Nickelsdorf: Zurück zum Alltag

In den vergangenen Wochen sind mehr als 60.000 Flüchtlinge durch den Ort gezogen. Nun normalisierte sich die Lage soweit wieder. In Nickelsdorf war man bemüht den Normalzustand wiederherzustellen.

Langsam kehrt in dem Ort mit knapp 1.700 Einwohnern wieder Ruhe ein. Helfer waren am Mittwoch damit beschäftigt, die Spuren die die Flüchtlinge auf ihrem Weg durch die Ortschaft hinterlassen haben, zu beseitigen. Weggeworfenes wurde eingesammelt und Mülleimer geleert. Im Zuge der Flüchtlingskrise stand die Gemeinde vor enormen Herausforderungen. Diese habe man auch so gut es ging bewältigt, sagte Bürgermeister Gerhard Zapfl (SPÖ).

Nickelsdorf kehrt zum Alltag zurück

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Aufräumarbeiten in Nickelsdorf

Für die Zukunft erwarte man sich aber mehr Unterstützung seitens der Regierung. Man könne nur fordern, dass man hier Maßnahmen setze und den Druck erhöhe, damit die Politik wirklich einmal eingreife. Dies sei bisher in dieser Form aber nicht passiert, so der Bürgermeister. Er fühlte sich von der Regierung während der Flüchtlingskrise im Stich gelassen.

Fast keine Flüchtlinge mehr am Grenzübergang

Am Gelände des Grenzübergangs standen am Mittwochnachmittag die zuvor aufgestellten Zelte des Bundesheeres leer - mehr dazu in Grenze: Lage weitgehend entspannt. Noch immer waren zahlreiche Einsatzkräfte vor Ort. Flüchtlinge waren hingegen fast keine mehr am Grenzübergang. Aus allen Notquartieren im Umkreis, von Parndorf bis Wiesen, wurden die Schutzsuchenden zum Bahnhof nach Nickelsdorf gebracht.

Von dort aus beförderte sie ein Sonderzug nach Klagenfurt. Dieser fuhr am Nachmittag mit rund 200 Flüchtlingen an Bord ab. „Die Flüchtlinge die jetzt mit dem Zug weggebracht wurden waren jene, die hier in der Umgebung untergebracht waren in den Erstversorgungsstellen“, sagte Polizeisprecher Gerald Pangl. Jetzt seien alle Quartiere damit geleert. Am Mittwochnachmittag räumte man auch die Oberwarter Messehalle die als Notquartier für Flüchtlinge diente. Da man aber nicht wisse, ob noch Flüchtlinge kommen, bliebe die Infrastruktur noch einige Tage bestehen, hieß es.

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Trotz Entspannung ist das Bundesheer einsatzbereit

Grenzkontrollen ohne Probleme

Unterdessen verliefen die am Mittwoch durchgeführten Grenzkontrollen relativ problemlos ab. Schlepper oder Flüchtlinge habe man keine entdeckt, teilte die Polizei mit. Aufgrund der Entwicklungen der letzten Tage habe man darauf gehofft, dass sich die Lage entspannen werde. Dass es aber abrupt so leer würde auf diesem Platz, damit habe man in diesem Tempo nicht gerechnet, so Pangl.

Der Stau nach Ungarn beschränkte sich, laut Polizei, auf einen Zeitverlust von maximal 20 Minuten für die Autofahrer. Diese würden keinen Unmut zeigen an der Grenze. Es käme zu keinen Diskussionen deswegen. Im Großen und Ganzen dürfte das so akzeptiert werden, sagte Pangl.

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Deutlich weniger Menschen in Nickelsdorf

Geteilte Meinungen in der Bevölkerung

Die Meinungen der Einwohner über die Flüchtlinge gingen zum Teil auseinander. Die einen hatten Mitleid mit den Menschen, andere ärgerten sich über ihr Verhalten. „Sie kommen hierher und haben nichts zu Essen oder zu Trinken, also haben wir ihnen etwas gegeben. Das hat für die Leute gepasst“, sagte Martin Motter aus Nickelsdorf. „Mir geht es nicht gut, wenn ich sehe was da für Leute kommen, das sind wirklich arme Menschen. Sie sind vom Krieg verfolgt durch ganz Europa und die Türkei geflohen. Es ist wirklich nicht sehr angenehm für sie“, sagte Manfred Falb.

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Andere hingegen verstanden manches Verhalten der Flüchtlinge nicht. „Ich bin erschüttert was hier auf der ganzen Strecke liegt. Am meisten bin ich erschüttert über die Lebensmittel. Tausende Menschen verhungern täglich und die Flüchtlinge kommen und schmeißen die Lebensmittel ohne einen Bissen zu machen in den Müll“, sagte Johann Nudschill. So könne das nicht sein.

Dorfgeschichte von Hilfsbereitschaft geprägt

Bereits nach dem zweiten Weltkrieg im Jahr 1945 wurde die Hilfsbereitschaft der Nickelsdorfer auf die Probe gestellt. Während der Ungarnkrise im Jahr 1956 oder vor dem Fall des Eisernen Vorhangs in den Jahren 1989 und 1990 halfen die Einwohner ebenfalls den Menschen die über die österreichisch-ungarische Grenze kamen. Im Jahr 2015 stellten sie erneut ihre Hilfsbereitschaft unter Beweis.

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