Vorwurf: Saisonarbeiterinnen ausgebeutet

Zwei Saisonarbeiterinnen aus Ungarn sollen von ihrem Arbeitgeber, einem Gemüsebauern im Seewinkel, ausgebeutet und schikaniert worden sein. Derartige Fälle häuften sich, so die Regionalstelle des Gewerkschaftsbundes in Neusiedl am See.

Zwei junge Saisonarbeiterinnen aus Ungarn kamen in die ÖGB-Regionalstelle und baten um Hilfe: Sie seien seit Monaten von ihrem Chef, einem Gemüsebauern, unterbezahlt worden und es gebe Schikanen und mangelnde Sicherheitsstandards.

Saisonarbeiterin: Nicht korrekt angemeldet und bezahlt

Man habe eine 40-Stunden-Woche gehabt, sei aber nur 20 Stunden angemeldet gewesen, so eine der Erntearbeiterinnen. Der Bauer habe für Überstunden zu wenig oder gar nichts bezahlt. Für das Arbeiten am Wochenende oder an Feiertagen habe es keine Zuschläge gegeben und auch den aliquoten Teil des Weihnachts- und Urlaubsgeldes habe man nicht bezahlt bekommen.

„Wir mussten in den Folientunneln arbeiten, wenn es blitzte und Gewitter nieder gingen, weiters durften wir beim Arbeiten nicht sprechen“, erzählte die zweite ungarische Saisonarbeiterin. Während man in den Folientunneln gearbeitet habe, seien daneben die Pflanzen gespritzt worden. „Wir bekamen Husten und Ausschläge, sind wir zum Arzt gegangen gab es Schikanen“, so die Ungarin.

ÖGB-Regionalstelle Neusiedl am See

ORF

In der ÖGB-Regionalstelle Neusiedl am See häufen sich Beschwerden

ÖGB: Keine Einzelfälle

Das seien keine Einzelfälle, sagte der Regionalsekretär des ÖGB, Oliver Krumpeck. Gerade jetzt während der Erntezeit häufen sich die Beschwerden - vor allem von ausländischen Arbeitnehmern. In den vergangenen drei Jahren habe man einen Anstieg bei den Beratungen in der Region Neusiedl am See bemerkt. Außerdem komme es immer öfter vor, dass mit den Leuten menschenunwürdig vorgegangen werde, so Krumpeck.

LWK: Schikanen sind nicht zu tolerieren

Die Ansprüche der Arbeiterinnen werden jetzt berechnet. Kommt es zu keiner Einigung mit dem Arbeitnehmer gehen die Fälle ans Arbeitsgericht. Zusätzlich droht eine Anzeige wegen Lohn- und Sozialdumpings. Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Stefan Hautzinger sagte zu den Vorwürfen, dass Schikanen nicht zu tolerieren sind und die Landwirtschaftskammer auf die Einhaltung der gesetzlichen Vorschriften pocht.