein 53-jähriger freischaffender Künstler, hat dafür ihre Identität gestohlen und das Buch unter ihrem Namen veröffentlicht. Es geht um Affären und um Sex-Verabredungen, auch in der Schule, an der sie unterrichtet, geschrieben in der Ich-Form. Die Pädagogin wird im Buch als sexsüchtige Frau hingestellt. „Als ich dann auch noch erfahren habe, dass dieses Buch im Internet zu kaufen ist und man es sich einfach herunterladen kann, war ich dann sofort beim Anwalt und bei der Polizei“, so die Frau.

Exklusiv im ORF

22.10.2018 auf ORF2:

  • „Burgenland heute“, 19.00 Uhr
  • „Thema“, 21.11 Uhr

Die Pädagogin zeigte ihren Ex-Lebensgefährten wegen Verleumdung und beharrlicher Verfolgung, also wegen Stalking an. Gegen den 53-Jährigen wurden Ermittlungen eingeleitet. Die Staatsanwaltschaft kam zu dem Schluss, dass die Oberpullendorferin mit dem Inhalt und mit der Veröffentlichung des Buches nichts zu tun hat und ihr Ex-Lebensgefährte „höchstwahrscheinlich“ der Verfasser war. Der 53-Jährige beging aber vor kurzem Suizid.

Stalkingopfer im Interview, Tagebuchaffäre, Sextagebuch

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Der 53-jährige Ex-Lebensgefährte soll der Verfasser sein

Kein „Geständnis“ hinterlassen

Der Mann habe kein Schreiben mit einem Geständnis hinterlassen, sagte Staatsanwaltschaftssprecher Roland Koch. Aber es gebe die Angaben des Opfers, die Umstände der Veröffentlichung - es gebe die Tatsache, dass der Verdacht bestehe, dass der Mann bereits einmal ein ähnliches Buch veröffentlicht habe. All diese Umstände würden darauf schließen lassen, dass es er gewesen sei, sagte Koch.

Pädagogin wurde vorläufig suspendiert

Vier Tage nach der Veröffentlichung des Buches wurde die Lehrerin von ihrem Dienstgeber vorläufig suspendiert. Die Frau hätte, glaubt man dem Inhalt des Buches, die Aufsichtspflicht als Lehrerin an der Schule verletzt. Es stelle sich ein Sachverhalt dar, sagte Bildungsdirektor Heinz Josef Zitz. Aufgrund dieses Sachverhalts habe man einmal reagiert. „Ich kenne weder die beteiligten Personen, noch kann ich das einschätzen. Für mich war es einmal wichtig, nachdem da ein Buch vorliegt, wo ich die ersten zwanzig Seiten gelesen habe, dass ich einmal sage, dass vorerst einmal nicht unterrichtet wird“, so Zitz. Der Bildungsdirektor weist jedoch daraufhin, dass die Suspendierung der Lehrerin auch zu ihrem eigenen Schutz getroffen ausgesprochen wurde.

Durch diese Suspendierung sei den Leuten eigentlich noch bestätigt worden, dass da vielleicht doch etwas dran sein könnte, sagte die Pädagogin. Der Anwalt der Frau, Rudolf Schaller, hat gegen die Suspendierung rechtliche Schritte eingeleitet. Er möchte nun auch gegen die Online-Buchhandelsplattform Amazon vorgehen. Der weltweit größte Onlineversandhändler hat zwar den Inhalt des Buches gelöscht, der Buchtitel mit vollem Namen und einem Bild seiner Mandantin ist aber immer noch online. Solange eine große Firma wie Amazon mitwirke, dass zumindest der Verdacht weiter bestehe, dass seine Mandantin die Autorin dieses Machwerks sein könne, sei in seinen Augen auch ein Beitrag zur Straftat gegeben, sagte Schaller.

Jetzt sei die innere Unruhe da, sagte die Pädagogin. „Jetzt ist die Angst hinauszugehen da. Das Selbstwertgefühl ist verschwunden. Es geht mir nicht gut. Er wird es nicht schaffen, dass er mich zerstört. Diesen Gefallen tue ich ihm auch nicht. Ich arbeite daran und ich werde wieder“, sagte sie. „Viele liebe Menschen kümmern sich um mich und ich hoffe und wünsche mir, dass ich stark genug bin, um bald wieder ein ganz normales Leben zu führen“, so das Opfer.