Flüchtlingsdrama auf A4: Zwei Jahre danach
Von zahlreichen toten Flüchtlingen war in ersten Meldungen die Rede. Beim Öffnen bot sich den Beamten ein Bild des Grauens. Zusammengepfercht auf wenigen Quadratmetern fand man dutzende Tote.

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Flüchtlinge waren erstickt
Vorerst war von 20 die Rede, doch am nächsten Tag hat der damalige Landespolizeidirektor Hans Peter Doskozil - heute Verteidigungsminister (SPÖ) - die traurige Pflicht die Zahl auf 71 Tote zu korrigieren - mehr dazu in 20 bis 50 Tote bei Flüchtlingstransport und 71 Flüchtlinge im Schlepper-Lkw gestorben. „Bei den Personen handelt es sich um 59 Männer, acht Frauen und vier Kinder, davon ein ein- bis zwei-jähriges Mädchen“, so Doskozil damals bei der schockierenden Pressekonferenz.

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Der damalige Landespolizeidirektor Hans Peter Doskozil und Staatsanwalt Johann Fuchs
Doskozil gab bekannt, dass die Flüchtlinge bereits in Ungarn erstickt sein dürften, kurz nachdem sie den luftdicht verschlossenen Lkw bestiegen hatten - mehr dazu in Ermittlungsteam nach Ungarn geschickt, Schlepper-Lkw startete in Kecskemet und Opfer bereits länger tot.
70 Tote identifiziert
70 der 71 Flüchtlinge konnten identifiziert werden: 21 stammten aus Afghanistan - darunter eine sechsköpfige Familie, 29 aus dem Irak, 15 aus Syrien und fünf aus dem Iran. Die meisten wurden in ihre Heimatländer überführt, 15 Opfer wurden im islamischen Teil des Wiener Zentralfriedhofs beigesetzt - mehr dazu in A4-Drama: Erste Leichen in Heimat überstellt.
Elf Verdächtige festgenommen
Schon am 28. August gab es die ersten Festnahmen, elf Verdächtige wurden bis zum Prozessbeginn im Mai 2017 festgenommen - mehr dazu in Flüchtlingsdrama: Weitere Festnahmen. Kopf der Schlepperbande ist ein Mann aus Afghanistan. Es handelt sich um einen Schlepperring, der insgesamt 1.200 Personen auf 31 Fahrten geschleppt haben soll. Bei einer Fahrt, ebenfalls am 27.August, entkamen 81 Flüchtlinge nur knapp dem Erstickungstod.
Der Prozess findet in Kecskemet statt - mehr dazu in A4-Drama: Erster Tag im Schlepperprozess. Zuletzt wurden die erschütternden Aussagen der burgenländischen Polizisten verlesen, die den Lkw geöffnet hatten - mehr dazu in Schlepperprozess: Polizisten-Aussagen verlesen. Im Herbst wird es 16 weitere Verhandlungstage geben.