Kopftuch: Schüler befragen Schüler

Die Frage „Kopftuch ja oder nein?“ polarisiert. 670 Schüler im Burgenland haben sich intensiv mit dem Thema „Das Kopftuch im Islam“ auseinandergesetzt und dazu unter anderem Jugendliche an anderen Schulen befragt.

Können Haare Sünde sein? Dieser Frage sind Schülerinnen des Gymnasiums Wolfgarten in Eisenstadt nachgegangen. Für ihr Projekt „Das Kopftuch im Islam“ befragten sie Jugendliche aus 20 weiteren Schulen im Burgenland. 670 Schülerinnen und Schüler ab 12 Jahren nahmen an der Umfrage teil.

„Aus unserer Umfrage ist ersichtlich, dass die meisten, nämlich 95 Prozent, kein Problem mit Kopftüchern haben. Aber fast jeder Vierte glaubt trotzdem, dass die Ausländer dadurch als integrationsverweigernd abgestempelt werden. Und das war schon schockierend, dass das so groß eingeschätzt wird“, sagt Schülerin Josephine Prinke aus Eisenstadt.

Schülerinnen in Eisenstadt

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Schülerinnen und Schüler in 20 Schulen wurden für das Projekt befragt

Umfrage zum Thema Kopftuch von Schülerinnen in Eisenstadt

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670 Jugendliche haben sich an der Umfrage beteiligt

Zwang oder Freiwilligkeit

„Ich glaube, je älter die Generation ist, desto negativer ist das Bild von den Kopftuchträgerinnen. Und je jünger die Generation ist, desto besser ist das Bild von den Kopftuchträgerinnen“, so Marie Gradwohl, Schülerin in Eisenstadt.

„Wir haben in unserer Studie auch herausgefunden, dass sie das Kopftuch teilweise auch gezwungen tragen, teilweise freiwillig. Zumindest schätzen das die österreichischen Schüler so ein. und dieses Thema war eben gerade für uns interessant, weil es uns auch betreffen würde als Mädchen, wenn wir muslimisch wären. Dadurch hat uns der Punkt, ob sie gezwungen werden oder nicht, besonders interessiert. Da war die Meinung sehr gespalten“, sagt Schülerin Kathi Dvornikovich aus Eisenstadt.

Freiheit der Entscheidung

Somah Ibrahimi lebt in Eisenstadt. Sie ist Muslima und trägt kein Kopftuch. Vor drei Jahren floh die 35-Jährige mit ihrem Ehemann und den beiden Söhnen aus Afghanistan nach Österreich. Als Mitarbeiterin an Entwicklungsprojekten der UNO in Afghanistan hatte sie es als arbeitende Frau auch in Friedenszeiten nicht leicht. Hier in Österreich genießt sie die Freiheit, dass Frauen mit oder ohne Kopftuch in der Öffentlichkeit auftreten können.

„Ich habe in Afghanistan ein Kopftuch getragen, meine Mama und meine Schwester auch. Jetzt nicht, weil ich hier die Notwendigkeit nicht sehe. Ich denke, jede Person sollte ihre Freiheit haben. Ich finde das sehr schwer“, so Ibrahimi.

Somah Ibrahimi, Flüchtlingsberaterin aus Eisenstadt

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Somah Ibrahimi lebt als Flüchtlingsberaterin in Eisenstadt

Somah Ibrahimi arbeitet als Flüchtlingsberaterin der Caritas in Eisenstadt. Hier ist die Frage „Kopftuch ja oder nein“ keine Frage. Es zählen andere Werte, sagt Edith Pinter, Leiterin der Caritas Burgenland. „Es kommt nicht darauf an, was man auf dem Kopf trägt, sondern was man im Kopf hat und vor allem, was man im Herzen trägt, welche Werthaltungen“, so Pinter. Und dieser Gedanke spiegelt sich auch im Projekt der Schülerinnen des Gymansiums Wolfgarten in Eisenstadt wider.