Ottilie Rochus gestorben

Die ehemalige ÖVP-Politikerin Ottilie Rochus ist im 88. Lebensjahr gestorben. Sie zog 1968 als erste Frau für die ÖVP in den burgenländischen Landtag ein. ÖVP-Chef Thomas Steiner würdigte Rochus als Pionierin der Frauenpolitik.

Rochus wurde 1928 in St. Andrä geboren, maturierte aufgrund des Zweiten Weltkrieges 1948 und trat 1950 in den Dienst der Burgenländischen Landwirtschaftskammer. Sie arbeitete dort als Hauswirtschaftslehrerin, bevor sie Beraterin wurde. Ab 1950 engagierte sie sich verstärkt politisch, wurde Mitglied des ÖAAB, des Bauernbundes und der Frauenbewegung, deren Landesleiterin sie 1961 wurde.

Ottilie Rochus

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Ottilie Rochus

Rochus setzte sich gegen Parteikollegen durch

Bei den Landtagswahlen 1968 gelang Rochus der Einzug in den Landtag. Sie war die erste Frau, die die Volkspartei im Landtag vertrat. Sieben Jahre schaffte sie den nächsten Karrieresprung: Vor den Nationalratswahlen 1975 hielt die ÖVP Burgenland Vorwahlen ab, um die Reihung der Kandidaten zu ermitteln - und Rochus gewann und wurde nominiert - gegen den parteiinternen Widerstand der männlichen Parteikollegen, wie sie einem Interview 1998 erzählte.

Die Männer seien fassungslos gewesen, es habe ihnen nichts Ärgeres passieren können als die Tatsache, dass sie im ganzen Burgenland erste und zweite Plätze gemacht habe, so Rochus.

Rochus über ihre Nominierung für den Nationalrat:

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Neun Jahre lang - bis 1984 - vertrat Rochus die ÖVP im Nationalrat. Ein Jahr später ging sie in den Ruhestand. Sie blieb aber weiter aktiv - etwa als stellvertretende Bundesleiterin der Frauenbewegung oder als Landesobfrau des Burgenländischen Hilfswerks. Ihre Funktion als ÖVP-Frauenchefin im Burgenland legte sie nach der Landtagswahl 1987 aus Protest zurück, weil keine Frau in den burgenländischen Landtag kam.

Steiner: Als Mensch und Abgeordnete sehr geschätzt

Rochus habe zentrale Themen im Agrarbereich mitgestaltet, sagte Steiner. Mit viel Engagement habe sie sich für die Frauenbewegung, den Bauernbund und das landwirtschaftliche Schulwesen stark gemacht. „Wir haben sie sowohl als Mensch als auch ihre Expertise als Abgeordnete sehr geschätzt und erinnern uns gerne an ihre letzten Besuche in der Landespartei zurück“, so Steiner, der der Familie der Verstorbenen sein Mitgefühl aussprach.