Flüchtlingsdrama: Weitere Festnahmen

Im Flüchtlingsdrama auf der Ostautobahn (A4) hat es zwei weitere Festnahmen gegeben. Ein Mann wurde in Bulgarien, einer in Ungarn festgenommen. Die beiden waren per Europäischem Haftbefehl gesucht worden.

„Nun müssen die bulgarischen Behörden dieses abwickelnde Verfahren noch durchführen, was die Übergabe der Person betrifft“, teilte Verena Strnad, Sprecherin der Staatsanwaltschaft (StA) Eisenstadt mit. Für die zweite festgenommene Person war ein weiterer, fünfter Europäischer Haftbefehl ausgestellt worden. Dieser Mann wurde in Ungarn festgenommen, hieß es. Ob es weitere Festnahmen von der ungarischen Behörde beziehungsweise Polizei gab, konnte zunächst nicht bestätigt werden.

U-Haft in Ungarn

In der Nacht auf Sonntag war in Ungarn ein fünfter Verdächtiger festgenommen worden - mehr dazu in Fünf Schlepper festgenommen. Zuvor klickten bereits am Donnerstag für vier Verdächtige in Ungarn die Handschellen. Über diese vier Personen war am Samstag vom Kreisgericht der südungarischen Stadt Kecskemet Untersuchungshaft verhängt.

Zwölf Schlepper seit Sonntag festgenommen

Die Schwerpunktkontrollen gegen Schlepper in der Ostregion sind auch am Dienstag unverändert weitergegangen. 305 Flüchtlinge wurden am Montag im Burgenland aufgegriffen. Zwölf Schlepper wurden seit Beginn der Aktion am Sonntag festgenommen.

Die aktuellen Ereignisse in Ungarn würden in der Aufnahmestelle in Nickelsdorf bisher keine merklichen Auswirkungen zeigen, sagt Polizei-Sprecher Helmut Marban. So wurden am Dienstag rund 100 weitere Flüchtlinge - mehrheitlich Syrer - aufgegriffen, was dem „Schnitt der letzten Tage“ entspreche.

Die Kontrollen, die sowohl an den Hauptverkehrs- wie auch an den Ausweichrouten durchgeführt werden, beeinträchtigten den Verkehr an der Ostautobahn am Dienstag hingegen kaum. Lediglich bei den Lkw-Kontrollen gebe es leichte Verzögerungen, so Marban.

Dokumente und Reisepässe sichergestellt

Unterdessen hat die Polizei im Zuge der Obduktion der 71 Flüchtlinge Reisedokumente und Ausweise sichergestellt. Die Ermittlungen laufen weiter, sagt Polizeisprecher Gerald Pangl.

„Es wurden in den Kleidungsstücken der Opfer Reisedokumente gefunden, es sind rund ein Dutzend Dokumente – alle aus Syrien. Es steht auf Grund dessen die Identität der Opfer noch nicht zu 100 Prozent fest. Man muss jetzt noch überprüfen, ob das tatsächlich die Dokumente der Personen waren, bei denen sie gefunden worden sind", so Pangl.

Erste Ergebnisse am Freitag möglich

Das Ergebnis der Obduktion der 71 Leichen ist damit noch ausständig. „Bis Montagnachmittag waren 40 Opfer obduziert. Wir können und wollen der Gerichtsmedizin nicht vorgreifen, aber die Umstände deuten darauf hin, dass die Personen in dem Lkw erstickt sind“, so Pangl. Möglicherweise könnte es am Freitag erste Ermittlungs- beziehungsweise Obduktionsergebnisse geben.

Abgeschlossen sind hingegen die kriminaltechnischen Untersuchungen am und im LKW, der derzeit noch in Nickelsdorf abgestellt ist. „Die Spuren werden noch ausgewertet. Es obliegt dann der Staatsanwaltschaft, dass der Lkw freigegeben wird beziehungsweise dass er an einem sicheren Ort verwahrt wird“, erklärt der Polizei-Sprecher.

Hinweise erbeten

Die Polizei bittet um Hinweise zum Flüchtlingsdrama auf der A4 unter LPD-B-LKA@polizei.gv.at

Hotline wird gut angenommen

Weiterhin gut angenommen werde die für Angehörige eingerichtete Hotline 059 133 10 3333. „Es kommen laufend Anrufe von besorgten Familienmitgliedern herein, die ihre Verwandten zum Teil schon seit Monaten suchen. Hier werden Informationen, etwa über persönliche Merkmale aufgenommen“, so Pangl.

Foto von toten Flüchtlingen im Fokus

Staatsanwaltschaft und Polizei gehen nun auch der Frage nach, wie das Polizeifoto, auf dem die toten Flüchtlinge in dem Kühl-LKW zu sehen sind, der KronenZeitung zusgespielt wurde - mehr dazu in „Krone“-Foto: Staatsanwaltschaft ermittelt (wien.ORF.at; 28.8.2015). Laut Polizei dürfte jener Beamte, der das Foto gemacht hat, nicht derjenige sein, der das Bild auch weitergegeben hat.

Die Staatsanwaltschaft jedenfalls hat nun dem Bundesamt zur Korruptionsprävention und Korruptionsbekämpfung den Auftrag erteilt den Sachverhalt umfassend zu prüfen. Konkret geht es um die Verletzung des Amtsgeheimnisses. Die Staatsanwaltschaft war am Dienstag für keine Stellungnahme bereit. Man verweist auf eine Pressekonferenz gemeinsam mit der Polizei, die am Freitag stattfinden soll.

Trauermarsch in Eisenstadt

Nach dem Flüchtlingsdrama-Gedenkgottesdienst am Montagabend im Stephansdom in Wien wird auf Facebook derzeit zu einem Trauermarsch in Eisenstadt geladen. Auf Initiative der Refugees in Eisenstadt wolle man gemeinsam vom Domplatz bis zur Landespolizeidirektion in der Neusiedler Straße gehen.

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