Flüchtlinge: Zustrom reißt nicht ab

Die Zahl der aus Ungarn kommenden Flüchtlinge bleibt weiter hoch. Am Sonntag kamen bis zum Abend 15.000 Menschen nach Nickelsdorf, Montagfrüh kamen 4.500 an. Im Südburgenland wird unterdessen die Lage kritisch.

Deutschland hatte am Sonntagnachmittag den Zugsverkehr nach Österreich eingestellt und die vorübergehende Einführung von Grenzkontrollen angekündigt. Damit wurde auch für die Flüchtlinge, die ungebrochen über die Grenze aus Ungarn ins Burgenland kommen, die Lage kritischer - mehr dazu in Flüchtlinge: Lage spitzt sich zu.

Flüchtlingssituation in Nickelsdorf

ORF/Andreas Herbst

Die Situation in Nickelsdorf ist derzeit weitgehend ruhig

Der Montag werde für die Exekutive und die Hilfskräfte ein sehr herausfordernder Tag, sagte der stellvertretenden Landespolizeidirektor Christian Stella. „Wir rechnen heute für das gesamte Burgenland mit etwa 20.000 Flüchtlingen“, sagte Stella - mehr dazu in Tausende erwartet: Grenzübergang Nickelsdorf gesperrt.

Zugsverkehr wieder aufgenommen

Wo die Menschen untergebracht werden, stehe derzeit nicht fest. „Die Krisenstäbe beraten momentan, wo es freie Kapazitäten gibt. Wir haben auf jeden Fall schon 50 Busse vorbereitet, um die Leute zu verbringen. Positiv für uns ist auch, dass der Zugsverkehr zwischen Österreich und Deutschland wieder aufgenommen wurde. Wir hoffen, dass wir dadurch wieder viele Leute wegbekommen“, so Stella - mehr dazu in Zugsverkehr mit Deutschland wieder aufgenommen.

Flüchtlingssituation in Nickelsdorf

ORF/Andreas Herbst

Tausende Menschen warten auf die Weiterreise

Mittlerweile stellen sich die Flüchtlinge an und warten auf die angekündigten Busse. „Die Leute haben Hoffnung, je früher sie sich anstellen, desto eher kommen sie weg. Und das hat sich gestern auch bewahrheitet. Wir haben fast alle, die sich angestellt haben, auch wegbekommen. Aber es wird sicher einige Stunden dauern, bis wir entsprechende Unterkünfte gefunden haben“, sagte der Polizeisprecher.

Flüchtlingssituation in Nickelsdorf

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Zelte stehen zur Versorgung bereit

7.000 Flüchtlinge in Nickelsdorf

Bereits Montagfrüh trafen nach Schätzungen der Polizei in Nickelsdorf (Bezirk Neusiedl am See) bereits 4.500 Menschen ein. „In der Nacht wurden rund 4.500 Menschen mit Bussen weggebracht. Es ist auch ein Sonderzug von Nickelsdorf nach Wien abgefahren“, sagte Polizeisprecher Gerald Pangl.

Am späten Montagvormittag waren laut Schätzungen rund 7.000 Personen in Nickelsdorf. Sie sollen mit bis zu 50 Bussen weggebracht werden. Allerdings steht weder fest, wohin sie gebracht werden, noch, wann der Transport stattfinden kann. "Das ist Gegenstand der laufenden Gespräche, die hier ununterbrochen geführt werden. Man versucht in alle möglichen Richtungen Quartiere aufzutreiben“, Pangl. Erwartet werden laut Polizei in Nickelsdorf am Montag noch bis zu 20.000 Flüchtlinge.

Flüchtlingssituation in Nickelsdorf

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Die Infrastruktur in Nickelsdorf funktioniert

Unterdessen kommen weiterhin viele Flüchtlinge - und zwar nicht nur nach Nickelsdorf, sondern auch ins Südburgenland. Ein großes Problem sei die Unterbringung der Menschen. „Die Quartiere in der Umgebung sind im Großen und Ganzen voll. Und wir sind auf der Suche nach neuen Unterbringungsmöglichkeiten. Wahrscheinlich ist ganz Österreich aufgerufen, Quartiere zu finden“, sagte Pangl.

Einsatzkräfte haben „alles im Griff“

Die in Nickelsdorf bereits aufgebaute Infrastruktur funktioniere bisher bestens, hieß es von der Polizei. Auch in Heiligenkreuz (Bezirk Jennersdorf) sei eine derartige Infrastruktur zurzeit im Aufbau. Die Sammelstellen seien zur Zeit vollbelegt. Im Laufe des Tages werde man jedenfalls eine Lösung finden. An beiden Orten verlaufe alles „ruhig und geordnet“, man habe die „Situation im Griff“, so die Einsatzkräfte.

