Schnedl-Entlassung sorgt für Polizeieinsatz

Nach der fristlosen Entlassung von KRAGES-Geschäftsführer Rene Schnedl durch das Land, berichtet der „Standard“ (Onlineausgabe) von einer Eskalation. Das Erscheinen zweier Anwälten des Landes bei Schnedl zu Hause sorgte für einen Polizeieinsatz.

Die Anwälte des Landes tauchten am Montag bei Schnedl zu Hause in Gloggnitz (Niederösterreich) auf und forderten die Herausgabe von Unterlagen und Dienstwagen. Das bestätigt Schnedl gegenüber dem ORF Burgenland. Was dann passierte, schildert der bei dem Vorfall ebenfalls anwesende und mittlerweile ebenfalls entlassene Leiter der KRAGES-Rechtsabteilung Yalcin Duran im Interview mit dem ORF Burgenland.

burgenland.ORF.at: Wie ist es denn zu dieser Eskalation gekommen, nachdem die beiden Anwälte des Landes bei Herrn Schnedl in Gloggnitz aufgetaucht sind. Sie haben mit den beiden gesprochen?

Yalcin Duran: Ich habe die Leute gefragt, was sie wollen und ob ich ihnen helfen kann. Sie haben gesagt, dass sie Herrn Schnedl persönlich ein Schriftstück übergeben müssen. Ich habe den Herren erklärt, dass das so nicht geht und dass sie das postalisch machen sollen, so wie es in der anwaltlichen Praxis gang und gäbe ist. Ich bin an der Tür gestanden, und daraufhin hat mich einer der beiden Herren an der Schulter weggestoßen und wollte in den Garten eindringen. Ich habe sie noch einmal aufgefordert zu gehen. Sie haben daraufhin nichts gesagt und sind an der Tür verweilt.

burgenland.ORF.at: Was ist dann weiter passiert?

Duran: Ich bin dann hineingegangen und habe das Ganze dem Herrn Magister Schnedl geschildert und vorgeschlagen, die Polizei zu rufen, weil sich die Leute nicht entfernen. Daraufhin haben wir die Polizei gerufen. Die ist auch gekommen. Kurz vor dem Eintreffen der Beamten sind die beiden Herren dann weggegangen. Sie haben noch gesagt, dass sie das Dienstauto abschleppen lassen werden, und das wird Kosten verursachen. Sie meinten auch, dass Schnedl auch alle anderen Dinge wie Laptop sofort aushändigen muss, ansonsten würden sie nicht gehen.

burgenland.ORF.at: Warum glauben Sie denn, sind die beiden in dieser Form vorgegangen?

Duran: Ich kann mir das nicht erklären. Ich bin mafiöse Vorgangsweisen nur aus Filmen gewohnt. Ein derartiges Vorgehen habe ich noch nie erlebt.

burgenland.ORF.at: Was haben die beiden denn gesucht, glauben Sie? Oder ging es wirklich nur darum, die fristlose Kündigung schriftlich zu übergeben?

Duran: Nein das glaube ich nicht. Die gängige Praxis ist, dass man einen derartigen Brief eingeschrieben zuzuschicken hat und dann die Konsequenzen daraus abzuleiten hat. Aber dass das persönlich übergeben werden muss mit aller Gewalt, dafür habe ich keine Erklärung.

burgenland.ORF.at: Sie selbst sind dann im Zuge dieser Aktion fristlos entlassen worden, ist das richtig?

Duran: Ja. Mein Eindruck war, es hat keine dienstlichen Gründe gegeben, sondern im Zuge der Diskussion mit der Polizei, wo ich einen der beiden Herren zur Rede gestellt und ihn gefragt habe, warum er hier die Exekutivgewalt spielen muss, hat er keine juristische Antwort darauf gehabt und hat einfach gesagt: „Wissen Sie was? Sie sind auch entlassen.“ Die Gründe wurden mir nicht mitgeteilt. Ich werde jetzt eine Klage beim Arbeits- und Sozialgericht anstrengen. Ich gehe davon aus, dass das der Herr Magister Schnedl auch machen wird.

Land weist Vorwürfe zurück

Die vom Land Burgenland beauftragte Anwaltschaft dementierte im Namen des Landes die Aussagen Durans: Es sei zu keinerlei Handgreiflichkeiten gekommen, die Aussagen von Duran und Schnedl seien Schutzbehauptungen, um im Arbeitsrechtsprozess bessere Karten zu haben.

Im Zuge der Eingliederung der KRAGES in die Landesholding werde die Gesellschaft von Wirtschaftsprüfern und Anwälten aktuell überprüft. Man sei dabei auf Unregelmäßigkeiten gestoßen. Das Land als hundertprozentiger Eigentümer der KRAGES habe daraufhin auf dringende Empfehlung der beigezogenen Experten die sofortige Entlassung aussprechen müssen.

Da Schnedl am Montag nicht erschienen sei, sei man verpflichtet gewesen, die Entlassung unverzüglich persönlich zuzustellen. Zur Überraschung des Wirtschaftsprüfers und des Anwaltes, die die Entlassung persönlich überbringen wollten, sei auch der Leiter der Rechtsabteilung vor Ort gewesen, der in diesem Zuge ebenfalls entlassen wurde. Schnedl habe nach anfänglicher Weigerung den Schlüssel für den Dienstwagen herausgegeben – es habe weder einen Hausfriedensbruch noch eine Eskalation gegeben, das könne auch die von Schnedl herbeigerufene Polizei bestätigen.

Das Interview mit Yalcin Duran führte ORF-Burgenland-Redakteur Christian Hofmann.

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