Grenze: Lage weitgehend entspannt

An den Flüchtlingsbrennpunkten im Burgenland ist es am Dienstag vergleichsweise ruhig gewesen. In Nickelsdorf kamen etwa 7.300 Personen an. Rund 1.100 Flüchtlinge kamen bei Heiligenkreuz über die Grenze nach Österreich.

Die Helfer und Einsatzkräfte nutzten die Entspannung der Situation, um Vorbereitungen für die Ankunft von weiteren Flüchtlingen zu tätigen. In Nickelsdorf leistete das Bundesheer erneut Unterstützungsarbeit. Die Soldaten installierten eine neue Feldküche, da die alte nach wochenlangem Dauereinsatz nicht mehr zu gebrauchen war. In der Nähe der Nova-Rock-Halle bauten die Soldaten 77 Zelte für ankommende Flüchtlinge auf. Rund 1.000 Menschen könnten dort unterkommen, hieß es seitens des Bundesheeres - mehr dazu in Bundesheer versorgt Flüchtlinge. Bis zum Dienstagnachmittag seien die neu aufgestellten Zelte aber noch nicht bezogen worden.

Flüchtlingssituation Nickelsdorf / Heiligenkreuz

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Bundesheer errichtete 77 Zelte für weitere Flüchtlinge

Flüchtlingssituation Nickelsdorf / Heiligenkreuz

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Eine neue Feldküche des Bundesheeres wurde angeliefert

Derzeit keine Sachspenden benötigt

Auch das Rote Kreuz und die Helfer in der Nova-Rock-Halle nutzten die kurzzeitige Entspannung der Situation am Dienstag, um die Halle zu säubern und Hilfsgüter zu schlichten. Es sei wirklich alles voll. Man habe alle Hände voll zu tun das Ganze auch zu sortieren und zu ordnen. Derzeit benötige man keine weiteren Sachspenden mehr, sagte Thomas Wallner vom Roten Kreuz Burgenland.

Am Dienstag standen auch zahlreiche Taxilenker in Nickelsdorf bereit, um Flüchtlinge nach Wien zu bringen. Manche Flüchtlinge berichteten, dass ihnen bis zu 500 Euro für eine Fahrt nach Wien abgenommen worden seien. Man könne verlangen was man wolle, aber 150 Euro seien ein annehmbarer Preis, der auch gerne von den Flüchtlingen bezahlt werde. Man müsse immer menschlich bleiben und nicht immer alles voll ausnutzen, sagte ein Taxilenker.

Kontrolle von Taxilenkern

Seit Montag seien, laut Wiener Taxiinnung, rund 1.000 solcher Fahrten durchgeführt worden. Wer gegen die Betriebsordnung verstoße und zusätzlich noch überzogene Preise verlange, werde angezeigt, hieß es seitens der Wiener Taxiinnung. Am Mittwoch schickte man Vertreter der Innung ins Burgenland, um Taxilenker die gegen die Bestimmungen verstoßen anzuzeigen. Das Rote Kreuz appellierte am Mittwoch an Taxilenker und Privatpersonen keine weiteren Flüchtlinge mehr zu den Bahnhöfen zu bringen. Die Kapazitäten der dortigen Einsatzkräfte und Freiwilligen seien erschöpft, hieß es in einer Aussendung.

Flüchtlingssituation Nickelsdorf / Heiligenkreuz

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Viele Taxilenker warten in Nickelsdorf auf Flüchtlinge

500 Flüchtlinge in einer Stunde

Binnen einer Stunde trafen am Dienstagabend etwa 500 Flüchtlinge in Heiligenkreuz ein. Sie waren mit sechs Gelenkbussen nach Szentgotthard auf ungarischer Seite der Grenze transportiert worden und von dort aus zu Fuß Richtung Österreich gegangen. Unter den Flüchtlingen waren wieder viele Familien mit Kindern.

Es sei der Plan, die Menschen noch am Abend von Heiligenkreuz in Quartiere zu bringen, sagte die Polizeisprecher Gerald Koller. Die Kapazitäten seien vorhanden, was sowohl für den Transport, als auch für die Unterkünfte in der näheren Umgebung gelte. Untergebracht würden die Flüchtlinge demnach vorerst in Oberwart, Mogersdorf (Bezirk Jennersdorf) und Strem (Bezirk Güssing).

Tagsüber weniger Flüchtlinge in Heiligenkreuz

Laut Polizeiangaben kamen am Dienstagmorgen zirka 600 Flüchtlinge über die Grenze. Am Montag waren es rund 4.000 Menschen. Im Laufe des Tages kamen fast keine Flüchtlinge mehr in Heiligenkreuz an.

Die Einsatzkräfte würden aber dennoch vor Ort bleiben. Es würden eher spärlich Busse mit Flüchtlingen kommen. Man könne keine Entwarnung geben und bleibe trotzdem in voller Mannstärke vertreten. Auch die Hilfskräfte würden die Örtlichkeit nicht verlassen, bevor sie nicht die endgültige Entwarnung hätten, sagte Polizeisprecher Gerald Koller am Dienstagnachmittag.

Das Rote Kreuz vor Ort habe die ruhigere Phase zur Regeneration genutzt. Die Mitarbeiter hätten sich ein wenig erholen können. Man habe die Zeit aber auch genutzt, um die Materialien zu erheben und um zu klären, wie man sich rüsten könne, wenn wirklich noch ein Nachschub an Flüchtlingen kommen sollte, sagte Rot-Kreuz Einsatzleiter Markus Pumm.

In der Nacht auf Dienstag baute das Bundesheer auch in Heiligenkreuz 28 Zelte auf. Diese würden Platz für rund 600 Menschen bieten. Bei schlechtem Wetter würden aber auch wesentlich mehr darin schlafen können. Man habe die Zelte mit Feldbetten ausgestattet. Durch die Einsatzorganisationen würden aber zusätzlich Decken ausgegeben. Auch wenn es ein bisschen kälter würde, gebe es genügend Schutz, um sich vor niedrigen Temperaturen zu schützen, sagte Martin Jaidl vom Bundesheer. Die aufgestellten Zelte wurden aber, auch nach den Aufgriffen am Dienstagabend, vorerst nicht benötigt.

635 Soldaten in grenznahe Räume verlegt

Neben der Unterstützungshilfe die das Bundesheer derzeit in Nickelsdorf und Heiligenkreuz leistet, verstärken die Soldaten ab Mittwochmorgen auch die Polizei bei der Durchführung von Grenzkontrollen. Im Burgenland würden die Soldaten an bestimmten Grenzübergängen eingesetzt werden, hieß es in einer Aussendung des Innenministeriums am Dienstag. Die Soldaten sollen „in enger Zusammenarbeit mit der Polizei“ unter anderem Transportaufgaben sowie Absicherungs- und Ordnungstätigkeiten übernehmen. Für die Unterstützung der Polizei bei den Grenzkontrollen greife das Bundesheer auf Berufs- und Zeitsoldaten, nicht aber auf Grundwehrdiener zurück. Kontrollen an der sogenannten „Grünen Grenze“ seien nicht vorgesehen, so das Innenministerium.

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