Flüchtlinge: Lage in Nickelsdorf entspannt

In der vergangenen Nacht sind bis Mitternacht etwa 2.800 Flüchtlinge aus Ungarn nach Nickelsdorf gekommen. Danach beruhigte sich die Lage allerdings. Bis Sonntagvormittag seien nur mehr einige Hundert eingetroffen, so Landespolizeidirektor Hans Peter Doskozil.

An die 1.500 Migranten wurden noch in der Nacht mit Bussen aus Nickelsdorf weggebracht und in Quartiere in Österreich verteilt. Rund 500 Flüchtlinge wurden Sonntagfrüh mit acht voll besetzten Bussen aus dem Burgenland nach Graz gebracht. Ab Sonntagvormittag fuhren beziehungsweise fahren auch etwa 20 Busse direkt nach Deutschland. Auch zwei Züge mit etwa 500 Flüchtlingen an Bord fuhren bereits aus Nickelsdorf ab. Sonntagmittag warteten noch zirka 1.000 Menschen darauf, weiterzufahren.

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Interview mit Landespolizeidirektor Doskozil

In Nickelsdorf hat sich die Lage in der vergangenen Nacht beruhigt. Noch hat die Polizei keine genauen Angaben dazu, wie viele Flüchtlinge am Sonntag erwartet werden.

Züge aus Ungarn mit Flüchtlingen voll besetzt

Der Unterschied zu Samstag sei, dass die meisten aus Ungarn kommenden Züge bereits mit Flüchtlingen voll besetzt seien und keine Flüchtlinge mehr zusteigen könnten, berichtete ORF-Burgenland-Redakteur Martin Lischka am Sonntagvormittag aus Nickelsdorf.

Auch Festivalgelände Wiesen könnte genutzt werden

Wie viele Flüchtlinge am Sonntag noch in Nickelsdorf erwartet werden, könne man nicht sagen, so Doskozil im ORF-Interview. Man habe aber Vorsorge getroffen, dass man im Worst Case auch das Festivalgelände in Wiesen nutzen könnte. Für den Nachmittag sei ein Gespräch mit den ungarischen Kollegen geplant, sagte der Polizeidirektor.

Flüchtlinge verbringen Nacht in Nickelsdorf

ORF

Sieben schwer kranke Kinder

Mehrere Flüchtlingen aus Ungarn mussten nach Angaben des Roten Kreuzes in Krankenhäuser behandelt werden. Insgesamt seien bis zum Morgen 16 Migranten in Kliniken nach Kittsee und Eisenstadt gebracht werden. Unter ihnen seien sieben schwer kranke Kinder, teilte Einsatzleiter des Roten Kreuzes, Reinhold Renner, mit: „Wir haben eine große Welle gehabt um eins, zwei in der Früh. Da sind ungefähr 1000 Leute plötzlich gekommen. Da waren doch viele kranke Kinder dabei.“ Die Kinder hätten an Durchfall, Erbrechen und Dehydrierung gelitten.

Unter den Ankommenden seien auch Diabetiker mit massiv hohen Zuckerwerten gewesen. Einige schwangere Frauen, die über Schmerzen im Unterbauch klagten, wurden in die gynäkologische Abteilung des Spitals in Eisenstadt gebracht. Insgesamt seien viele der angekommenen Flüchtlinge in einem schlechten Zustand gewesen, erzählte eine Helferin aus Wien: „Sie haben gezittert vor Kälte, die Kinder haben geweint, geschwollene Füße gehabt.“

Zeit zum Durchatmen für Rotkreuz-Helfer

In der Versorgungsstation am Bahnhof Nickelsdorf in der Nähe des Grenzübergangs war am Sonntag im Vergleich zum Samstag weniger los. Das sei für das Rote Kreuz eine Gelegenheit zum Durchschnaufen, sagte Pressesprecher Tobias Mindler. Man habe Zeit, die Camps grundzureinigen und Arbeiten wie die Kleiderausgabe zu erledigen. Denn sonst liege die Priorität auf der medizinischen Versorgung und auf der Versorgung mit Essen und Trinken.

Rund 14.000 Flüchtlinge seit Samstag

Seit Samstag in den frühen Morgenstunden zogen etwa 14.000 Flüchtlinge durch Nickelsdorf durch. Die Regierungen in Wien und Berlin hatten am späten Freitagabend zugesagt, Flüchtlinge - etwa aus dem Kriegsgebiet in Syrien - aus Ungarn nach Österreich und Deutschland einreisen zu lassen. Seither sind damit rund 13.000 potenzielle Asylbewerber aus Ungarn nach Österreich gekommen. Für den Großteil von ihnen ist Österreich nur eine Zwischenstation, sie wollen nach Deutschland.

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