Treibstoff der Zukunft aus Güssing

Der Forschungsschwerpunkt im Biomassezentrum Güssing liegt immer mehr auf der Treibstoff-Produktion aus Holz. Derzeit werden nur Mini-Mengen im Labor erzeugt, aber schon bald sollen Treibstoffe industriell hergestellt werden.

Im Biomassezentrum Güssing entsteht hochwertiger, ökologisch sauberer Diesel - und zwar nicht erzeugt aus Erdöl, sondern aus Holz. Vorerst sind es nur ein paar Liter pro Tag, die im Labor produziert werden. Nun setzen die Forscher den nächsten Schritt. Das Ziel ist es, ein Barrel - also 159 Liter - Treibstoff pro Tag herzustellen.

„Wenn man eine Technologie entwickelt, muss man vom Labor-Maßstab bis zum industriellen Maßstab einige notwendige Zwischenschritte machen. Ich kann nicht vom Gramm-Maßstab auf Tonnen-Maßstab hinaufgehen. Da ist das Risiko viel zu hoch, dass etwas nicht funktioniert. Ich muss daher einige Zwischenschritte einbauen. Und für uns ist eben diese ‚Ein-Barrel-pro-Tag-Anlage‘ ein extrem wichtiger Zwischenschritt, damit wir dann bei der Demonstrationsanlage erfolgreich sind“, erklärt Projektleiter Reinhard Rauch.

Biomassekraftwerk in Güssing

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Derzeit entstehen nur kleinste Mengen an Biotreibstoff

Stromerzeugung ist unwirtschaftlich

An dem Projekt sind Forscher der Technischen Universitäten Wien und Graz und der Fachhochschule Burgenland beteiligt. Industrieller Partner ist das Biomassekraftwerk Güssing. Bisher wird dort Holz in Wärme und Strom umgewandelt. Die Stromerzeugung sei derzeit wegen der hohen Holzpreise und niedrigen Ölpreise unwirtschaftlich, sagt der Geschäftsführer des Biomassekraftwerks, Stephan Neisser.

„Das betrifft aber nur Österreich. In anderen Ländern - derzeit etwa Thailand, wo wir ein Werk bauen - haben Sie ganz andere Rahmenbedingungen, höhere Strompreise, auf der anderen Seite auch das hohe Interesse, dort Biomasse und deren Reststoffe für die Anlage zu verwenden. Und daher wird es dort ökonomisch sehr interessant“, so Neisser.

Biomassekraftwerk in Güssing

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Künftig sollen in Güssing Biotreibstoffe in größeren Mengen erzeugt werden

Export nach Asien und in die USA

Die Technologie wird auch in andere Länder Asiens erfolgreich exportiert. Und auch in die USA gibt es erste Kontakte. Die Biomasseforschung sei also - trotz aller Probleme in Österreich - keine Sackgasse, meint Walter Mayrhofer, Forschungsbeauftragter des Landes Burgenland.

„Dort, wo die Rahmenbedingungen passen, ist es absolut sinnvoll - insbesondere im Zusammenspiel mit den anderen Energieträgern. Wir wissen ja, die Sonne scheint nicht immer, der Wind bläst nicht immer. Und genau diese Pufferfunktion kann die Biomasse übernehmen“, so Mayrhofer.

Ab dem Jahr 2020 will man in Güssing rund 50 Barrel Diesel aus Holz pro Tag erzeugen. Das wäre dann nächste Schritt zur industriellen Produktion.