A4-Drama: 10 Opfer eindeutig identifiziert

Nach dem Schlepper-Drama auf der A4, bei dem Ende August 71 Menschen in einem Lkw erstickt waren, sind bis jetzt zehn Opfer eindeutig identifiziert worden. Das gab die Polizei am Mittwoch bekannt.

Laut Polizei befinden sich vier der Leichname mittlerweile in der Obhut ihrer Angehörigen - mehr dazu in A4-Drama: Erste Leichen in Heimat überstellt. Bei den zehn Opfern handle es sich um eine Frau und neun Männer aus dem Irak. Keines der Opfer sei älter als 50 Jahre, so die Polizeisprecher Gerald Pangl. Mehr zur Identität könne man aus Rücksicht auf die Angehörigen nicht sagen.

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Polizeisprecher Gerald Pangl im Interview

Die Polizei hat die ersten Opfer des A4-Schlepper-Dramas identifiziert, sagte Pangl am Mittwoch im Interview mit ORF-Burgenland-Redakteurin Dorottya Kelemen

Mehr positive Identifizierungen zu erwarten

Es seien noch weit mehr positive Identifizierungen zu erwarten, aber man warte noch die endgültige Gegenprobe ab, so Pangl. So gebe es im Falle der Kinderleichen, die man gefunden habe, Hinweise, dass die gesamte Familie auf dem Weg gewesen sei, aber da warte man noch auf Angehörige beziehungsweise auf das endgültige Ergebnis der Untersuchungen.

Schwieriger Prozess

Die Umstände und der Zustand der Leichen hätten keine Identifizierung anhand eines Fotos oder dem Augenschein nach zugelassen. Seit Beginn der Ermittlungen haben die Beamten jeden einzelnen Schritt dokumentiert und alle möglichen Spuren oder Spurenträger gesichert.

Der Inhalt sämtlicher Behältnisse wie Rucksäcke und Taschen wurde katalogisiert und nach Hinweisen zu den Personen durchsucht. Teilweise brachten die Auswertungen funktionstüchtiger Handys Kontaktdaten zu Verwandten oder Bekannten. Anhaltspunkte zur Identität lieferten die gefundenen Reisepässe, weitere Dokumente und Schriftstücke, teilte die Polizei mit.

Spezielle Methode zur Identifikation

Bei der Spurensicherung und den Obduktionen wurde die DVI-Methode (Disaster Victim Identification) unter der Führung des Leiters der Landeskriminalabteilung, Ernst Schuch, angewandt. Dabei werden sämtliche Informationen über eine unbekannte Leiche in verknüpften Datenbanken zusammengeführt. Diese internationale Methode wurde unter anderem nach der Tsunami-Katastrophe 2004 angewandt.

Neben der Personenbeschreibung mit den körperlichen Merkmalen, den persönlichen Habseligkeiten, der Bekleidung und noch vielem mehr, werden die Umstände der Auffindung und sämtliche Details elektronisch gespeichert. Dazu kommen die Hinweise der Angehörigen aus der Bevölkerung.

Viele Hinweise bei Hotline

In der Hotline der Landeskriminalabteilung Burgenland gingen laut Exekutive unzählige Anfragen und Hinweise ein. Anrufer berichteten, an jenem Tag, an dem die 71 Leichen in dem Lkw gefunden worden waren, den Kontakt zu ihren Angehörigen verloren zu haben. Viele Angehörige leisten einen großen Beitrag zur Feststellung der Identität. Sie nehmen in ihren Heimatländern weite Wege in Kauf, um bei einer zuständigen Stelle eine DNA-Probe abzugeben. Manche reisen laut Polizei sogar nach Österreich und nehmen direkt Kontakt mit den Ermittlern auf.

Die Ermittlungen werden laut Polizei noch mehrere Wochen dauern. Sobald die Identitätsfeststellungen abgeschlossen sind, werden die Leichname freigegeben. Die Überführungen in die Heimatländer erfolgen auf Antrag der Angehörigen.