Gedenkstein für Roma und Sinti

Am Mittwoch wurde in Chelmno/Kulmhof (Polen) unter großer internationaler Anteilnahme ein Gedenkstein für verschleppte Roma und Sinti enthüllt, die nach ihrer Deportation ermordet und im Wald in einem Massengrab verscharrt wurden.

Anfang November 1941 rollten die Züge Richtung Polen, insgesamt fünf Transporte mit jeweils 1.000 Menschen. Der Historiker und Leiter des Dokumentationsarchivs des Österreichischen Widerstandes Gerhard Baumgartner erzählt: „Im November 1941 wurde hier in einem Teil des jüdischen Gettos extra für diese 5.000 aus dem Burgenland deportierten Roma ein eigenes kleines Getto abgezirkelt.“

Enthüllung Gedenkstein Polen

ORF

In Chelmno/Kulmhof (Polen) wurde ein Gedenkstein für die ermordeten Roma und Sinti enthüllt

Im Vernichtungslager getötet

„Da ist sehr schnell Typhus ausgebrochen.“ In den ersten sechs Wochen seien 630 Personen verstorben, so der Historiker. „Als dann der Lagerleiter stirbt, bekommt die Gestapo Panik und dann beschließt man diese Lager zu liquidieren. Die Insassen werden 100 Kilometer weiter in ein Vernichtungslager in Chelmno gebracht und alle getötet.“

Mahnmal für burgenländische und steirische Roma

Einer der Wohnblocks im ehemaligen jüdischen Getto von Lodz steht heute noch. Gleich daneben erinnert ein kleines Museum, eingerichtet in einer alten Schmiede, an das Schicksal der österreichischen Roma. Seit Mittwoch gibt es nun aber auch einen Gedenkstein im Wald bei Chelmno, wo die Überreste von 4.300 burgenländischen und steirischen Roma in einem Massengrab liegen.

Enthüllung Gedenkstein Polen

ORF

Die Landtagspräsidenten Christian Illedits (SPÖ) und Rudolf Strommer (ÖVP) bei der Enthüllung des Gedenksteins

Initiative wurde vom Land Burgenland unterstützt

Die Initiative für die Errichtung der Gedenkstätte geht auf den kürzlich verstorbenen Rudolf Sarközi zurück und wurde vom Land Burgenland unterstützt. „Ich bin heute auch in Gedanken bei Rudolf Sarközi, weil hier sein letztes Projekt enthüllt wird. Ich denke, auch das muss weitergeführt werden und wir werden sicher auch seinem Nachfolger die Unterstützung zukommen lassen“, sagt der erste Landtagspräsident Christian Illedits (SPÖ).

Teil der Delegation ist auch der zweite Landtagspräsident Rudolf Strommer (ÖVP): „Es ist bedrückend, wenn man sieht, wie groß diese Vernichtungslager waren, wie industrialisiert das Morden hier über die Bühne gegangen ist. Das zeigt, dass wir alles tun müssen, um solche Dinge nie mehr geschehen lassen zu können.“

Enthüllung Gedenkstein Polen

ORF

Die internationale Anteilnahme war groß

Wahrnehmung für Gedenkstätten fördern

Was noch aussteht, ist die breite Wahrnehmung der polnischen Gedenkstätten in Lodz und Chelmno in Österreich. Das sei ein Auftrag für die Zukunft, so die politischen Vertreter aus dem Burgenland. Und immer wieder in diesen Tagen wird vor Rassismus und Radikalisierung gewarnt. Nirgendwo geht diese Forderung so unter die Haut wie an einem solchen Ort.