Oberwart: Gedenken an Opfer

In Oberwart ist am Samstag an den Anschluss an Nazi-Deutschland vor 80 Jahren und den Beginn der Roma und Juden-Verfolgung im Burgenland erinnert worden. Die Bevölkerung ist eingeladen gewesen den bestehenden Gedenkweg zu beschreiten.

Die Themen Vertreibung und Verfolgung von Minderheiten sind für viele aktueller denn je. Der Historiker und Journalist Gerhard Baumgartner warnte vor ähnlichen Anzeichen der Diskriminierung in der heutigen Bevölkerung. Der Gedenk- und Informationsweg im Oberwarter Stadtzentrum wurde 2015 eröffnet. Am Samstag wurde an den fünf Stationen - jeder Ort soll die Geschichte verschiedener Opfergruppen erzählen - an den Anschluss gedacht.

Oberwart, Gedenkweg

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Viele Menschen sammelten sich vor dem Oberwarter Rathaus

Am 11. März 1938 übernahmen die Nationalsozialisten im Burgenland die Macht. Zahlreiche Burgenland-Roma wurden danach verhaftet und in Konzentrationslager deportiert, erklärte die Historikerin Ursula Mindler-Steiner aus Oberschützen. Sie schrieb ihre Doktorarbeit über das jüdische Leben im Südburgenland, am Beispiel der jüdischen Gemeinde in Oberwart verfasst.

"Die erste Politik zielte darauf ab, die Festsetzung der Roma zu nutzen durch Arbeit. Im zweiten Schritt ging es dann direkt um die Vernichtung. Spätestens mit dem sogenannten „Auschwitz-Erlass" von Himmler 1942/43 ging es darum, die Leute zu vernichten“, so Mindler-Steiner.

Oberwart, Gedenkweg

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Der Gedenkweg im Oberwarter Stadtzentrum besteht seit drei Jahren

Wichtiges Erinnern

Der Oberwarter Historiker und Journalist Gerhard Baumgartner, Wissenschaftlicher Leiter des Dokumentionsarchivs des österreichischen Widerstands warnte bei der Gedenkveranstaltung vor Anzeichen der Diskriminierung in Teilen der heutigen Bevölkerung. „Ich glaube, dass diese Veranstaltungen sehr wichtig sind, nicht nur, um sich zu erinnern, was passiert ist - sondern auch, um sich bewusst zu werden, dass es auch damals nicht mit KZs angefangen hat. Es hat angefangen mit einem Aufhetzen verschiedener Bevölkerungsteile gegeneinander - diese Gefahr gibt es natürlich heute auch“, sagte Baumgartner.

„Man sieht, dass ein reger Zulauf ist und der Bevölkerung auch sehr bewusst ist, dass das Gedenken wichtig für die Zukunft ist “, so der Oberwarter Bürgermeister Georg Rosner (ÖVP). Nach der Gedenkveranstaltung im Oberwarter Zentrum fand in der Zentralmusikschule ein Vortrag unter dem Titel „Am Abend des Völkermordes“ statt - musikalisch umrahmt von Paul Gulda und Ferry Janoschka.