Sperren jederzeit möglich

Die Polizei hatte am Montagvormittag den Grenzübergang Nickelsdorf auf der Ostautobahn (A4) in Fahrtrichtung Ungarn gesperrt. Die Autobahn in Richtung Wien wurde auf ungarischer Seite ebenfalls gesperrt. Gleiches galt für die Bundesstraße 10. Am Montagvormittag wurde die Sperre wieder aufgehoben.

Am frühen Nachmittag wurde die Ostautobahn allerdings wieder gesperrt. Dutzende Flüchtlinge kamen gruppenweise aus Ungarn zur Zollstation und überquerten auf dem Weg weiter ins Landesinnere die Fahrbahn. Die Polizei sicherte die Autobahn. Wie lange die Sperre aufrecht bleiben sollte, war am frühen Nachmittag unklar.

Flüchtlingssituation in Nickelsdorf

ORF/Andreas Herbst

Einige Flüchtlinge versuchen auf eigene Faust weiterzureisen

Nur ein Sonderzug stand in Nickelsdorf am Montagvormittag zum Abtransport wartender Flüchtlinge zur Verfügung. „Alles andere steht momentan“, so ein Polizeisprecher. Somit gibt es vorerst keine weiteren Bustransporte. Über die weitere Vorgangsweise gebe es Gespräche. Am Grenzübergang sollen sich inzwischen rund 5.000 bis 7.000 Menschen befinden, wobei die Zahl aufgrund der Aufteilung der Menschen auf dem großen Gelände schwierig einzuschätzen sei, hieß es von der Polizei.

Heiligenkreuz: Lage wird kritisch

Auch im Südburgenland, in Heiligenkreuz, sind Montagfrüh bereits 3.000 Flüchtlinge angekommen - und die Tendenz ist steigend. Die Situation werde mittlerweile kritisch, hieß es von der Polizei. „Es kommen stündlich etwa 500 mit Bussen“, sagte Polizeisprecher Gerald Koller, „wir rechnen heute mit fünf- bis zehntausend Leuten“, so Koller.

Flüchtlinge im Südburgenland

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Im Südburgenland spitzt sich seit Montagfrüh die Lage zu

In Heiligenkreuz habe die Polizei mittlerweile Absperrgitter aufgestellt. „Es gibt momentan kein Weiter für die Leute, weil wir einfach keine Ressourcen haben“, schilderte Koller. Deshalb könne man die Menschen vorerst nicht mehr hereinlassen, allerdings ließen sich die Flüchtlinge nicht aufhalten. „Die gehen teilweise links und rechts vorbei. Die Situation eskaliert schon teilweise“, so der Polizeisprecher. Dennoch sei die Lage grundsätzlich ruhig, hieß es weiter.

Auf eigene Faust unterwegs

Etliche Flüchtlinge machten sich mittlerweile auf eigene Faust auf den Weg. Sie sind entlang der B65 zu Fuß in Richtung Fürstenfeld (Steiermark) und vermutlich auch in Richtung Jennersdorf unterwegs. Mittlerweile seien 120 Polizisten an Ort und Stelle, darunter Beamte aus Tirol und der Steiermark, so die Angaben der Exekutive.

Suche nach Quartieren im Südburgenland

Bisher sind in den vergangenen Tagen einige hundert Flüchtlinge im Südburgenland eingetroffen - mehr dazu in Flüchtlinge nun auch im Südburgenland. Damit dürfte auch Heiligenkreuz zu einem Zielpunkt der Flüchtlinge geworden sein. „In der Inform-Halle in Oberwart sind 500 und in St. Martin an der Raab in einer Halle auch ungefähr 100. Es gibt Meldungen, dass noch weitere Menschen auch Richtung Heiligenkreuz kommen werden“, sagte Hans Peter Polzer vom Roten Kreuz.

Flüchtlingssituation in Heiligenkreuz

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Die Suche nach Quartieren läuft auf Hochtouren

Die Flüchtlinge werden nun mit dem Notwendigsten versorgt. Das Rote Kreuz sucht nun Quartiere. „Das Hauptproblem ist die Unterbringung. Es gibt kaum noch Quartiere im Südburgenland. Die Polizei ist bemüht, weitere Quartiere zu finden, um die Menschen unterbringen zu können“, sagt Polzer.

Röszke vor Schließung?

Die Situation rund um die nach Österreich kommenden Flüchtlinge wird immer prekärer. Nicht bestätigten Informationen zufolge wurde das ungarische Lager Röszke geräumt, bis zu 60.000 Menschen seien auf dem Weg nach Nickelsdorf beziehungsweise Heiligenkreuz. Ab Mitternacht wird Ungarn seine Grenzen zu Serbien dicht machen. Eine Bestätigung dafür gibt es allerdings noch nicht.

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