ORF exklusiv: Oper im Steinbruch vor dem Aus

Im Römersteinbruch St. Margarethen werden im Jahr 2018 keine Opernfestspiele stattfinden. Der Veranstalter Esterhazy begründet das mit fehlender finanzieller und ideeller Unterstützung seitens des Landes. Ob und wie es 2019 und danach weitergeht, ist noch nicht entschieden.

„Wir haben dem Landeshauptmann einen Brief geschrieben, in dem wir ihn aufgefordert haben, eine Stellungnahme zur Oper abzugeben, uns zu sagen, was er von dem Projekt hält. Wir hatten ihn informiert, dass wir eine Option bis Ende Juli haben - mit den Sängern, mit dem Orchester und mit dem Leading-Team. Es ist leider keine Antwort gekommen. Somit ist die Frist verstrichen und das Zeitfenster hat sich geschlossen“, erklärt Wessely die Entscheidung, vorerst für ein Jahr mit den Opernfestspielen auszusetzen.

Wessely: „Werden vom Land geschnitten“

Esterhazy werde sowohl finanziell als auch ideell vom Land „geschnitten“, so Wessely weiter. „Wir haben fünf Produktionen gemacht, bei keiner einzigen ist der Landeshauptmann oder der zuständige Kulturlandesrat anwesend gewesen. Das sind starke Signale, die sich letztendlich auch im Kartenverkauf niederschlagen.“

Dass man auch von Förderungen ausgeschlossen sei, sei ebenfalls ein „seltsames Kapitel“. Andere vergleichbare burgenländische Kulturunternehmer würden Förderungen erhalten - Esterhazy nicht, meint Wessely. Der Umstand, dass die Oper keine Landesförderung bekommt, ist Gegenstand eines Gerichtsverfahrens, das Esterhazy in der ersten Instanz gewann. Es geht um eine Million Euro, das Land hat berufen.

Zehn Mio. Euro pro Jahr für die Kultur

Esterhazy investiere pro Jahr zehn Millionen Euro in die Kultur des Burgenlandes. Dies beinhalte auch die Mittel für das Schloss in Eisenstadt und die Burg Forchtenstein. Jeder Cent, den die Wirtschaftsbetriebe erwirtschafteten, werde gemäß des Stiftungsauftrages im Kulturbereich investiert. „Aber auch wir kommen gelegentlich an unsere budgetären Grenzen, wo man ganz gut jemanden, der uns auch dann noch unterstützt, brauchen könnten“, räumte Wessely ein.

Endgültiges Aus droht

Esterhazy liefere ungefähr eine Million Euro pro Jahr für die Produktionen ab. Es hängen insgesamt 600 Arbeitsplätze an dem Projekt, die Umwegrentabilität bewege sich zwischen 25 und 30 Millionen Euro, rechnet Wessely vor. „Da geht es um viele Menschen, nicht nur um ein Projekt von hoher Qualität“, so der Geschäftsführer.

„Unter den Voraussetzungen, die wir jetzt vorfinden, wollen wir keine Oper mehr spielen“, so Wessely auf die Frage, wie es nach 2018 mit den Opernfestspielen weitergehen werde. Man sei allerdings gesprächsbereit und „gerne Partner des Landes, wenn man uns will“, so Wessely. Irgendwann müsse man aber die Gewinnzone erreichen und zumindest eine schwarze Null schreiben - und das sei ohne Unterstützung des Landes nicht möglich, so der Esterhazy-Direktor.

„Man will dem Land den schwarzen Peter zuspielen“

„Es ist schade um den Festivalstandort St. Margarethen, der eine lange Tradition hat“, heißt es dazu aus dem Büro von Landesrat Helmut Bieler (SPÖ). Es sei allerdings eine „seltsame Zugangsweise“, das Land dafür verantwortlich zu machen. Für die Konzeption und Organisation der Oper sei die Arenaria GmbH verantwortlich. Das Festival sei „sehr wohl, wie alle anderen im Burgenland“ über die Bühne Burgenland beworben worden. „Die Beendigung der Opernfestspiele scheint eine rein wirtschaftliche Entscheidung zu sein, hier wird offensichtlich versucht dem Land Burgenland den schwarzen Peter zuzuspielen“, heißt es aus dem Büro Bieler.

Kritik auf politischer Ebene kam von der ÖVP Burgenland: Die Verweigerung von Landeshauptmann Hans Niessl (SPÖ) und Kulturlandesrat Bieler, die Opernfestspiele St. Margarethen zu unterstützen, sei „eine touristische und kulturelle Selbstaufgabe“, stellte ÖVP-Landesparteiobmann Thomas Steiner in einer Aussendung fest.

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Interview mit Karl Wessely

Es sei ein „seltsames Kapitel“, dass man keine Förderungen erhalte. Man erwarte sich mehr Zuspruch vom Land, erklärt Wessely im exklusiven ORF-Burgenland-Interview.

Insolvenz im Jahr 2014

Im Jahr 2014 mussten die Opernfestspiele Insolvenz anmelden. In der Folge legte Wolfgang Werner die Leitung zurück - Opernfestspiele melden Insolvenz an, Opernfestspiele: 7,3 Mio. Euro Forderungen und OFS: Werner legt Geschäftsführung zurück.

Die Vorstellungen der Saison 2014 wurden aber planmäßig gespielt. Der Eigentümer des Römersteinbruches, die Stiftung Esterhazy, zielte jedoch auf eine Weiterführung des Opernfestivals ab. Schon der Spielbetrieb für 2014 wurde von der neu gegründeten Arenaria GmbH übernommen - mehr dazu in Opernfestspiele: Weg frei für neuen Veranstalter. Im Jahr 2015 stand Puccinis „Tosca“ auf dem Programm - mehr dazu in Neustart im Steinbruch mit „Tosca“.

Gründung im Jahr 1996

Die Oper im Steinbruch St. Margarethen wurde auf Anregung von Marcel Prawy unter dem Namen Opernfestspiele St. Margarethen im Jahr 1996 gegründet. Im Gründungsjahr stand Verdis „Nabucco“ auf dem Programm. Auf der Freilichtnaturbühne gibt es seither jährlich in den Sommermonaten Juli und August Opernvorführungen. Die Bühne befindet sich im stillgelegten Teil des Römersteinbruchs. Begründer und Intendant der Festspiele war bis Mitte 2014 der Österreicher Wolfgang Werner.

Noch bis zum 19. August wird Verdis „Rigoletto“ aufgeführt - „Rigoletto“: Gelungene Premiere trotz Regens. Außerdem werden auch Konzerte mit klassischer Musik und Popmusik veranstaltet.

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