Potzneusiedl: Alltag im Containerdorf

Seit einer Woche steht fest: Bruckneudorf soll ein Containerdorf bekommen. Seither laufen Gegner Sturm. Was ein Containerdorf in der Praxis bedeutet, weiß man in Potzneusiedl. Dort leben 80 Flüchtlinge in 50 Containern. Ein Lokalaugenschein.

Am vergangenen Montag platzte in den Abendstunden die Bombe: Auf dem Kasernengelände in Bruckneudorf (Bezirk Neusiedl am See) soll ein Containerdorf entstehen - mehr dazu in SPÖ empört über Flüchtlingsquartier. Seither laufen Gemeinde und Land Sturm gegen den vermeintlichen Plan des Bundes, in Bruckneudorf wird demonstriert - mehr dazu in Bruckneudorf: Weitere Proteste geplant.

50 Container in Potzneusiedl

Das Flüchtlings-Containerdorf in Potzneusiedl (Bezirk Neusiedl am See) liegt eineinhalb Kilometer vom Ortskern entfernt. Direkt an der Nordost-Autobahn A6 verläuft das Leben für die 80 Flüchtlinge in geregelten Bahnen. Essen und Schlafen sind die Hauptbeschäftigungen.

„Ich spiele Tag für Tag mit meinen Freunden Karten und wir plaudern. Und es kommen Menschen her, die mit meiner Frau, meinen Kindern und mir Deutsch lernen“, erzählt einer der Männer im Containerdorf.

Lernen und zusammenräumen

Der Arbeitersamariterbund betreut das Flüchtlingsdorf, die Kinderfreunde kommen zu Bastelstunden vorbei. In den Containern schlafen je zwei bis drei Menschen. Sie kümmern sich selbst ums Saubermachen. Das funktioniert gut, doch die männlichen Asylwerber müssen manchmal erst überzeugt werden.

„Wir reden mit ihnen und erklären ihnen, dass sie nicht auf Urlaub hier sind, sondern um Asyl angesucht haben und sich auch an unsere Regeln halten müssen. Das funktioniert - mehr oder weniger“, sagt Veronika Handler vom Arbeitersamariterbund Burgenland.

Keine Demonstrationen, aber Gegner

Im Containerdorf leben Kinder, Frauen und Männer aus Syrien, Afghanistan, Somalia und aus dem Libanon. Demonstrationen wie in Bruckneudorf hat es in Potzneusiedl nicht gegeben, obwohl die meisten Einwohner nach wie vor dagegen seien, sagt Franz Werdenich, ÖVP-Bürgermeister von Potzneusiedl.

„Auf der anderen Seite werden wir nicht sehr tangiert. Es kommen eher vereinzelt Flüchtlinge in die Ortschaft hinein, auch aus dem Grund, weil hier mehrheitlich Familien sind und es nicht gegeben ist, dass die Leute einzeln herumlaufen“, sagt der Ortschef.

Der Betrieb des Flüchtlingsdorf wird über den Winter weitergehen. Bis Mai sollen alle Menschen in feste Unterkünfte gebracht und die Container wieder abgebaut werden.

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