Nach Schuss-Attacke: Harter Weg zurück
Caroline Bredlinger ist schnell. Sehr schnell. Die knapp 17-jährige Schülerin aus Eisenstadt rennt seit frühen Kindertagen wie der Blitz. „Ich meine, es ist nur Laufen, aber es ist trotzdem immer eine gewisse Herausforderung da immer besser zu werden“, so die junge Frau.
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Coach, Vorbild und Mutter in einem
Um immer besser zu werden trainiert Bredlinger bis zu sechs Mal die Woche - zumeist in Eisenstadt, oft aber auch im Dusika-Stadion in Wien. Ihr Coach vom Laufteam Burgenland ist dabei zugleich auch ihr sportliches Vorbild. Carolines Mutter, Ursula Bredlinger, war selbst österreichische Meisterin im Marathon und Halbmarathon. Die Tochter bevorzugt zwar kürzere Strecken, beweist aber im Training langen Atem, so die Mutter: „Sie ist sehr zielstrebig. Es hat noch nie einen Tag gegeben, an dem sie gesagt hat, dass sie nicht trainieren will. Und ich glaube diese Konsequenz zeichnet sie ganz besonders aus.“
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Will sich von Rückschlag nicht behindern lassen
Bredlingers Hauptdisziplinen sind der 400-, vor allem aber der 800-Meter-Lauf. Über diese Distanz hat sie erst kürzlich bei österreichischen Jugend-Meisterschaften Silber und Bronze geholt. „Es fühlt sich schon gut an, dann endlich mal was zu erreichen und zu beweisen, dass man es doch kann und dass einen so ein Rückschlag nicht behindert.“
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Erster Gedanke nach dem Schuss: Laufen
Der Rückschlag, damals vor dreieinhalb Jahren, machte österreichweit Schlagzeilen. Die bloße Erinnerung an den 31. Oktober 2014 schmerzt Caroline Bredlinger. Zu Halloween spazierte sie am Abend mit Schulfreunden durch Großhöflein. Plötzlich ein Schuss - und das Mädchen ging zu Boden - mehr dazu in Nach Schuss: Caroline darf nach Hause. „Ich bin ja da zusammengebrochen und habe nicht gewusst, was los war. Da war auch mein erster Gedanke, was jetzt mit dem Laufen ist.“
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Schießübungen - zuerst auf Dosen, dann auf Kinder
Schon damals galt Caroline als großes Lauftalent, ihre unzähligen Medaillen erzählen davon. Doch diesen Erfolgskurs der 13-Jährigen bremste die Tat eines Maurergesellen und FPÖ-Bezirkspolitikers aus dem Mittelburgenland. Von der Terrasse seines Halbbruders in Großhöflein aus machte der 32-Jährige mit einem Gewehr Schießübungen - zuerst auf Dosen, dann auf Kinder. „Es ist etwas zwischen Hass und Gleichgültigkeit, weil er doch etwas in meinem Leben sehr stark verändert hat und ich nicht sagen könnte, dass ich jemals wirklich schmerzfrei irgendetwas tun kann“, beschrieb Bredlinger ihre Gefühle gegenüber dem Täter.
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Noch immer Schmerzen, vor allem beim Sitzen
Noch immer steckt das Geschoß in ihrem Körper. Es lässt sich nicht entfernen. Das Projektil ist vom Beckenknochen abgeprallt und in drei große und 22 kleine Teile zersplittert. Der Schütze wurde aus der Partei geworfen und zu einer Haftstrafe verurteilt. Er hat seine Strafe mittlerweile abgesessen, ihre Schmerzen - vor allem beim Sitzen - bleiben: „In den letzten Monaten waren sie wieder sehr verstärkt da, da bin ich einmal sogar weinend aus dem Unterricht gegangen.“
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Psychische Hürden zu überwinden
Auf dem Weg zurück in die Laufbahn hat Bredlinger aber vor allem psychische Hürden zu überwinden: „Es war vielleicht eine Art Blockade da in meinem Hinterkopf, zu wissen, etwas zu haben, das einen vielleicht aufhalten könnte.“
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Aktuell peilt Bredlinger die Jugend-Leichtathletik-EM im Juli in Ungarn an. Fürs EM-Limit muss sie allerdings über die 800 Meter noch um drei Sekunden schneller werden: „Ich denke schon, dass ich es ihm und allen anderen beweisen will, dass ich trotzdem noch stark bin und immer noch das Talent in mir steckt.“