A4-Drama: 69 Tote identifiziert

Drei Monate nach dem Flüchtlingsdrama auf der A4 hat die Landespolizeidirektion am Donnerstag die Ermittlungsergebnisse präsentiert: 69 der 71 Opfer konnten eindeutig identifiziert werden. Bei einem Opfer warte man noch auf einen DNA-Abgleich, ein Mann sei noch unbekannt.

Laut Landespolizeidirektor Hans Peter Doskozil stammte der Großteil der Opfer aus dem Irak. Die übrigen waren aus Afghanistan, Syrien und dem Iran. Unter den Toten habe sich auch eine sechsköpfige Familie aus Afghanistan - Vater und Mutter mit drei Kindern und einem Cousin - befunden, sagte Doskozil. Zwei Familien aus Afghanistan und Syrien starben ebenfalls in dem Kühl-Lkw. Darüber hinaus habe es weitere Verwandtschaftsverhältnisse wie etwa Vater und Sohn, Geschwister oder Cousins gegeben, so Doskozil.

Großteil der Opfer wurde überführt

Zwölf Beamte waren mit der Identifizierung der Leichen beschäftigt. Ihrer Arbeit, der eingerichteten Hotline und den Medien in Österreich sowie auch in den Herkunftsländern sei es zu verdanken, dass so viele der Opfer identifiziert werden konnten, so Doskozil. Bei 44 Opfern führte DNA-Vergleichsmaterial zum Erfolg, 21 Personen wurden durch Fingerabdrücke identifiziert.

Hans Peter Doskozil und Johann Fuchs

ORF

Landespolizeidirektor Hans Peter Doskozil und Staatsanwalt Johann Fuchs

Die meisten der Toten sind nach Angaben Doskozils in ihre Herkunftsländer überführt worden. Fünf Leichname befinden sich noch in der Gerichtsmedizin in Wien. Drei von ihnen sollen demnächst überführt werden. 15 Menschen seien in Österreich bestattet worden, sagte Doskozil.

Prozess in Ungarn

Nach der raschen Ausforschung der mutmaßlichen Täter ist das Strafverfahren mittlerweile von der Staatsanwaltschaft Eisenstadt an Ungarn abgetreten worden, weil davon ausgegangen wird, dass die Flüchtlinge auf ungarischem Staatsgebiet erstickt sind - mehr dazu in A4-Drama: Verfahren in Ungarn. Der Lkw war am 27. August in einer Pannenbucht der A4 im Bezirk Neusiedl am See entdeckt worden. Die Menschen darin - 59 Männer, acht Frauen und vier Kinder - sind vermutlich am Vortag gestorben. Vier Bulgaren und ein Afghane befinden sich in Ungarn in U-Haft.

Suche nach Hintermännern

Der österreichische Teil der Ermittlungen sei damit weitestgehend abgeschlossen, betonte Leiter der Staatsanwaltschaft Eisenstadt, Johann Fuchs. „Das heißt aber nicht, dass wir unsere Unterstützung für die ungarischen Behörden heute einstellen“, sagte Fuchs. Diese hätten bereits den vollständigen Ermittlungsakt und würden auch in Zukunft „alles von uns erhalten, was wir zu dieser Strafsache an Ermittlungsergebnissen noch nachgereicht bekommen.“

Was die Hintergründe und Strukturen, die diese Schleppung ermöglicht hätten, betreffe, werde es in Österreich weitere Ermittlungen geben. Die „schnellen Erfolge“, die man zu den unmittelbaren Tätern vorweisen konnte, seien in dieser Ebene jedoch nicht mehr möglich, meinte Fuchs. Es werde aber mit Hochdruck versucht, auch auf den nächsten Ebenen die Täter strafrechtlich auszuforschen und zu überführen.