20 bis 50 Tote bei Flüchtlingstransport

Auf der Ostautobahn (A4) ist Donnerstagvormittag zwischen Parndorf und Neusiedl am See ein Schlepperfahrzeug mit mehreren toten Flüchtlingen entdeckt worden. Es ist von 20 bis 50 Toten die Rede, der Schlepper ist geflohen.

Am späten Vormittag sei auf der A4 in einer Pannenbucht zwischen Parndorf und Neusiedl ein 7,5 Tonnen schwerer Lkw entdeckt worden, der, wie sich später herausstellte, schon am Mittwoch dort geparkt gewesen sei, sagte Landespolizeidirektor Hans Peter Doskozil bei einer Pressekonferenz in Eisenstadt. Den Polizisten bot sich ein Bild des Grauens. Aus dem Lkw drangen bereits Verwesungsflüssigkeiten, so Doskozil.

Schlepper-Lkw

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In diesem Lkw wurden die toten Flüchtlinge gefunden

Zahl der Toten noch nicht klar

Daher könne man davon ausgehen, dass die Menschen im Lkw schon länger tot gewesen seien. Es lasse sich noch nicht klar sagen, wie viele Tote in dem Lkw seien, so Doskozil. Man könne zum jetzigen Zeitpunkt auch noch keine konkreten Angaben dazu machen, wie der Tod eingetreten sei.

Auf der Seite des Lkw sei ein langer Riss zu sehen gewesen, sagte ORF-Reporterin Dorottya Kelemen, die in Parndorf beim Tatort war. Die Seite sei so ausgebeult gewesen, als ob die Flüchtlinge noch versucht hätten, irgendwie aus ihrem tödlichen Gefängnis herauszukommen.

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Ausschnitt aus der PK am Donnerstag, bei der Landespolizeidirektor Hans Peter Doskozil und Innenministerin Johanna Mikl-Leitner über die Flüchtlingstragödie informierten.

Mikl-Leitner: Schlepper sind Kriminelle

„Diese Tragödie macht uns alle betroffen“, betonte Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP), die von einem dunklen Tag sprach. „Schlepper sind Kriminelle, und wer jetzt noch immer meint, dass es sanftmütige Fluchthelfer sind, dem ist nicht zu helfen“, so die Ministerin.

Krisenstab der Landespolizeidirektion

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Krisenstab im Landespolizeikommando am Donnerstagnachmittag

Tatortarbeit wird Tage dauern

Allein die Tatortarbeit werde Tage dauern, sagte Gerald Tatzgern, Leiter der Zentralstelle zur Bekämpfung der Schlepperkriminalität und des Menschenhandels im Bundeskriminalamt. Der Laster und dessen Umgebung müssten an Ort und Stelle akribisch kriminaltechnisch untersucht werden, um alle Beweismittel zu sichern und keine Spuren zu zerstören.

Bereits angelaufen seien die Abklärungen mit ausländischen Behörden, die Herkunft des Lkws betreffend. Auf dem Kühlwagen mit ungarischen Kennzeichen befindet sich der Schriftzug einer slowakischen Hühnerfleischfirma. Laut Sprecher des Unternehmens wurden 13 ihrer Lkws 2014 verkauft. Offenbar habe ein Käufer einen der Transporter nach Ungarn weiter veräußert, sagte der Firmensprecher. Um welches Fahrzeug es sich im konkreten Fall handle, lasse sich nicht nachvollziehen. Der Käufer sei nicht verpflichtet, die Firmenaufschrift zu entfernen.

Schlepper-Lkw wird abtransportiert

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Der Schlepper-Lkw wurde am Nachmittag abtransportiert

Leichen werden in Halle geborgen

Eine Bergung der Leichen sei am Tatort nicht möglich, sagte Helmut Marban, Sprecher der Landespolizeidirektion Burgenland, am Donnerstagnachmittag. Das Fahrzeug wurde daher gegen 15.30 Uhr abgeschleppt und in eine Halle in der Nähe des Tatorts gebracht worden, die von der ASFINAG zur Verfügung gestellt wurde.

Wie der Leiter der Staatsanwaltschaft Eisenstadt, Johann Fuchs, mitteilte, soll der Lkw dort geöffnet werden. Die Tatortgruppe der Polizei wird dann weitere Untersuchungen vornehmen, ein an Ort und Stelle befindlicher Gerichtsmediziner wird mit der Befundaufnahme beginnen. „Es hat 31 Grad, insofern eilt die Zeit“, sagte Fuchs.

Ermittlungen bis hin zu Mord

Der Staatsanwalt erklärte zu dem Fall, dass man in alle Richtungen hin ermittle - vom Tatbestand der Schlepperei über den Tatbestand der Gemeingefährdung bis hin zu Mord. Gerichtsmedizinische Sachverständige sind für Gutachten bestellt worden.

Polizei sucht Zeugen

Außerdem sucht die Polizei Zeugen im Zusammenhang mit dem Abstellen des Lasters in der Pannenbucht bei Parndorf. Erst am Donnerstagvormittag hatte die burgenländische Polizei von der Festnahme dreier Schlepper berichtet - Drei Schlepper festgenommen. Die Flüchtlinge waren in diesem Fall in einen Kastenwagen gepfercht gewesen und berichteten, dass sie kaum Luft bekommen hätten.

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